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Mit dem Fußball Werte vermitteln

Interview mit Jan-Dirk Rausch vom ASV Durlach

Die Werte des Fußballs transportieren, darum geht es dem ASV Durlach. Vorstandsmitglied Jan-Dirk Rausch gab uns ein Interview.
Auch am Tag des Interviews sind die Fußballer beim Spielen aktiv.
Auch am Tag des Interviews sind die Fußballer beim Spielen aktiv.Foto: war

Er ist Durlacher und Fußballer aus Überzeugung; da könne er gar nicht woanders hin. Das sagt Jan-Dirk Rausch. Er ist einer der drei Vorstände des ASV Durlach 02 e. V. Der Fußball steht im Mittelpunkt. Leichtathletik in Kooperation mit der Turnerschaft Durlach auf der Leichtathletikanlage, Lauftreff, Walking und Wandern sind dazugekommen sowie auch Fitnesssport und Asiatische Kampfkunst. Dem Wochenjournal Durlach gab er ein Interview.

Wochenjournal Durlach (WJ): Herr Rausch, Sie führen seit 2020 den Verein. Was beschäftigt Sie aktuell, außer dem Sportgelände Untere Hub?

Jan-Dirk Rausch: Die tägliche Vereinsarbeit verlangt immer mehr Zeitaufwand, und da bin ich froh, dass wir im Dreier-Vorstand (mit Uwe Jäck und Uwe Länge) alle dieselben Ziele haben und sehr harmonisch arbeiten. Im Prinzip geht es um drei Dinge: die wirtschaftliche Solidität bewahren, den Verein sportlich nach vorn zu bringen und nachhaltige Strukturen aufzubauen.

WJ: Apropos Untere Hub: Wie ist da der Stand der Dinge?

Rausch: Der Bebauungsplan ist schon lange bis auf den letzten Quadratmeter im Entwurf fertig. Der Oberbürgermeister setzt ihn aber nicht auf die Tagesordnung des Gemeinderates, weil er hohe Ausgaben für die Stadt befürchtet. Dabei haben sich schon vor Jahren seriöse Investoren bei der Stadtverwaltung gemeldet, die den Sportpark errichten würden, wenn sie im Gegenzug das Bestandsgelände entwickeln können. Damit würden gleichzeitig dringend erforderliche neue Wohnungen geschaffen. Warum man eine solche Chance nicht nutzen will, entzieht sich meinem Verständnis.

WJ: Wie viele Mitglieder hat der Verein aktuell?

Rausch: Knapp 400.

WJ: Wie viele Sparten hat der Verein?

Rausch: Wir sind ganz klar ein Verein, bei dem der Fußball im Mittelpunkt steht. Leichtathletik bieten wir in freundschaftlicher Kooperation mit der Turnerschaft Durlach auf unserer Leichtathletikanlage an. Lauftreff, Walking und Wandern sind dazugekommen, weil viele Fußballer sich mit zunehmendem Alter (und manchmal auch Gewicht) langsamer fortbewegen, aber trotzdem gerne in der frischen Luft sein und das Gesellige nicht vernachlässigen wollen.

WJ: Sie haben auch Fitnesssport und Asiatische Kampfkunst im Angebot bzw. werden es haben. Wer hatte die Anregung dazu?

Rausch: Die asiatische Kampfkunst gibt es bei uns schon über 20 Jahre, auch wenn die Abteilung coronabedingt deutlich kleiner wurde. Mit den Fitnesskursen (Rücken- und Ganzkörpertraining sowie „Body-Fit“) beginnen wir im Mai. Dazu konnten wir die in Durlach bekannte lizenzierte Deutscher Olympischer Sportbund e. V. (DOSB)-Übungsleiterin Heike Metz gewinnen. Wir kennen uns schon lange. Sie ist dem ASV sehr verbunden. Interessenten können sich jetzt schon über die ASV-Homepage informieren.

WJ: Wie viele nehmen das Angebot an?

Rausch: Das lässt sich nicht im Voraus sagen, aber eigentlich gehört jeder Leser und jede Leserin zur Zielgruppe.

WJ: Was waren die wichtigsten Stationen der Vereinsgeschichte?

