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//Interview mit Margarita Gritskova und Maria Prinz //

Zwei internationale Musikerinnen zu Gast im Königlichen Wildbader Kurtheater Die Sängerin Margarita Gritskova (Mezzosopran) und die Pianistin Maria...
Die beiden namhaften Musikerinnen Maria Prinz und Margarita Gritskova (von links).
Die beiden namhaften Musikerinnen Maria Prinz und Margarita Gritskova (von links).Foto: Künstlerinnen

Zwei internationale Musikerinnen zu Gast im Königlichen Wildbader Kurtheater

Die Sängerin Margarita Gritskova (Mezzosopran) und die Pianistin Maria Prinz sind für neue CD-Aufnahmen im Königlichen Kurtheater und geben zum Abschluss am Samstag, 7. September ein Benefizkonzert zu Gunsten des Theaters. Die in Russland geborene Gritskova ist Mitglied des Ensembles der Wiener Staatsoper und gibt zusammen mit der an der Musikuniversität Wien lehrenden Pianistin Maria Prinz einen Liederabend. Auf dem Programm stehen Lieder und Arien aus Opern des italienischen Komponisten Gaetano Donizetti, wie Rossini ein Meister des Belcanto-Stils.
Der „Wildbader Anzeiger“ hat vorab mit beiden charmanten und sympathischen Künstlerinnen ein Interview geführt. Die Fragen stellte Andrea Strittmatter.

Fragen an Sängerin Maria Gritskova

Wildbader Anzeiger: Wie kamen Sie auf unser Theater, durch Rossini?

Margarita Gritskova: Rossinis Musik ist purer Balsam für die Stimmbänder – das hat mir immer meine Lehrerin Irene Bogacheva gesagt, eine großartige Sängerin und Professorin am Konservatorium in St. Petersburg, in das ich schon mit 16 Jahren eintrat. Abgeschlossen habe ich mein Studium - übrigens mit Bestnoten - ebenfalls mit Rossini-Arien und wurde sofort nach Deutschland und Österreich engagiert.

Nach dem großen Erfolg mit Rossinis Arie aus Tancredi, die ich am Wiener Opernball gesungen habe, wurde ich eingeladen als Ottone in Adelaide di Borgogna und als Hauptrolle in Sigismondo im Bad Wildbad-Rossini-Festival. Beides war ein großer Erfolg und wurde von Naxos aufgenommen.

So kann ich sagen, dass Rossini mich am Anfang meiner Karriere geführt hat. Ich bin seiner Musik sehr dankbar und singe sie bis heute gerne - zum Beispiel in Mexico mit Javier Camarena, in der Wiener Staatsoper mit Juan Diego Florez, in Paris mit Maxim Mironov oder kürzlich in Australien mit einem fantastischen Team.

Jetzt werde ich wieder in Bad Wildbad sein, und obwohl es diesmal ein Donizetti-Konzert ist, bin ich mir sicher, dass ich als Zugabe auch etwas von Rossini singen werde. Donizetti selbst hat ja Rossini sehr geschätzt.

Wildbader Anzeiger: Haben Sie einen Lieblingskomponisten zum Beispiel Donizetti?

Margarita Gritskova: Ein Künstler muss das am meisten lieben, was er gerade tut, es muss für ihn absolute Priorität besitzen. Deswegen liebe ich momentan Donizetti ganz besonders. Aber bald wird Albin Fries mein Favorit sein, dessen Lieder ich soeben aufgenommen habe und die ich in einem Konzert in Wien im Herbst erstmals der Öffentlichkeit präsentieren werde.

Wildbader Anzeiger: Gibt es für Sie auch noch Musik zu entdecken, zum Beispiel von Frauen wie Fanny Hensel, Cecile Chaminade, Clara Schumann, Emilie Meyer, Ethel Smyth und Pauline Viardot-Garcia?

Margarita Gritskova: Natürlich gibt es auch Frauen, die ausgezeichnete Komponistinnen waren, wie Clara Schumann, Galina Ustvolskaya, Consuelo Velázquez Torres oder die fantastische Pauline Viardo (die eine der ersten Schülerinnen des Gründers der italienischen Belcanto-Schule - Manuel del Pópulo Vicente García - war). Ich habe Übungen von Polina Viardo früher sehr gerne studiert. Sie sind sehr interessant!

Wildbader Anzeiger: Fühlen Sie sich wohl hier in Deutschland oder sind Sie beide überall zu Hause, wo es gute Musik und Musiker gibt? Wien ist natürlich kaum zu überbieten!

Margarita Gritskova: Ich singe sehr gerne auf der ganzen Welt, aber Deutschland ist für mich ein ganz besonderes Land, denn genau hier, in Weimar erhielt ich mit 21 Jahren meinen ersten Vertrag als Solistin eines Opernhauses! Das war eine große Ehre für mich und ist absolut unvergleichlich!

Wildbader Anzeiger: Wie und wodurch kamen Sie zur Musik?

