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In Memoriam (10)
125 Jahre Saalbau
Mehr denn je ist es interessant, die Entstehung eines solchen Saales nachzuzeichnen, dessen Existenz auf private Initiativen zurückgeht und nicht zuletzt im volkskulturellen Kontext des Ortes mehr als nur lokale Bedeutung hatte. Bedeutungen, die über die Funktion als Fest- und Versammlungsraum weit hinausreichen. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass nur drei Jahre später, gleichfalls auf private Initiative hin, nur wenige Meter entfernt ein weiterer Festsaal, der Ochsensaal, entstanden ist, dann bekommt dieser Bau ein ganz besonderes Gewicht. Zwei Festsäle, in denen zwei Vereine mit unterschiedlichen politischen und weltanschaulichen Auffassungen ihre spezifische Kultur zur Wirkung brachten.
Im Frühjahr 1899, vielleicht auch schon vor Gründung der Saalbaugesellschaft, waren bereits Pläne vorhanden, anhand derer man die Raumkonzeptionen von Wirtschaft, Kegelbahn und Saal diskutierte.
Am 13. Mai 1899 wird das Baugesuch eingereicht. Zuvor hatte der Vorstand der Saalbaugesellschaft am 7. Mai die Planungsentwürfe von Werkmeister Mayer unterzeichnet, der diese im April 1899 gefertigt hatte. Am 20. Mai 1899 wird vom Königlichen Oberamt das „Gesuch um Erlaubnis zum Neubau des Wohn- und Wirtschaftsgebäudes Nr. 443 in Neuhausen und zum Anbau eines Saales mit Kegelbahn an dieses Gebäude“ genehmigt. Bereits am 26. Mai 1899 werden die „Bedingungen zur Verakkordierung der Bauarbeiten bei Erstellung eines Saales mit Kegelbahn für die Saalbaugesellschaft m. b. H“ den örtlichen Handwerkern vorgelegt.
Am 16. April 1900 schließlich fand die offizielle Einweihungsfeier des Saalbaues statt, zu der die Honoratioren des Ortes geladen wurden. Nach einem gemeinsamen Mittagessen im neuen Saalbau, fand gegen 16.00 Uhr noch ein feierlicher Festakt statt.
Im Stil des Eklektizismus
Wie aus den ersten architektonischen Entwurfszeichnungen ersichtlich wird, ist man nicht nur in der Ausführung des Baus hinsichtlich Architektur und Stil teilweise deutlich von den ursprünglichen Planungen abgewichen. Mehr noch: Wie an vielen anderen Objekten auch, so setzte sich auch hier der Historismus mit seiner unglaublichen Vielfalt an Stilen durch. Wie an den vielen Beispielen von bürgerlicher Hausarchitektur aus der Jahrhundertwende gezeigt werden kann, waren Außen- wie Innengestaltung von Saal und Gastwirtschaft nichts Außergewöhnliches. So zeigt sich also der Saalbau in seinem Äußeren wie Inneren in einer stilistischen Mixtur, den man als historisierenden Eklektizismus umschreiben könnte.
Eine ausführliche Darstellung zur Bau- und Stilgeschichte finden Sie im 4. Band der Edition Kulturgeschichte.
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