Rausch: Die Süddeutsche Meisterschaft 1908, die Zugehörigkeit zur Zweiten Liga von 1950 bis 1955, die Zugehörigkeit zur Dritten Liga von 1993 bis 1997, der Gewinn des Badischen Pokals 2008 mit dem anschließenden, unglücklich verlorenen DFB-Pokalspiel gegen Arminia Bielefeld sowie die Oberligazeit von 2008 bis 2011. In der Gegenwart der Wiederaufstieg in die Landesliga nach einer schweren Vereinskrise garniert mit zwei Kreispokalsiegen 2022.

WJ: Wann wurde der ASV gegründet?

Rausch: Am 14. Mai 1902 im Gasthaus Pflug als FC Germania Durlach von zehn mutigen jungen Männern, die also noch nicht mal Mannschaftsstärke hatten, aber keine Lust mehr auf die exerzier-ähnlichen Übungen im Turnverein.

WJ: Was war das Ziel?

Rausch: Das Ziel war klar: Fußball spielen und Gewinnen! Der Name „ASV Durlach“ kommt aus einem Treffen am 8. September 1945, bei dem man sich vorgenommen hatte, in Durlach einen großen Sportverein mit vielen verschiedenen Sparten aufzubauen. Das hat aber aus unterschiedlichen Gründen nicht lange funktioniert.

WJ: Welche Herausforderungen gibt es noch?

Rausch: Mit unserem Gelände (nur zwei Sportplätze, keine Halle und ein 80 Jahre altes Clubhaus) sind wir in der Entwicklung des Vereins eingeschränkt. Bestimmte Angebote, etwa im Jugend- oder Frauenfußball, lassen sich da einfach nicht realisieren.

WJ: Was steht als Nächstes an?

Rausch: Die Kaderplanung der 1. und 2. Mannschaft ist bereits sehr weit gediehen, sodass wir auch im Sportlichen Kontinuität haben. Zudem laufen die Vorbereitungen fürs Durlacher Altstadtfest auf Hochtouren, bei dem wir am Platz vor der Karlsburg manche kulinarische und musikalische Überraschungen präsentieren werden. Unser ASV-Organisationskomitee ist voller Tatendrang.

WJ: Was mögen Sie selbst am ASV?

Rausch: Ich bin Durlacher aus Überzeugung und Fußballer aus Überzeugung; da kann man nicht woanders hin.

WJ: Was gibt Ihnen Sport?

Rausch: Es sind die Werte, für die der Fußball bei uns steht und die wir transportieren wollen: Fairplay, Integration, Toleranz, Respekt und Erfolgsdenken. Wo gibt es diese Werte in der Gesellschaft noch? Bei uns gibt es Spieler mit ganz unterschiedlichem Migrationshintergrund: aus Madagaskar, Marokko, Spanien, Türkei, Kroatien und – sogar aus Durlach. Alle gute Badener. Wir pflegen einen direkten und ehrlichen Umgang miteinander. Und wir setzen uns für diese Werte aktiv ein, zum Beispiel auch durch soziales Engagement. Würden die Sportler die Welt regieren, gäbe es keine Kriege. Ich selbst habe in meiner bisherigen Zeit als aktiver Trainer durch den Sport viele Länder kennenlernen dürfen, u.a. Russland, China und die USA. Wir sind überall als Freunde hingereist und hatten nach unserer Rückkehr weitere Freunde dazugewonnen.

WJ: Was sind Ihre weiteren Ziele?

Rausch: Es geht darum, mit der 1. und 2. Mannschaft zeitnah möglichst eine Klasse höher zu spielen, auch wenn man so etwas nicht planen kann. Immerhin spielte der ASV mal Zweite Liga. Eine Stadt wie Durlach mit 31.000 Einwohnern hat guten Amateurfußball verdient. Wer in dieselbe Richtung denkt, ist bei uns als Mitglied und Unterstützer stets willkommen. Zudem müssen wir trotz der alten sanierungsbedürftigen Anlagen versuchen, nachhaltige Strukturen zu schaffen, um personal unabhängig zukunftsfähig zu sein.

Die Fragen stellte Jennifer Warzecha.

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Ausgabe 16/2025

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17.04.2025
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