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Kommunalpolitik

Interview mit dem Gemeindeverbandsvorsitzenden Dirk Hausmann

Hallo Dirk, lass uns über die Bundestagswahl sprechen. Bist du mit dem Ergebnis zufrieden? Hallo, zusammen! Mit dem Ergebnis im Gesamten...
Foto: CDU Gemeindeverband Kronau

Hallo Dirk, lass uns über die Bundestagswahl sprechen.

Bist du mit dem Ergebnis zufrieden?

Hallo, zusammen!

Mit dem Ergebnis im Gesamten bin ich zufrieden. Viele aus den Reihen der CDU hatten mit einem Ergebnis über 30 % gerechnet, so wie es die meisten Umfragen prognostizierten. Zufrieden bin ich, weil die Wähler unseren Ideen zum Politikwechsel zugestimmt haben und Friedrich Merz sehr wahrscheinlich neuer Bundeskanzler wird.

Mit dem Ergebnis in Kronau bin ich sehr zufrieden. Wir haben bei den Zweitstimmen fast 38 Prozentpunkte hinzugewonnen. Damit liegen wir mehr als 11 Prozentpunkte über dem Wert in ganz Deutschland.

Parallel dazu verzeichnet die AfD bei uns deutlich weniger Zuwachs als beim Gesamtergebnis.

Du sprichst die AfD an. Wundert dich der Zuspruch?

Diese Partei hat ihre Stimmenzahl mehr als verdoppelt.

Leider muss ich sagen, dass ich mit diesem Ergebnis gerechnet hatte. Somit wundert es mich nicht. Die Politik der Ampelregierung hat zu einem enormen Zuwachs bei den Wählern der AfD geführt. Vieles, was die alte Regierung gemacht und entschieden hat, ging einfach am Willen und den Wünschen der Menschen vorbei. Hinzu kommt, dass besonders die Grünen eher ideologisch und moralisierend aufgetreten sind. Die Menschen möchten von der Politik nicht bevormundet, sondern mitgenommen und eingebunden werden. Die Aussage von Katrin Göring-Eckardt, dass die Migration bei den Wählern keine Rolle spielt, ist nicht nur weltfremd, sondern zeugt auch von der immer wieder vorgeworfenen Hochnäsigkeit.

Hier müssen wir dringend Änderungen herbeiführen, ansonsten hat diese Partei in vier Jahren 40 oder noch mehr Prozent.

Ist es nicht zu einfach, den wachsenden Zuspruch der AfD

auf die anderen abzuschieben?

Wir müssen zwei Dinge unterscheiden:

  1. Die linksorientierte Politik der Merkel-Regierung hat den Raum für die AfD geöffnet. Daran hat die Union, wie sie vor Friedrich Merz war, Mitschuld. Ohne Zweifel.
  2. Der Zuspruch zur AfD hat sich allerdings in den letzten drei Jahren dramatisch erhöht.

Dazu ein paar Zahlen: 2017 haben knapp 5,8 Millionen Menschen die AfD gewählt. 2021 waren es 4,8 Millionen. Diese beiden Wahlen fanden nach einer Legislaturperiode unter Führung der CDU statt. Jetzt, nach drei Jahren Ampel, sind es 10,4 Millionen AfD-Wähler.

Welche Änderungen meinst du?

Wir müssen wieder mehr auf die Bürgerinnen und Bürger hören. Wir müssen deren Sorgen und Wünsche ernst nehmen und Lösungen herbeiführen. Wir müssen ehrlich sein. Dazu gehört auch die klare Kommunikation, wenn etwas nicht geht.

Im ersten Schritt muss die neue Regierung aber sehr schnell die größten Themen anpacken. Das sind Wirtschaft, Migration und unsere Infrastruktur. Die Stimmung im Land muss deutlich besser werden. Manche sagen, 50 % der unternehmerischen Entscheidungen basieren auf einem guten Gefühl. Sofern wir es schaffen, Planungssicherheit und Zuversicht in die Unternehmen zu bringen, könnte der dramatische Wegfall von Arbeitsplätzen zumindest gebremst werden.

Bei der Infrastruktur brauchen wir zunächst eine Bestandsaufnahme. Wir müssen wissen, wo das reichlich vorhandene Geld hinfließt. Die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Kommunen betrugen im Jahr 2024 861 Milliarden Euro. Im Januar 2025 wurden bundesweit 9 % mehr Steuern eingenommen als im Vorjahresmonat. Bevor wir über eine Veränderung der Schuldenbremse und eine etwaige Neuverschuldung sprechen, müssen wir einen Kassensturz machen.

Das Thema Migration ist deutlich größer als die bloße Anzahl der zu uns kommenden Menschen. Gewiss müssen wir auch über Rückführungen sprechen. Allerdings sollten wir die Folgen der Zuwanderung auch beleuchten. Flüchtlinge wollen wohnen, brauchen Sozialleistungen, Kinder brauchen einen Platz im Kindergarten oder in der Schule, die ärztliche Versorgung muss gesichert sein und noch viel mehr. Das alles kostet Geld und bringt uns, auch im Hinblick auf unseren Fachkräftemangel, durchaus an unsere Belastungsgrenzen.

Hier muss eine Frage beantwortet werden:
Wie viele Flüchtlinge können wir überhaupt versorgen, ohne dass wir unsere Strukturen und unsere Systeme zum Erliegen bringen?

Das Wahlergebnis, auch das in Kronau, zeigt deutlich, dass man mit der Fokussierung auf linke Themen keine Wähler gewinnt. Die Bevölkerung möchte eine konservative Regierung. Leider ist das allerdings noch nicht bei allen Verantwortlichen in Berlin angekommen. Das Verhalten und die Entscheidungen der SPD deuten für mich auf ein „Weiter so!“ hin.

Sollte es zu einer schwarz-roten Koalition kommen, muss die SPD einsehen, was der Wähler will und das ist eine konservative Führung des Landes. Je mehr wir auf der Scholz-Linie bleiben, desto stärker der Zuwachs der AfD.

Was bedeutet das für Kronau?

Das Gleiche wie überall. Wir müssen mit den Bürgern in einen Dialog gehen und – besonders wichtig – zuhören. Der Besuch von Jens Spahn und die damit verbundene Resonanz zeigt, dass dieser Bundestagswahlkampf, die Politik der letzten Jahre, das Interesse der Menschen an Politik wieder gestiegen ist. Diesen Trend wollen wir aufgreifen und weiter ausbauen.

Ich habe dazu einige Ideen und Ansätze. Im Verlauf dieses Jahres werden wir einiges unternehmen und anbieten. Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme der Kronauer Bürgerinnen und Bürger.

Vielen Dank für deine Zeit!

Sehr gerne und viele Grüße an die Leserinnen und Leser.

Erscheinung
Mitteilungsblatt der Gemeinde Kronau
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Ausgabe 10/2025
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