Am 17. Mai lädt die Amsel-Kontaktgruppe Landkreis Calw „Die Bunte Truppe“ von 10 bis 17 Uhr zu einem besonderen Infotag in den Quellenhof nach Bad Wildbad ein. Unter dem Dach der AMSEL – „Aktion Multiple Sklerose Landesverband Baden-Württemberg“ – dreht sich alles um die Multiple Sklerose (MS), ihre Auswirkungen und die Frage, wie Betroffene und Angehörige im Alltag unterstützt werden können.
Neben Vorträgen und Gesprächen rund um das Leben mit MS gibt es auch kostenlose Hörtests und Informationen zum Zusammenhang zwischen Multipler Sklerose und Gehör. Doch es geht nicht nur um medizinische Fakten – im Mittelpunkt stehen Begegnung, Austausch und gegenseitige Unterstützung, bzw. Akzeptanz.
Die Bunte Truppe versteht sich als Selbsthilfegruppe, die Menschen mit MS und ihre Familien nicht allein lässt. Mit regelmäßigen Treffen, Aktionen und viel Engagement setzt sie sich das ganze Jahr über für mehr Sichtbarkeit und konkrete Hilfe im Alltag ein.
Für alle, die nicht nur zuhören, sondern auch mit anpacken möchten, gibt es die Möglichkeit, gegen eine Spende eine Tasse Kaffee und ein Stück selbstgebackenen Kuchen zu genießen. Die Köstlichkeiten werden unter anderem von den Mitgliedern der Gruppe zubereitet – eine kleine Geste, die den Tag noch einladender macht.
Doch nicht nur kulinarisch gibt es etwas zu entdecken: Am Infostand wird eine Auswahl an Bastelarbeiten angeboten, die von den Mitgliedern der Selbsthilfegruppe und von Gönnern selbst hergestellt wurden. Näh- und Häkelartikel sowie andere kreative Bastelarbeiten, aber auch Kleinigkeiten für die Küche können gegen eine Spende erworben werden. Diese kleinen Angebote sind nicht nur eine Freude fürs Auge und den Gaumen, sondern auch eine wichtige Möglichkeit, die Arbeit der Selbsthilfegruppe zu unterstützen. Alle Erlöse fließen in die Projekte der Bunten Truppe, insbesondere in ein besonders dringendes Vorhaben: den Umbau eines Fahrzeugs, das für Menschen im Rollstuhl oder mit eingeschränkter Mobilität geeignet ist.
Die Bunte Truppe ist auf Spenden angewiesen, um das Ziel zu erreichen, ein Fahrzeug anzuschaffen, das es MS-Betroffenen ermöglicht, an den Treffen und Veranstaltungen der Gruppe teilzunehmen. Im Landkreis Calw leben über 150 Menschen mit MS, doch viele von ihnen können nicht mehr selbstständig fahren und sind auf fremde Hilfe angewiesen. Daher ist ein behindertengerecht ausgebautes Fahrzeug von enormer Bedeutung. Die Bunte Truppe plant, einen Transporter (Sprinter) umzubauen, der Platz für drei bis vier Rollstühle und Rollatoren bietet. Dieser Umbau ist mit erheblichen Kosten verbunden – die notwendigen 15.000 bis 20.000 Euro müssen durch Spenden aufgebracht werden.
Die Bunte Truppe ist eine Selbsthilfegruppe, die sich vor allem den sozialen Aspekten innerhalb der MS-Erkrankung widmet. Die Gruppe wurde vor drei Jahren neu gegründet, nachdem sie jahrelang inaktiv war und fast aufgelöst worden wäre. Michael Meßmer, der 1. Vorsitzende der Selbsthilfegruppe, und Norbert Gliche, der Angehörigenvertreter, waren mit Conny Walz die treibenden Kräfte hinter der Wiederbelebung der Gruppe. In einer schwierigen Phase, als die Selbsthilfegruppe im Landkreis Calw fast vor dem Aus stand, riefen sie zu einem Neustart auf und fanden schließlich die Unterstützung, die sie brauchten, um die Gruppe wieder aufleben zu lassen. Heute zählt die Selbsthilfegruppe 45 Mitglieder, von denen etwa 20 regelmäßig an den Treffen teilnehmen. Die Mitglieder im Alter von 20 bis 80 Jahren bringen unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven mit.
