Um das ehrgeizige Ziel des Landes, Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen, laufen bei der Stadt Bad Dürrheim bereits zahlreiche Maßnahmen. Ein zentraler Schwerpunkt liegt auf der energetischen Sanierung öffentlicher und privater Gebäude, um den Einsatz fossiler Brennstoffe zu minimieren oder sogar vollständig darauf zu verzichten. Dadurch wird die Wärmeerzeugung für Heizung und Warmwasser klimafreundlicher, und der CO₂-Ausstoß erheblich reduziert.
Welche Maßnahmen bisher schon in die Wege geleitet wurden, erläuterten im Gemeinderat die städtische Klimaschutzmanagerin Alisia Meisch und die Referentin für Nachhaltigkeit der Kur- und Bäder GmbH, Sarah Hildebrand.
So ist vorgesehen, dass die Stadt Bad Dürrheim einen Sanierungsfahrplan für ihre Gebäude erstellt und die daraus entstehenden Maßnahmen priorisiert. Als Grundlage erstellt die Klimaschutz- und Energieagentur Schwarzwald-Baar-Heuberg derzeit für 38 Gebäude einen Smart-Check und ein externes Büro erarbeitet eine Potentialanalyse für den Ausbau von Photovoltaik. Die energetische Sanierung der städtischen Gebäude soll sowohl mit eigenen Mitteln als auch mit Fremdkapital über Contracting erfolgen. Konkrete Planungen laufen für die Sanierung der Heizungsanlagen der Realschule sowie der Ostbaarschule.
Wie die Energie- und CO₂-Bilanz gezeigt hat, fallen die meisten Emissionen im Bereich der Wärmeversorgung der städtischen Gebäude an. Daher sind dies die wichtigsten Maßnahmen zur Erreichung des Ziels der klimaneutralen Stadtverwaltung.
Zu den Energiesparmaßnahmen der Stadt gehört auch der Austausch der Straßenbeleuchtung. Die Stadtwerke Villingen-Schwenningen erstellen dazu im Auftrag der Stadt ein Beleuchtungskonzept. Bereits 300 (entspricht 15 %) der rund 2.000 Leuchten wurden schon auf LED umgestellt. Weitere 700 Leuchten sollen im Zuge eines Contractingvertrags von einem externen Investor (Contractor) modernisiert werden, für 540 Leuchten wurden Zuschüsse beim Bundesumweltministerium beantragt und die restlichen 460 Leuchten werden ebenfalls voraussichtlich bis zum Jahr 2027 umgerüstet.
Für das Ziel der klimaneutralen Gesamtstadt kommt es nicht nur auf die Stadtverwaltung, sondern auch auf die Privaten an. Wie Alisia Meisch von der Stadtverwaltung berichtete, bietet die Stadt neben der kostenlosen Energieberatung für Bürgerinnen und Bürger auch eine Beratung für Vereine an. Für einen Eigenanteil von nur 50 Euro kann jeder Verein eine Energieberatung für das vereinseigene Gebäude bestellen, wobei die Stadt den größten Teil des 600 Euro teuren Gutachtens trägt. Bisher haben zwei Vereine das Angebot angenommen. Die Klimaschutzmanagerin warb dafür, dass das Angebot nach wie vor stehe.
Nach dem Beschluss zur freiwilligen Wärmeplanung durch den Gemeinderat wurden Haushaltsmittel zur Umsetzung der darin beschlossenen Maßnahmen eingeplant. 2025 sollen zwei vom Bund geförderte Machbarkeitsstudien hinsichtlich Wärmenetzen im Norden und Süden der Kernstadt anlaufen. Zudem soll ein Konzept für die Wärmeversorgung der Klinik Hüttenbühl und der benachbarten Wohnbebauung erarbeitet werden.
Durch den Bau von drei Windrädern auf dem Osterberg in Öfingen könnte die Stadt Bad Dürrheim rechnerisch ihren gesamten Strombedarf auf der eigenen Gemarkung erzeugen und damit lokal energieautark werden. Der Gemeinderat hatte die Ausweisung der Flächen im März befürwortet. Neben dem ökologischen Aspekt gibt es hier auch noch einen finanziellen: für jede der drei Windkraftanlagen könnte die Stadt rund 200.000 Euro Pachteinnahmen pro Jahr sowie Gewerbesteuereinnahmen erhalten. Die Stadt hat eine Stellungnahme zur Aufnahme der Flächen in den Regionalplan abgegeben, um die planerischen Voraussetzungen zu schaffen.
Zum Klimaschutz gehört, wie Alisia Meisch berichtete, auch die E-Mobilität. Zwischen April 2023 und Dezember 2024 wurden und werden 13 öffentliche E-Ladesäulen an neun Standorten neu installiert, sie befinden sich an Pkw-Parkplätzen beim Narrenschopf, am Salinensee, in der Königsberger Straße (Wohngebiet Wasserstein), am Rathaus Biesingen, Rathaus Hochemmingen, am Ortseingang Oberbaldingen, am Service-Center Ostbaar zwischen Ober- und Unterbaldingen, am Feriendorf Öfingen und am Sunthauser See. Die Tiefbauarbeiten sind aktuell in vollem Gange.
