Initiative Radel-In: Wendlingen macht auf dem Rad mobil

Einen besseren Einstieg in einen Artikel kann man sich nicht wünschen. Eine Story über die Initiative Radel-In in Wendlingen, die mit Unterstützung der Allianz für Beteiligung stetig wächst, stand an. Also ein Anruf bei Karin Sigler-Simon, der Vorsitzenden der Initiative. Wann man denn zum Gespräch über die Initiative nach Wendlingen kommen soll? „Ach was, ich komme zu Ihnen nach Esslingen, ich fahre ja sowieso jeden Tag ein paar Stunden Rad“, lautete die Antwort.

Auf dem Fahrrad zum Interview

Einen Tag später steht eine jugendliche 70-Jährige vor der Tür, das E-Bike sauber im Hof geparkt und bestens vorbereitet, von der Erfolgsgeschichte Radel-in zu erzählen. Und die geht so: Im Frühjahr 2022 als Corona am abebben war, haben in Wendlingen im Rahmen der Wendlinger Nachhaltigkeitstage Karin Sigler-Simon und Elke Immig-Scheiber die Initiative Radel-In gegründet – mit der Zielsetzung, die Situation für den Radverkehr in Wendlingen entscheidend zu verbessern.

Wer Karin Sigler-Simon kennengelernt hat, der kann sich gut vorstellen, dass sie mit ihrer gelebten Begeisterung fürs Radfahren an entscheidenden Stellen Herzen und Hirne für ihr Anliegen gewonnen hat. In kürzester Zeit nahm das noch junge Projekt Fahrt auf. Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel wurde für die Sache gewonnen, Stadtbaumeister Ulrich Scholder ebenso wie die Gemeinderatsfraktionen. „Wir bekamen zur Nutzung kostenlose Räume mit der notwendigen Infrastruktur im Bürgerzentrum MiT (Menschen im Treff Stadtmitte)“, zählt Sigler-Simon auf. Sem Schade, der damalige Wendlinger Klimaschutzmanager, schaltete sich dazu, der ADFC klinkte sich ein und auch der Verein für Ökologie und Mobilität, dessen Schwerpunkt Car-Sharing ist, war dabei.

„Ohne die Allianz würde es uns so nicht geben“

Mächtig ins Schwärmen gerät Sigler-Simon, wenn sie vom nächsten Schritt beim Radel-In erzählt. Im vergangenen Jahr trat die Allianz für Beteiligung auf den Plan und hob das Rad-Projekt so richtig in den Sattel. „Ohne die Allianz würde es uns so nicht geben“, stellt Sigler-Simon klar. Die Allianz für Beteiligung ist ein Netzwerk, das sich für die Stärkung von Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg einsetzt. Mit der Überzeugung, dass gesellschaftliche Herausforderungen in Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft mit Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern besser gemeistert werden können.

Das perfekte Match

„Deshalb entwickeln wir Maßnahmen, um Bürgerbeteiligung als Ergänzung der repräsentativen Demokratie in Baden-Württemberg nachhaltig zu verankern. Dabei sind uns drei Punkte besonders wichtig. Erstens: Die Bedarfe, die zivilgesellschaftliche Akteure bei Beteiligung haben. Zweitens: Der Dialog auf allen Ebenen, durch den Beteiligung überhaupt erst gelingen kann. Und drittens: Gruppen einzubeziehen, die sich bei der Gestaltung unserer Demokratie und Gesellschaft bislang weniger einbringen“, heißt es auf der Homepage des Netzwerks. Mit Karin Sigler-Simon und ihrer Leidenschaft fürs Radfahren und dem Netzwerk Allianz ist das perfekte Match gelungen.

„Zunächst gab es für Radel-In den sogenannten Beteiligungstaler in Höhe von 2000 Euro, womit wir Werbemittel gestalten und produzieren lassen konnten“, berichtet Sigler-Simon und legt eine Reihe von Flyern auf den Tisch. Sie stellen das Kurs- und Tourenprogramm der Initiative vor. Doch es gab noch mehr: Für Kosten im Wert von rund 4000 Euro fanden Beratungen für eine gelungene Öffentlichkeitsarbeit, für digitale Auftritte, für Kampagnen zur Werbung und für handfeste Hinweise, wie man einen Messe- oder Infostand aufbaut. „In den Beteiligungsforen haben wir sehr viel gelernt“, zieht Sigler-Simon Bilanz. Als beglückend empfand sie die Wertschätzung, die die Allianz den Ehrenamtlichen entgegengebracht hat. „Die Allianz hat uns darin bestärkt, dass unsere Arbeit für die Gesellschaft sehr wichtig ist.“

Dank Radel-In umgedacht

In Wendlingen haben sich seit der Gründung der Radel-Initiative nicht nur Radwege verbessert, Radabstellplätze vermehrt, Radfahren als positives Beispiel im Bereich der Mobilität und für attraktive Aktivitäten im Bereich Kultur und Natur etabliert, Radfahrer und -fahrerinnen eine stärke Lobby erhalten, Sigler-Simon hat mit ihrer Liebe zum Radfahren schon jede Menge andere Menschen infiziert. Und das bekommt sie vielfach zurück: „So viele Menschen geben mir Rückmeldungen, wie toll meine geführten Radtouren sind.“

Gelebte Radbegeisterung

Kein Wunder, denn Karin Sigler-Simon ist gelebte Radbegeisterung. Von klein auf trat sie in die Pedale. Vater und Bruder saßen ebenfalls gerne im Sattel. Ihre Arbeitsstelle an der Schule in Frickenhausen hat die Lehrerin grundsätzlich von Wendlingen aus mit dem Rad angesteuert und auch sonst, wann immer es möglich war, das Rad genutzt. Heute im Ruhestand ist es das reine Genussradeln geworden, auch Urlaub macht sie mit dem Rad. „Wenn ich von einer 80-Kilometer-Tour abends ausgepowert nach Hause komme, bin ich einfach glücklich. Dann poste ich Fotos mit dem Text: ‚Das Leben ist schön‘“, sprachs, setzt sich ihren Helm auf, steigt in den Sattel und brettert los.

Mehr erfahren

Sie möchten selbst auf dem Fahrradsattel aktiver werden oder weitere tolle Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung kennenlernen? Beim Forum für Gesellschaftlichen Zusammenhalt gab es Netzwerkmöglichkeiten für ehrenamtlich Tätige in ganz Baden-Württemberg. Eine Rückschau zu dieser großen Netzwerkveranstaltung für ehrenamtlich Tätige finden Sie hier.

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