Impuls

„In der Fremde erfährt man, was die Heimat wert ist, und liebt sie dann umso mehr.“
Ernst Wichert

Dieses Jahr fahre ich zum ersten Mal ins „Sudetenland“ – in das Heimatdorf meiner Großmutter nach Girsig, im heutigen Tschechien. Aus diesem kleinen Dorf wurden alle deutschen Einwohner 1946 gewaltsam vertrieben und viele von ihnen kamen dann hierher nach Stutensee, wo sie sich mit viel Fleiß und Ausdauer eine ganz neue Existenz aufgebaut haben.
Die alte Heimat hat meine Oma nie vergessen. Mit leuchtenden Augen konnte sie erzählen von den Bergen, den grünen Sommerwiesen, der Landwirtschaft und dem einfachen und bodenständigen Leben dort zuhause.
Ich selber – das muss ich reumütig gestehen – habe als Jugendlicher immer ein bisschen lächeln müssen, wenn meine Oma so in Erinnerungen geschwelgt ist. Schon der Begriff „Heimat“ erschien mir doch immer ein wenig angestaubt und aus der Zeit gefallen.
Heute aber kann ich vieles davon besser nachvollziehen.
Schon während meiner Studienzeit in Freiburg habe ich gemerkt, wie sehr mir mein Heimatort fehlt – die vertrauten Menschen, die ebene Landschaft, die Schleichwege, die man nur kennt, wenn man schon lange hier lebt und so vieles mehr.
Ich war glücklich, als vor einigen Jahren dann klar wurde: Wir können als Familie wieder zurückkehren zu unseren Wurzeln nach Stutensee. Ich lebe sehr gerne hier – hier ist meine Heimat. Und ich gebe zu – auch, wenn mir das manchmal ein bisschen peinlich ist – wenn ich länger als ein paar Tage auf Reisen bin, dann bekomme ich echt Heimweh nach zuhause.
Von meiner Oma habe ich gelernt: Heimat ist etwas, das sich nie von außen herstellen lässt. Heimat ist eine tiefe innere Gewissheit, die mir zeigt: Hier gehöre ich hin. (Dennis Nagel)