Margarita Gritskova: Meine Eltern sind beide sehr musikalisch: Meine Mutter studierte Geige an einer Musikschule, und mein Vater lernte selbstständig Gitarre und Klavier und trat in seiner Jugend mit seinen Freunden in Konzerten mit einer richtigen Band auf.

Aber das war nur Hobby: Beide sind Ingenieure von Beruf.

Wildbader Anzeiger: Wann wird Ihre CD veröffentlicht?

Margarita Gritskova: Keine Ahnung! Ich glaube, 2025 oder 2026, ich lasse mich überraschen.

Wildbader Anzeiger: Gab es für Sie ein Schlüsselerlebnis, woraufhin Sie beschlossen, Musikerin zu werden?

Margarita Gritskova: Das war ganz logisch und natürlich, dass ich Musikerin und dann Sängerin geworden bin. Ich spielte sehr gut Klavier, sang schon von Kindheit an und dazu hatte ich die Möglichkeit, schon mit 13 Jahren mit der berühmten und fantastischen Lehrerin Nelli Lee arbeiten zu dürfen. Sie war es, die mir seit meiner Kindheit die wichtigsten Grundlagen für die Geheimnisse des Belcanto gelegt hat. Sie war mein Schutzengel und begleitete mich bis zu ihrem Tod im Jahr 2015 bei allen wichtigen Konzerten und Projekten. Sie war meine Mentorin und Gesangsmutter, der ich unendlich dankbar und auf die ich stolz bin.

Wildbader Anzeiger: Was haben Sie für die Zukunft für Pläne?

Margarita Gritskova: Heutzutage ist es besser, nicht im Voraus über Pläne zu sprechen, aber ich kann sagen, dass etwas völlig Ungewöhnliches und Erstaunliches auf mich wartet!

Auch werde ich als Jurymitglied des Schubert-Wettbewerbs für Gesang in Wien teilnehmen. Ich freue mich sehr darüber! Eine interessante Erfahrung, einmal auf der anderen Seite eines Wettbewerbs zu stehen.

Wildbader Anzeiger: Welche Opern und andere Werke wollen Sie neu einstudieren?

Margarita Gritskova: Es interessiert mich im Moment so viel, dass ich es kaum erwarten kann, alles, was geplant ist, ordentlich zu machen!

Es geht auch um Konzerte in Deutschland, Spanien, Österreich, Finnland, und um neue Premieren in der Opernwelt, nicht zu vergessen auch neue CD Aufnahmen! Aber im Moment - wie gesagt - ist alles noch Geheimnis!

Wildbader Anzeiger: Gibt es große SängerInnen und PianistInnen, die für Sie gewisse Vorbilder sind?

Margarita Gritskova: An Sängerinnen gibt es für mich viel zu viele Vorbilder, um sie alle zu nennen. Aber - nur als eine Mischung von ganz verschiedenen Lieblingen - Jessye Norman, Maria Ewing, Kathleen Ferrier, Maria Callas, Cecilia Bartoli. Aber auch viele, viele andere!

Und was Liedbegleiterinnen betrifft, gibt es keine Frage und keine Konkurrenz - natürlich ist meine Maria Prinz die Beste!

Und, vielleicht von der ganz neuen Generation kann ich auch die junge Gulnara Arcaini nennen.

