
Das Buch „Fabelland. Der Osten, der Westen, der Zorn und das Glück“ von Ines Geipel ist eine nachdenkliche, literarisch anspruchsvolle Analyse der deutschen Wiedervereinigung und ihrer Nachwirkungen, insbesondere aus ostdeutscher Perspektive. Das Buch war nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis.
Grund genug für die Asperger Grünen, Frau Prof. Geipel zu einer Lesung/Diskussion einzuladen. Schließlich feiern wir die deutsche Wiedervereinigung zum 35. Mal. Und doch ist nicht alles gut in der Beziehung zwischen den „alten“ Bundesländern und den „neuen“ Bundesländern. Manchmal erscheint es so, dass es wieder mehr Trennendes gibt. Woran liegt das?
Im Zentrum des Buches stehen die Ereignisse rund um den Mauerfall 1989, die darauf folgenden Hoffnungen und die Transformation Ostdeutschlands. Geipel verbindet persönliche Erinnerungen, ihre Familiengeschichte und erlebte Zeitgeschichte mit historischen und soziologischen Studien. Sie reflektiert, wie in Ost und West die Wiedervereinigung erzählt wird, und analysiert, warum bei vielen Ostdeutschen immer noch das Gefühl besteht, Bürger zweiter Klasse zu sein. Dabei fragt sie, woher der Zorn und die Verleugnung im aktuellen gesellschaftlichen Zustand stammen und ob die Deutschen ihr historisches Glück verspielen könnten.
Das Buch ist eine Mischung aus persönlichem Bericht, historischer Dokumentation und politischer Analyse. Geipel arbeitet faktenbasiert, bleibt jedoch essayistisch und nutzt eine sehr individuelle Sprache, um neue Fragen zu eröffnen und Emotionen greifbar zu machen. Sie hinterfragt Legenden und Mythen rund um die DDR, weist auf die Retraumatisierung von Menschen hin und kritisiert politisch motivierte Umschreibungen der Geschichte. Die Kluft zwischen Ost und West wird differenziert dargestellt und mit Beispielen aus der eigenen Biographie unterfüttert.
Ines Geipel suchte im Keltensaal bald den Kontakt zu den Zuhörerinnen und Zuhörern. Sie will wissen, wie wir die Wiedervereinigung erlebt haben und wie in Asperg (und unter den Gästen) das historische Glück eingeordnet worden ist. So entsteht eine muntere Diskussion mit vielen – auch sehr persönlichen – Beiträgen zur deutsch-deutschen Geschichte.
Dabei bestand Einigkeit, dass wir die jungen Menschen, die erst nach der Wiedervereinigung geboren sind, mehr über die Geschichte unterrichten müssen, dass mehr persönliche Erzählungen notwendig sind, damit kein falsches Narrativ entsteht.
Ein interessanter Abend mit zentralen Botschaften:
Vielen Dank an Ines Geipel und alle Zuhörerinnen und Zuhörer, die sich mit ihrer Geschichte und ihren Erfahrungen eingebracht haben. Wir werden weiter daran arbeiten, dass dieser historische Glücksfall auch als solcher wahrgenommen wird.
