Sicherlich sind schon unzählige Bilder von den herrlichen Magnolienbäumen vor dem Haus des Gastes von Kurgästen gepostet worden. „Das ist ein richtiger Foto-Hotspot“, sagt ein Anwohner und lacht.
Die historische Mühle Weickgenannt, in der sich heute die Tourist Information befindet, präsentiert sich momentan verhüllt. Glücklicherweise ist der Stoff, der aufgrund von Renovierungsarbeiten mit einem Gerüst angebracht wurde, transparent, sodass man das schöne Gebäude noch erkennen kann. „Es werden Reparaturarbeiten an der Fassade ausgeführt und wir bekommen auch ein Hinweisschild, das die TI schon von weitem als solche erkennbar macht“, erklärt Leiter Klaus Heinzmann. Noch bis zur Maibaumaufstellung wird alles fertig sein, verspricht er.
Viele fleißige Hände trafen sich am vergangenen Mittwoch im Sole-Aktiv-Park mit Schubkarre und Hacke. Treffpunkt war die „Wilde Ecke“, einem Areal, das hinter dem See beginnt. Gleich hinter dem Eingangsbogen wurden hier laut dem Hinweisschild bereits Rückzugsinseln und Lebensräume für Insekten und Kleintiere geschaffen. Außerdem sollen hier heimische Kräuter, Blumen, Sträucher und Bäume vorgestellt werden. Einige unter den Pflanzen sind wahre Küchentalente oder besitzen sogar Heilkräfte. Im Insektenhotel herrscht mit den ersten Sonnenstrahlen bereits reges Treiben und Summen. Immer wieder verschwindet vor allem die gehörnte Mauerbiene in den Röhren und man könnte stundenlang zusehen. Jingshe wird dieser Abschnitt des Jahres in China genannt, was so viel heißt wie „Erwachen der Insekten“. Doch nicht nur in der Eidechsenburg und der Benjeshecke aus hauptsächlich dünnerem Gehölzschnitt soll Leben und Vielfalt entstehen, denn obwohl es auch vielleicht noch einmal kalt werden kann, ist nun Pflanzzeit.
Anja Schué, Expertin für essbare Wildpflanzen, hält zwei Pflanzen der russischen Riesenbeere in der Hand, die nun in der Beerenhecke ihren Platz finden sollen. „Die haben wir von einem Beerenexperten bekommen, der aus der Ukraine stammt“, berichtet sie. Schnell werden alle Helfer vom Arbeitskreis für Natur und Umwelt (AHNU) von ihr instruiert.
Bernd Möbius und Bernd Nagel beginnen die Sträucher zurückzuschneiden, damit nicht alles beispielsweise von der Aronia überwuchert wird. Anja Schué hat aber auch jede Menge Samen mitgebracht und sucht jetzt die richtigen für die Fläche „Freunde der Sonne aus“, zu denen natürlich auch die Sonnenblume gehört. Bienenschätze wie Wermut, Pastinake, Gewürzfenchel, wilde Malve, Buchweizen halten es auch im Halbschatten aus, meint sie. Gut verbreitet hat sich schon der Gundermann, den man gut an den violetten Blüten erkennt und der aufgrund der ätherischen Öle und Bitterstoffe als Gewürzpflanze geschätzt wird. Bereits die alten Germanen nutzten ihn als Heil- und Zauberpflanze.
Ulrike Stein greift nach einigen Samenpäckchen und nimmt sich ein Gebiet vor, wo sich schon der kleine Wiesenknopf, auch Pimpinelle genannt, wohlfühlen. Caroline Stockmann, Umwelt- und Klimaschutzbeauftragte der Gemeinde, hilft auch bei der Aktion mit und trägt Wasser zum Angießen der Samen herbei. Je dicker der Samen, desto tiefer in die Erde. Riesengänsefuß, Spinat in der Vertikalen, kann man wie diesen essen. „Zupfen ist erlaubt“, erklärt Schué, denn dann wächst er erst recht. Nebenan wird Ähringer Erdbeerspinat demnächst ein schmackhafter Hingucker sein. „Es gibt ein Riesenvielfalt, da muss man auch einfach aus dem Bauch raus bestellen“, lacht Schué, und weiß auch über die Wirkungsweise des einjährigen Beifuß Bescheid.
Mittwochs hat Uwe Schelling frei. Die Bäume sind jetzt zurückgeschnitten, einige Bäume hat er vom AHNU als Baumpate übernommen und ist seit rund einem Jahr dabei. Den Fachwart für Obst, Garten und Landschaft hat er bereits mit Prüfung und Abschluss in Heidelberg absolviert. „Es gibt nichts Besseres“, sagt er, denn hier wechseln sich ein Tag Theorie mit einem Praxistag ab. „Wir waren stundenlang draußen und haben angefangen mit den kleinen Bäumen im Erwerbsanbau und bis zu den großen, alten Bäumen alles geschnitten.“ Den fachmännischen Unterricht in einer Gartenanlage, wo auch die Gärtner ihre Meisterprüfung machen, fand er sehr interessant. So bekam er über einen Lehrer Kontakt zum AHNU und beteiligt sich nun auch in der „Wilden Ecke – artenreich & essbar“. „Ein tolles Projekt“, meint er, das hier vom AHNU, der Gemeinde und der Tourist-Information gemeinsam organisiert wird. Inzwischen ist auch Erwin Holzer gekommen und hat neben einigen Pflanzen auch Rhododendron-Erde mitgebracht. Die Heidelbeeren, die Bernd Nagel gerade pflanzt, mögen nämlich saure Erde. Nebenan sind schon die Berberitze, Goji- und Apfelbeere und auch Johannisbeeren zu Hause. Birgit Rösner, die gleich im Eingangsbereich häckelt, freut sich darüber, mal wieder den guten Heinrich zu sehen, dessen 12 cm lange Triebe wie Spargel zubereitet werden können. Die Blüten schmecken wie Brokkoli. Im Balkan stellt man aus den zerstoßenen Rhizomen ein Konfekt her, das wie Erdnussbutter schmeckt.
Bei Führungen können Interessierte lernen, wie die wilde Ecke entsteht und sich auch Anregungen für den eigenen Garten holen. Hier informiert beispielsweise Yvonne Sander, Coach für Selbstversorgung und essbare Wildpflanzen, bei einem Spaziergang über das Projekt im Sole-Aktiv-Park und was man alles pflanzen kann.
Informationen und Termine gibt es unter www.bad-schoenborn.de/Natur-erleben-zu-Fuss (cm)