Ein weiterer Baustein ist das Mobilitätskonzept, das bis Ende 2026 erstellt wird. Ausgangspunkt ist eine Analyse des Ist-Zustandes, darauf aufbauend wird eine Potentialanalyse erstellt. Dabei geht es um die Linienbus- und Radwegverbindungen zwischen Bad Dürrheim und den benachbarten Städten sowie die Verbindungen zwischen Kernstadt und den sechs Ortsteilen. Mit einfließen sollen die Ergebnisse aus den Projektgruppen und Auswertungen der Bürgerbefragung und Bürgerbeteiligung.
Speziell beim Radverkehr soll eine sichere Route vom Wohnmobilstellplatz bis zum Gewerbegebiet ausgewiesen werden. Der Grünring, der parallel zur Scheffelstraße verläuft, soll für Radfahrer sicherer gestaltet und ausgebaut werden. Mehr Platz für Radler soll auch in der Carl-Friedrich-Benz-Straße im Gewerbegebiet geschaffen werden, indem Pkw-Parkplätze entlang der Straße aufgelöst werden. Verbessert werden soll außerdem die durchgängige Beschilderung von Radwegen. Am Parkplatz beim Busbahnhof ist geplant eine Fahrradbox zum sicheren Abstellen von 16 Fahrrädern (davon acht E-Bikes zum Verleihen) aufzustellen.
Weitere Klimaschutzmaßnahmen sind die Umstellung der Bepflanzung der städtischen Blumenbeete auf pflegeleichte Stauden, die nicht mehr zweimal jährlich erneuert werden müssen und die – anders als der bisherige Wechselflor – resistent gegen Trockenheit und Hitze sind und so auch eine Kostenersparnis mit sich bringen. Diese Maßnahme trägt nicht zum Ziel der Klimaneutralität bei, weil dadurch keine Treibhausgasemissionen vermieden werden. Sie leistet allerdings einen Beitrag zur Biodiversität und Artenvielfalt.
Für die Kur- und Bäder GmbH berichtet die Referentin für Nachhaltigkeit Sarah Hildebrand, dass durch das Unternehmen E-Ladesäulenparkplätze umgesetzt wurden. Diese sind am Haus des Gastes für die Dienstfahrzeuge installiert sowie weitere acht E-Ladesäulen direkt am Solemar für die Öffentlichkeit. Im Solemar gibt es auch eine E-Ladestation für E-Bike-Akkus. 40 % der Fahrzeuge der städtischen Tochtergesellschaft sind elektrisch angetrieben. Darüber hinaus sind ein Lastenrad und E-Roller im Einsatz. Die Kur- und Bäder GmbH bezieht Ökostrom, betreibt drei Blockheizkraftwerke, mit denen Strom und Wärme erzeugt wird, und tauscht sukzessive Pumpen in ihren Bädern und Gebäuden aus, um Energie zu sparen.
Im Energiemanagement erstellt die Kur- und Bäder GmbH seit vielen Jahren quartalsweise und jährliche Energiemanagementberichte. Die Umstellung auf LED Leuchten hat in den Gebäuden schon vor einigen Jahren begonnen. Für die eigenen Gebäude der Kur- und Bäder GmbH ist geplant, einen Sanierungsfahrplan analog dem Verfahren der Stadtverwaltung zu erarbeiten. Ebenso wird ein touristischer Fußabdruck erstellt. Auch bei Verbrauchsmaterialien wird auf Nachhaltigkeit geschaut, etwa im Fitnesszentrum, wo die Putztücher aus Papier durch wiederverwendbare Mikrofasertücher abgelöst wurden. Das Solemar wird jährlich in Zusammenarbeit mit der REMONDIS-Gruppe mit dem Nachhaltigkeitszertifikat für das Abfallmanagement ausgezeichnet. Und der neue Küchenchef des Kurhauses, Hannes Eberhard, der seit April dort wirkt, schaut sich intensiv nach regionalen Lieferanten um. Eberhard, der in Barcelona und Freiburg in hochdekorierten Küchen tätig war, will mit seinem Konzept auch in Bad Dürrheim zum Mittag- und Abendessen regionale Küche mit regionalen Produkten bieten.
Die Kur- und Bäder GmbH hat von 2012 bis 2014 gemeinsam mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und der TourCert gGmbH die Zertifizierung „Nachhaltiges Reiseziel“ mitentwickelt. Seit nun zehn Jahren ist Bad Dürrheim über die KuBä als Nachhaltiges Reiseziel zertifiziert, wie Sarah Hildebrand berichtete. Touristische Betriebe können sich als Partnerbetrieb Nachhaltiges Reiseziel über die Kur- und Bäder GmbH mit einer Selbstauskunft auszeichnen lassen.
Der durch die KuBä gepflegte Kurpark dient mit seinem Biodiversitätspfad, den naturnahen Blumenwiesen und als Veranstaltungsort für das Grüne Klassenzimmer nicht nur zur Naherholung an der frischen Luft, sondern auch als Bildungsort für Nachhaltigkeit und Biodiversität für Klein und Groß.
„Man merkt, da geht wahnsinnig viel in Bad Dürrheim in Richtung Klimaschutz“, kommentierte Bürgermeister Jonathan Berggötz die beiden Berichte.
BILD Klimaprojekte_Staudenbeete
Durch den Austausch von alten Heizungen in den städtischen Gebäuden soll der Verbrauch fossiler Energieträger reduziert werden. Davor blüht ein weiteres Projekt – die Bad Dürrheimer Staudenbeete.