Das DLR-Institut für Technische Thermodynamik hatte 2018 in Modellrechnungen anhand von Literaturdaten geschätzt, dass an allen deutschen Windkraftanlagen 1200 Tonnen Insekten pro Jahr umkommen könnten. Allerdings kommen die Autoren selbst zu dem Schluss, dass ihre Modellrechnungen noch dringend durch empirische Studien überprüft werden müssen.
Eine solche Studie mit Klebefallen hat das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe 2021 veröffentlicht. Die Zahl der Insekten an der Kanzel ist zu jeder Messung signifikant geringer als am Mastfuß. Die höhere Anzahl an der Kanzel am 20.6.2018 erklärt sich aus fast völliger Windstille – weswegen dann auch keine Tiere erschlagen werden (siehe Grafik). Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass „Windenergieanlagen nicht maßgeblich für das Insektensterben verantwortlich sind. Die Ursachen des Rückgangs der Insekten sind vielmehr in der industriellen Landnutzung zu suchen.“
Und in der Tat: Selbst wenn die 1200 Tonnen korrekt sein sollten, wären sie vernachlässigbar gegenüber 450.000 Tonnen von Vögeln gefressener Insekten pro Jahr und erst recht gegenüber der Landwirtschaft mit ihren Pestiziden und Düngemitteln, die für ca. die Hälfte des Insektensterbens verantwortlich ist.
T. Rinneberg