Die evangelische Kirchengemeinde Baiertal-Dielheim lud wieder zu einem Impuls am Sonntagmorgen ein. Diesmal stand die Künstlerin und Forscherin Maria Sibylla Merian im Mittelpunkt. Die beiden Referentinnen Magdalene Hubbuch und Gisela Krewing-Rambausek, offizielle Schmetterlingsguides für Baden-Württemberg, stellten eine außergewöhnlich selbstständige Frau aus dem 17. Jahrhundert vor.
Merian wurde in Frankfurt als Tochter der Kupferstecherfamilie Merian geboren. Nach dem Tod des Vaters heiratete ihre Mutter den Maler und Kupferstecher Jakob Marell. Dieser Stiefvater erkannte Merians Talent als Künstlerin und unterrichtete sie mit seinen anderen Lehrlingen. Zudem war Merian sehr wissbegierig und untersuchte die Raupen und Puppen von Seidenraupen und anderen Raupen.
Weitere Stationen ihres Lebens führten sie zurück nach Frankfurt und in die Niederlande. Von dort aus reiste sie schließlich mit einem Handelsschiff nach Surinam (Südamerika), um die Tier- und Pflanzenwelt zu erforschen und aufzuzeichnen. Nach zwei Jahren kehrte sie, an Malaria erkrankt, zurück nach Amsterdam. Dort konnte sie lange vom Verkauf ihrer Zeichnungen und Stiche leben.
Merians wissenschaftliche Leistung war die Entdeckung der Metamorphose der Schmetterlinge vom Ei bis zum Schmetterling. Auf ihren Stichen stellte sie die Wirtspflanze mit den Eiern, den Raupen, Puppen und fertigen Schmetterlingen dar. Zudem sind diese Stiche künstlerisch so ansprechend, dass Merian sie in der üppigen Barockzeit erfolgreich verkaufen konnte. Auf diese Bilder können auch heutige Wissenschaftler noch zurückgreifen.
Die Referentinnen ergänzten ihre Ausführungen mit eigenen Fotos von Schmetterlingen aus der heutigen Zeit, um die präzise Arbeit Merians deutlich zu machen. Die Besucher konnten die Begeisterung und Bewunderung der Referentinnen spüren. So viel eigene Initiative, so viel Forscherdrang, so genaue wissenschaftliche Arbeit und so viel Kunstfertigkeit einer Frau, die sich innerhalb der Konventionen ihrer Zeit bewegen musste. Zum Erforschen der Entwicklung der Raupen musste sich Merian die Tiere von anderen Leuten bringen lassen. Denn als Frau durfte sie die Stadtmauern nicht alleine verlassen. Musikalisch unterstützt wurden die Referentinnen von Gerhard Müller, der Variationen von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ vortrug. So ergab sich ein sehr schöner, harmonischer und bereichernder Impuls.
Der nächste Impuls findet am Sonntag, 23. Februar, statt. Dann steht Astrid Lindgren im Fokus.