Der Anbau von Bio-Champignons und die Belieferung von Kunden, darunter fast alle Supermarktketten, sind in vollem Gange. Im größten Pilzzuchtbetrieb in Südwestdeutschland ist ein Einsatz rund um die Uhr der 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erforderlich. Pro Woche werden 45 Tonnen Speisepilze in den neuen Hallen auf der Rheinschanzinsel geerntet. Das im Spätjahr 2024 gesteckte Ziel von 50 Tonnen ist nahezu erreicht, freut sich Geschäftsführer Patrick Deckers.
Wenn sich alles eingespielt hat und der Absatz weiterhin so gut glückt, soll die Produktion auf 100 Tonnen ansteigen. Doch dazu werden noch weitere Gebäudeteile auf der sechs Hektar großen Fläche gebraucht. Wenn sodann alle Bauarbeiten abgeschlossen sind, dürfte eine Investitionssumme von 50 Millionen Euro erreicht sein. Über 50 neue Arbeitsplätze soll es am Ende im Philippsburger Pilzbetrieb geben.
Für das Großprojekt zeichnet die „Rheinische Pilz-Zentrale“ in Geldern (NRW) verantwortlich. Mit Stolz weist der Geschäftsführer auf den durchgetakteten Betriebsablauf hin. Die kleinen kugeligen Fruchtkörper gedeihen in zehn warmen Anzuchtsräumen auf einer Fläche von jeweils 450 Quadratmeter. Nach nur zwei Wochen werden sie über „Brücken“ in die zehn gegenüberliegenden Ernteräume gezogen, wo sie noch weiterwachsen dürfen. Zu keinem Zeitpunkt steht eine Halle eine Weile leer. Sofort kommt Nachschub.
In den Gebäuden mit der Anzucht werden die Champignons auf nährstoffreichen Substraten in langen Regalen bis zur Daumengröße vorgezüchtet. Im Erntebereich reifen die Pilze so lange weiter, bis sie die Größe zum Pflügen erreicht haben. Unterschiedliche Temperaturen von – je nach Bedarf – zwei bis 25 Grad sind für den optimalen Ablauf des Prozesses notwendig.
Die weißen und braunen Pilze in der von den jeweiligen Discountern gewünschten unterschiedlichen Größen zwischen 30 und 70 Millimeter werden auf dem regionalen Markt angeboten. Im Anstieg begriffen ist die Anzahl der Pilzgenießer. In der Bevölkerung gebe es einen eindeutigen Trend zu frischen Pilzen. Immer weniger Deutsche mögen Dosenpilze, etwa aus Frankreich oder China.
Champignons sind nicht nur begehrt, sondern auch gesund, reich an Kalium und Riboflavin. Ihnen werden zahlreiche medizinische Eigenschaften nachgesagt, ist vor Ort zu erfahren. „Die Belieferungen unserer Kunden erfolgen mit drei Lkw täglich. Das alles klappt reibungslos.“ Erntehelfer, zumeist aus Polen, pflücken in den Hallen auf Fahrgerüsten die Pilze. Ein fleißiger Mitarbeiter kommt auf 500 bis 600 Kilogramm pro Tag – und auf einen überdurchschnittlichen Verdienst.
Das historische Hofgut nebenan, bei Bränden zerstört und von Vandalen heimgesucht, soll im ursprünglichen Baustil grundsaniert werden, lässt Deckers wissen. Gedacht sei an die Unterbringung der Mitarbeiter. Leider verhindere das deutsche Bürokratie-Monster einen zügigen Baufortschritt.
Werner Schmidhuber