Die Besonderheiten dieser Inszenierung: Schauspielerin und Schauspieler erscheinen nicht in der für solche Darstellungen gewohnten Bekleidung und mit den Gebärden Ahrimans oder Luzifers, sondern in modernen Kostümen, ebenso Benedictus. Subtile Andeutungen in Sprache und Gebärde fordern die Zuschauenden zur inneren, aktiven Teilnahme auf. Die Alltagsnähe ist damit nicht hinderlich, sondern trägt gerade dazu bei, Geisteskräfte und Wirken der Versucher intensiv zu erleben. – Die Seelenkräfte Philia, Astrid und Luna treten nicht auf, werden aber als Schwestern angesprochen und mit eurythmischem Tierkreishintergrund in entsprechendem farbigem Licht dargestellt, was magisch tief beeindrucken kann, selbst wenn Zuschauende diesen anthroposophischen Hintergrund nicht kennen.
Inhaltlich legt Benedictus zu Beginn des Spiels die schwere Aufgabe auf Marias Seele, sich in Selbsterkenntnis der Beziehung zu Johannes bewusst zu werden. Im weiteren Verlauf widersteht Maria dem Anliegen Ahrimans; Johannes Thomasius jedoch erliegt der schmeichelnden Versuchung Luzifers. Das Spiel endet mit einem kurzen Monolog Marias, dass sie diese Schicksalsbeziehung gern weiter verfolgen würde. Sie endet aber auch im dritten Mysteriendrama noch nicht.
Obwohl Capesius, eine zentrale Gestalt im zweiten Mysteriendrama, hier nicht auftritt – dazu hätte es eines dritten Schauspielers bedurft –, dürfte dies nicht als Mangel erlebt werden. Umso packender ergreifen die Zuschauer die dramatische Entwicklung in der Freundschaft von Maria und Johannes.
Bereits im letzten Jahr war den beiden Hauptakteuren eine konzentrierte und ergreifende Darstellung gelungen. Die Beziehungen unter uns Menschen auf spirituellem Niveau werden angesprochen und zeigen gerade damit eine hohe gegenwärtige Aktualität auf. Wir hoffen wir für dieses Mal, auf eine rege Beteiligung.