Inklusionsbeirat Schwetzingen
68723 Schwetzingen
Soziales

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Inklusiver Besuch in der Zeyherschule Unser Vorhaben, bereits unseren Jüngsten in der Gesellschaft das 'Anders-Sein' zu erklären und ihnen Menschen...
Die Kinder der Nordstadtschule in der Aula hörten gebannt zu und hatten viel Fragen.
Die Kinder der Nordstadtschule in der Aula hörten gebannt zu und hatten viel Fragen.Foto: Rempp

Inklusiver Besuch in der Zeyherschule

Unser Vorhaben, bereits unseren Jüngsten in der Gesellschaft das 'Anders-Sein' zu erklären und ihnen Menschen vorzustellen, die mit verschiedenen Einschränkungen leben, wollen wir unbedingt weiterführen“, verspricht der Vorsitzende des Beirats Gerhard Rummel. Bei ihren aktuellen Besuchen in der Zeyher- und Nordstadtschule, fühlten sich die beiden Beiratsmitglieder Kürsat Özdemir und Raquel Rempp sichtlich wohl.

„Wir werden so herzlich empfangen von den Schulleitungen, den Lehrerinnen und den Kindern, da macht uns dieser wichtige Einsatz in Sachen 'Inklusion' doppelt so viel Spaß!“, versichern die beiden. Kürsat Özdemir erklärte den Kindern in seiner offenen und humorvollen Art, wie es zu seiner Blindheit kam, wie er lernte damit umzugehen und jetzt ein fast ganz normales Leben führt. „Es gibt manche Dinge, die kann und darf ich nicht, aber ich versuche fast alles möglich zu machen“, gab er den Kindern Mut, nicht aufzugeben, wenn mal etwas nicht gleich auf Anhieb klappen würde. Auf die Frage der Kinder, wie er sich denn kochen könnte und wüsste, wie das Fleisch oder das Gemüse zu schneiden sei, antwortete er lachend: „Ich habe mir gefühlt schon 1000 Mal in die Finger geschnitten und mich auch schon beim Kochen verbrannt, aber beim 1001. Mal weiß ich dann wie es geht.“

Leben mit Einschränkung

Die Zweitklässler der Zeyherschule waren sofort mit dabei, als es dann mit Schwarzbrillen im Selbstversuch daran ging, wie sich das Leben mit Seheinschränkung anfühlt. Kichernd führten und leiteten die sehenden Kinder die „nicht-sehenden“ im Klassenzimmer herum, nachdem Özdemir ihnen erklärt hatte, wie Blinde zu führen seien. „Im Spiel kann man die meisten Dinge am besten vermitteln“, weiß der Physiotherapeut, der zurzeit seinen Bachelor of Science im Studiengang Physiotherapie absolviert, zu berichten. Regelmäßig hat er mit Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren im „Goalball-Training“ zu tun, einem immer bekannter werdenden Blindensport. Er scheint in der Tat das richtige Händchen zu haben im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, denn die Kinder fanden den jungen Mann „richtig cool“ und scheuten sich nicht, in Löcher in den Bauch zu fragen. Ute Geller-Schmitdke, die Schulleiterin der Zeyherschule, konnte es kaum fassen, in welcher Geschwindigkeit Özdemir Texte aus der Sprachausgabe seines iPhones verstehen kann.

Kinder stellten Fragen

„Unser Gehör ist besonders geschärft und trainiert, weil wir ja unseren eingeschränkten Sehsinn ausgleichen müssen“, erklärte er auch den insgesamt 167 Kindern der ersten, zweiten und dritten Klassen in der Schulaula der Nordstadtschule, die von Lehrerin Samiya Bilgin und ihrer „Handgiraffe“ aus den Klassenzimmern in die Aula abgeholt wurden. „Wie machst du das mit dem Reisen? Wie kannst du essen? Wie weißt du, wo was ist?“, waren einige der vielen Fragen, die die Kinder stellten. „Wer kennt alles den Frankfurter Flughafen?“, fragte Özdemir und sagte. „Dann wisst ihr ja, wie riesig der ist.“, als die Hände der Kinder hochgingen. „Wir Blinde gehen an die Infopoints und sagen, dass wir blind sind. Wenn wir Glück haben, kommt das Flughafenpersonal bald und bringt uns dann dahin, wo wir hinmüssen.“ Die Frage eines Kindes „Hast du denn Spaß am Leben?“, beeindruckte Özdemir. „Ja, natürlich habe ich Spaß. Wie jeder andere auch. Warum sollte ich denn keinen Spaß haben? Ich sehe nicht wie ihr mit den Augen, sondern einfach nur anders: mit meinen Ohren und Händen.“ (red)

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