Dr. Alexander Becker gehört zur Institutsleitung des Max-Reger-Instituts. Dem Wochenjournal Durlach gab er ein Interview.
Becker ist geboren 1972 in Karlsruhe, studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Soziologie von 1992 bis 1999 an der Universität Fridericiana in Karlsruhe; Magisterabschluss 1999 mit einer Arbeit über Max Regers Bearbeitungen von Werken Hugo Wolfs. Vorlage einer Dissertation über Regers Instrumentation im Oktober 2007. Seit 1997 ist er Mitarbeiter im Max-Reger-Institut (MRI), zunächst als studentische Hilfskraft und Betreuer des BrüderBuschArchivs; von 2001 bis 2007 im DFG-Forschungsprojekt Reger-Werk-Verzeichnis, von 2008 bis 2019 in der Reger-Werkausgabe. Seit 2017 ist er Mitglied der Institutsleitung des MRI, seit 2019 Geschäftsführer der Elsa-Reger-Stiftung.
Wochenjournal Durlach (WJ): Herr Dr. Becker, was ist die Aufgabe eines Komponisteninstituts?
Dr. Alexander Becker: Die Hauptaufgabe eines Komponisteninstituts ist zunächst das Sammeln, Archivieren und Erschließen von Dokumenten – wie Notenmanuskripte, Briefe, Erstdrucke, Fotos – und natürlich auch von Literatur zum jeweiligen „Hausheiligen“. Das Max-Reger-Institut hat von seiner Stifterin darüber hinaus auch den Auftrag erhalten, die künstlerische und wissenschaftliche Beschäftigung mit Reger anzutreiben.
WJ: Was macht die Max Reger Musik besonders?
Becker: Regers Musik stellt hohe Anforderungen an seine Interpreten – als wäre es Neue Musik, dabei steht er klar in der klassisch-romantischen Tradition. Seine Harmonik und Melodik ist weitgehend chromatisiert, das heißt durch vielerlei Halbtonschritte geprägt. Doch seine Tonsprache ist (noch) in Dur und Moll gedacht. Außerdem ist das Schema „Melodie mit Begleitung“ ganz aufgehoben. Immer hört man Neues gerade auch in den Nebenstimmen. Das macht die Beschäftigung mit Reger so spannend: Immer wieder gibt es was zu entdecken.
WJ: Wie sehen Sie die weitere Entwicklung und welche Visionen gibt es noch?
Becker: Seit bald acht Jahrzehnten sammelt und erforscht das Max-Reger-Institut Regers Musik. Und immer noch gibt es Schätze zu finden und zu sichern! So konnten wir erst im Dezember das Autograph von Regers „Hymnus der Liebe“ op. 136 erwerben – ein Werk, das er im August 1914 geschrieben hat und das quer steht zur allgemeinen Kriegseuphorie seiner Zeit. Es gehe in seinem Werk „sehr vernünftigerweise um die Menschenliebe, d. h. Nächstenliebe“, betonte Reger zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Inzwischen liegt unser Fokus aber auch sehr stark auf der digitalen Vermittlung unserer Arbeit im Sinne „öffentlicher Wissenschaft“. Sie finden unter maxreger.info viele unserer Schätze und Forschungsleistungen für alle zugänglich.
WJ: Welche Veranstaltungen planen Sie?
Becker: Wir haben im Frühsommer regelmäßig unser Jahreskonzert und veranstalten im Sommer wieder Serenaden im Innenhof der Alten Karlsburg – ein ganz besonderer Konzertort mit hervorragender Akustik unter freiem Himmel. Wir freuen uns da natürlich über den regen Besuch der Durlacherinnen und Durlacher.
WJ: Welche Herausforderungen erleben Sie bei der Führung des Max-Reger-Instituts?
Becker: Das Wichtigste ist, auf die Musik Regers aufmerksam zu machen. Viele kennen ihn aufgrund der sehr zahlreichen und bisweilen ja auch köstlichen Anekdoten, die sich um seine Person ranken – das Entscheidende ist aber, seine Musik zu erleben: Als „Liebe auf den zweiten Blick“ ist sie einmal bezeichnet worden. Und dieser zweite Blick hat es in sich.
WJ: Wie finanzieren Sie das Max Reger Institut?
Becker: Das Institut ist durch die Förderung von Land Baden-Württemberg und Stadt Karlsruhe langfristig gesichert. Außerdem werben wir regelmäßig Zweit- und Drittmittel aus wissenschaftlichen Förderprogrammen, von privaten Spenderinnen und Spendern und durch Zuschüsse gemeinnütziger Stiftungen ein, die den institutionellen Haushalt sogar übersteigen.
Die Fragen stellte Susanne Hilz-Wagner