Die MS-Betroffenen, die sich in der Bunten Truppe zusammengeschlossen haben, sind nicht nur körperlich betroffen, sondern auch emotional und sozial herausgefordert. MS ist eine unberechenbare Krankheit, die in Schüben oder chronisch verläuft und bei den Betroffenen unterschiedliche Symptome verursacht. Einige Mitglieder der Gruppe haben die schubweise Form der MS, bei der es zu wiederholten Krankheitsschüben kommt, während andere an der chronischen Form leiden, bei der die Symptome kontinuierlich fortschreiten. Michael Meßmer, der 1. Vorsitzende, hat beide Formen der Krankheit. Er kämpft mit einer eingeschränkten Beweglichkeit, besonders in seinem rechten Bein, doch trotz dieser Einschränkung gibt er nie auf und motiviert andere, ebenfalls aktiv zu bleiben.
Bevor er die Diagnose MS erhielt, war Michael Meßmer ein begeisterter Extremsportler. In den Jahren vor seiner Diagnose fuhr er Downhill-Bike, lief Inlineskating, joggte und fuhr Skifahren. 2006 – im Jahr der Diagnose – kam der sportliche Einschnitt: Die MS beeinträchtigte das Gleichgewicht von Michael so sehr, dass er viele seiner früheren Sportarten nicht mehr ausüben konnte. Doch anstatt sich von der Krankheit stoppen zu lassen, fand er neue Wege, sich körperlich zu betätigen. Er entdeckte den Rollstuhl-Sport, das Handbike fahren, Schwimmen und das Fitnessstudio als neue Herausforderungen. Michael hat eine bemerkenswerte Haltung: „Vom Extremsportler zum MS-Sportler“ beschreibt er seinen Weg, der für ihn nie ein Ende hatte, sondern lediglich eine Umorientierung darstellte. „Ich werde niemals stillstehen“, sagt er. Michael ist nicht nur Vorsitzender der Bunten Truppe, sondern auch als Berater für Neu-Erkrankte tätig. Er hilft anderen, ihre neue Realität zu akzeptieren und zeigt ihnen, wie sie ihre Lebensqualität trotz der Krankheit verbessern können.
Norbert Gliche engagiert sich in der Selbsthilfegruppe nicht nur als Mitglied, sondern auch als Angehörigenvertreter. Seine Frau Christel ist selbst MS-erkrankt und Norbert kennt die Herausforderungen, vor denen nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Angehörigen stehen. „Ich wollte meine Frau vor 26 Jahren heiraten und nicht nur ihre Krankheit“, erzählt er. Diese Philosophie hat ihn durch die Jahre begleitet, in denen er die Krankheit seiner Frau miterlebte. Christel hatte zunächst die schubweise Form der MS, die sich später zur chronischen Variante entwickelte. Heute setzt sich Norbert mit Herzblut dafür ein, dass Angehörige und Betroffene gemeinsam an einem Strang ziehen und sich gegenseitig unterstützen.
Mehr Infos zur Amsel Kontaktgruppe Landkreis Calw gibt's im Internet unter www.amsel.de sowie direkt bei Conny Walz (07052-5106, calw@amsel.de) und bei Michael Meßmer (0178-3843023; calw1@amsel.de). (mm)
Was ist Multiple Sklerose (MS)?
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, also von Gehirn und Rückenmark. Meist beginnt sie im frühen Erwachsenenalter.
Typisch für MS ist: Verlauf, Beschwerden und Therapieerfolg können sich von Mensch zu Mensch stark unterscheiden – deshalb wird sie oft auch „die Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ genannt.
Wichtig zu wissen:
MS ist nicht ansteckend,nicht zwangsläufig tödlich,keinMuskelschwund und keine psychische Erkrankung. Und: Nicht jede MS führt automatisch in den Rollstuhl – das ist ein weit verbreiteter Irrtum.
Wie häufig ist MS?
Weltweit leben schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen mit MS. In Deutschland sind es laut Bundesversicherungsamt über 280.000 Betroffene – jährlich kommen rund 15.000 Neuerkrankungen hinzu. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer. Die meisten Diagnosen erfolgen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, seltener auch im Kindesalter oder jenseits der 60.
Auffällig: Je weiter eine Region vom Äquator entfernt liegt, desto häufiger tritt MS auf.