Bereits im Frühsommer 2015 hat die Rhein Petroleum GmbH mit Sitz in Heidelberg beim Bergamt in Freiburg den Antrag auf Erdölförderung im Raum Weingarten-Untergrombach gestellt, weil in Weingarten von 1935 bis 1965 zuerst von der Firma Carl Deilmann und ab 1954 auch von der Deutschen Erdöl AG (DEA) mit Sitz in Wietze Kreis Celle Erdöl gefördert wurde. Das Projekt in Weingarten wird derzeit nicht mehr weiterverfolgt, heißt es in einer Pressemitteilung.
Ein neuer Ölboom ist deshalb wohl nicht mehr realistisch, sodass in Anlehnung an die bekannte TV-Serie durch Weingarten „kein Hauch von Dallas“ wehen wird. Denn das Unternehmen hat, wie in der vergangenen Woche bekannt wurde, Insolvenz angemeldet. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Henrick Schmoll, ein Partner der auf Insolvenzverfahren spezialisierten Heidelberger Kanzlei Wellensiek, bestellt.
Der Platz für die an sich erfolgversprechenden Probebohrungen befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Baggersee im Gewann Bronnloch. Das durch die Aufsuchungsbohrungen erkundete Ölfeld erstreckt sich unterirdisch in nördlicher Richtung auch auf die Gemarkung Bruchsal-Untergrombach. Die Pläne von Rhein Petroleum wurden in den Gremien der Kommunen von Anfang an in Bruchsal ganz und in Weingarten teilweise kritisch beurteilt.
In Bruchsal befürchteten die Stadtwerke, die Bohrungen könnten negative Auswirkungen auf die Wasserqualität haben, denn unmittelbar anschließend an den geplanten Bohrplatz beginnt ein Naturschutzgebiet. In Weingarten wurden im Gemeinderat erhebliche Bedenken im Hinblick auf den benachbarten Baggersee ins Feld geführt. Mit elf Ja-Stimmen gegen sechs Nein-Stimmen bei einer Enthaltung billigte das Gremium den Beschlussvorschlag, die Verwaltung solle mit Rhein Petroleum über den Förderstandort verhandeln. Dabei war dem Gemeinderat bewusst, dass das Unternehmen aufgrund des geltenden Bergrechts auch ohne das Einverständnis der Gemeinde das Vorhaben genehmigen könne.
Die Rhein Petroleum GmbH wollte in Hessen und in Weingarten Erdöl fördern. Nachdem mit dem russischen Angriff auf die Ukraine die Spritpreise auf Rekordhöhen angestiegen sind, schien die Förderung von relativ kleinen Erdölmengen in Deutschland auch wieder rentabel. Denn gegenwärtig kann die heimische Erdölförderung nur zwei Prozent des deutschen Verbrauchs decken.
Die Rhein Petroleum GmbH beantragte 2022 bei der Landesbergdirektion beim Regierungspräsidium Freiburg eine Zulassung für den Bohr- und Testproduktionsplatz in Weingarten. Das Unternehmen erwartete im selben Jahr noch die entsprechende Genehmigung. Doch inzwischen hat sich die finanzielle Lage von Rhein Petroleum anscheinend verschlechtert.
Die Gesellschaft hat laut Bundesanzeiger im Geschäftsjahr 2021 bereits einen Fehlbetrag in Höhe von 1,2 Millionen Euro verzeichnet. Die Verbindlichkeiten beliefen sich auf 19,489 Millionen Euro zum 31. Dezember 2021. Mehrheitsgesellschafterin soll zu diesem Zeitpunkt die Tulip Oil Holding mit Sitz in Rotterdam gewesen sein, die im Bundesanzeiger auch als Kreditgeberin für die offenen Beträge genannt wird.
Die Erdölförderung hat übrigens eine lange Geschichte in Weingarten, die heutzutage nur noch der älteren Generation bekannt sein dürfte. Ab 1935 wurde das „schwarze Gold“ in Baden mit Bohrtürmen an die Oberfläche gefördert und in großen Stahlbehältern bis zur Abholung zwischengelagert. In den drei Jahrzehnten wurden in Weingarten etwa 140 Bohrungen vorgenommen, die sich im westlichen Bereich der Gemeinde bis über die Bahnlinie hinaus erstreckten.
Wie der Geologe der Firma Deilmann, Dr. Erich Holm von Prosch, im Jahr 1987 in einer Veröffentlichung über die Weingartener Geschichte der Erdölförderung ausführte, mussten alle Bohrlöcher mit Pumpen bestückt werden. Denn der geringe Lagerstättendruck verhinderte, dass, wie in guten Ölfeldern möglich, das Erdöl selbsttätig an die Oberfläche hätte fließen können.
Die höchste Fördermenge fiel bereits 1939 mit mehr als 5.500 Tonnen Erdöl an. Dies blieb allerdings ein einmaliger Rekordwert, wie der Geologe berichtet. Im Jahr 1965 endete die Erdölförderung der Firmen Deilmann und der DEA in Weingarten. Der Betriebsplatz der Firma Carl Deilmann im Bruch wurde zum neuen Bauhof der Gemeinde umgewandelt und das Gelände der DEA unmittelbar westlich der Bahnlinie wird seither von anderen Gewerbebetrieben genutzt. Man darf gespannt sein, wie sich die Dinge in dieser Angelegenheit weiterentwickeln und ob in Sachen Erdölförderung durch die Insolvenz von Rhein Petroleum bereits das letzte Wort gesprochen ist. (rof)