Fragen an Pianistin Maria Prinz

Wildbader Anzeiger: Wie kamen Sie auf unser Theater, durch Rossini?
Maria Prinz: Schon bei meinen ersten Begegnungen mit der wunderbaren Margarita Gritskova, die nun schon 10 Jahre zurückliegen, erzählte sie mir begeistert von ihren schönen Erlebnissen beim Rossini-Festival in Bad Wildbad. Ich habe auch die beeindruckenden CD-Produktionen (übrigens ebenfalls von Naxos) seltener Rossini-Opern gehört, die in Bad Wildbad mit talentierten jungen Sängern aufgeführt wurden. Kurz gesagt, hatte Bad Wildbad in meiner Vorstellung stets eine märchenhafte Aura, und ich freue mich sehr, diesen besonderen Ort endlich besuchen zu dürfen. Wir sind sehr dankbar für die Gelegenheit, im Kurtheater unsere CD aufzunehmen und unser Donizetti-Programm dem Publikum in Bad Wildbad präsentieren zu dürfen.
Wildbader Anzeiger: Haben Sie einen Lieblingskomponisten, zum Beispiel Donizetti?
Maria Prinz: Für die meisten Musiker ist der Lieblingskomponist immer der, mit dem man sich gerade beschäftigt. Ich bin ein großer Fan von Mozart und Schubert, und Donizetti steht ihnen in Eleganz und Leichtigkeit seiner Musik in nichts nach. Auch bei ihm kommen Schmerz und Trauer, ähnlich wie bei den beiden Genannten, nicht zu kurz. Donizetti, wie auch Rossini, war ausschließlich ein Opernkomponist. Das merkt man selbst in der Kleinform des Liedes – es sind Opernszenen en miniature: mal dramatisch, mal elegisch, aber stets von einer wunderbaren melodischen Inspiration getragen.
Wildbader Anzeiger: Gibt es für Sie auch noch Musik zu entdecken, zum Beispiel von Frauen wie Fanny Hensel, Cecile Chaminade, Clara Schumann, Emilie Meyer, Ethel Smyth und Pauline Viardot-Garcia?
Maria Prinz: Es ist eine sehr positive Entwicklung der letzten Jahre, dass Komponistinnen, die Jahrhunderte lang im Schatten ihrer männlichen Kollegen gestanden sind, mehr und mehr beachtet, entdeckt und aufgeführt werden. Ich persönlich habe Kammermusik von Chaminade, Clara Schumann und Nadia Boulanger gespielt, bin aber neugierig und offen für jede Art von wertvoller Musik, die ich noch nicht kenne.
Wildbader Anzeiger: Fühlen Sie sich wohl hier in Deutschland oder sind Sie beide überall zu Hause, wo es gute Musik und Musiker gibt? Wien ist natürlich kaum zu überbieten!
Maria Prinz: Ich habe fünf prägende Jahre meines Studiums an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin verbracht und halte mich oft für längere Zeiträume in München auf. Daher kann ich sagen, dass ich mich als Musikerin in Deutschland mit seinem kultivierten und begeisterungsfähigen Publikum sehr wohlfühle.
In Österreich gehört Musik zum nationalen Selbstverständnis, und Musikinstitutionen sind die wichtigsten Botschafter des Landes in der Welt. Als Musikerin wird man dort geliebt und geachtet, was natürlich sehr beglückend und motivierend ist. Im ersten Bezirk in Wien gibt es bestimmte Straßen und Plätze, die sich seit Mozarts Zeiten kaum verändert haben. Wenn man frühmorgens oder spätabends durch diese menschenleeren Gassen geht, hat man fast das Gefühl, Mozart, Beethoven oder Schubert könnten im nächsten Moment um die Ecke kommen.
Wildbader Anzeiger: Wie und wodurch kamen Sie zur Musik?
Maria Prinz: Ich bin definitiv durch mein Elternhaus zur Musik gekommen. Ich wurde in Sofia (Bulgarien), geboren; mein Vater, Konstantin Iliev, war Komponist und langjähriger Chefdirigent der Philharmonie Sofia. Bei uns zu Hause waren bedeutende Musikerpersönlichkeiten wie Schostakowitsch, Khachaturian, Messiaen, Jolivet, Kurt Masur und viele andere oft zu Gast. Der Konzertsaal in Sofia war mein zweites Zuhause und der Ort, an dem ich meinen Vater häufiger antraf als in unserer Wohnung.
Wildbader Anzeiger: Wann wird Ihre CD veröffentlicht?
Maria Prinz: Normalerweise braucht es etwa ein Jahr, bis alle Arbeiten an der CD abgeschlossen sind, noch dazu da Naxos eine riesige Produktion hat und die Warteschlange recht lang ist.
Es wird unsere vierte gemeinsame Aufnahme für Naxos sein- nach „Russische Romanzen“ und je eine CD mit Werken von Prokofiev und Schostakowitsch. Mit Margarita bin ich nicht nur ein bestens eingespieltes Team, sondern auch privat freundschaftlich verbunden und das macht die gemeinsamen Projekte umso beglückender.
Wildbader Anzeiger: Gab es für Sie jeweils ein Schlüsselerlebnis, woraufhin Sie beschlossen, Musikerin zu werden?
Maria Prinz: Für mich war von Anfang an klar – und das ganz ohne äußeren Druck, im Gegenteil – dass ich nichts anderes im Sinn habe, als ausübende Musikerin zu werden. Mit 12 Jahren (ich spielte bereits seit meinem sechsten Lebensjahr Klavier) musste ich meinen Eltern sehr entschlossen mitteilen, dass dies mein einziger Wunsch ist. Diese Entscheidung habe ich zu keinem Zeitpunkt bereut.

Wildbader Anzeiger: Was haben Sie für die Zukunft für Pläne?
Maria Prinz: Wir beide haben ein breites Repertoire an Lieder und freuen uns immer, wenn wir sie bei Konzertveranstaltern präsentieren dürfen. Ich habe geplante Konzerte auch mit anderen Sängerkollegen und Instrumentalisten für die nächste Saison mit einem weit gestreuten Repertoire von Bach bis zur Gegenwart.
Wildbader Anzeiger: Welche Opern und andere Werke wollen Sie neu einstudieren?
Maria Prinz: Für die nächste Saison wartet eine lange Liste mit Werken, die ich noch nie gespielt habe und die einzustudieren sind, zum Beispiel hochinteressante Liederzyklen des bei uns nicht so bekannten russischen Komponisten Georgi Swiridow oder die Sonate für Violoncello und Klavier von Debussy.
Wildbader Anzeiger: Gibt es große SängerInnen und PianistInnen, die für Sie gewisse Vorbilder sind?
Maria Prinz: Für mich als Pianistin sind Sänger die größte Inspirationsquelle. Die menschliche Stimme ist das vollkommenste Instrument und wir am Klavier sind immer bemüht zu singen, was nur bedingt gelingt, aber stets das höchste Ziel sein sollte. Dementsprechend beeindrucken mich Pianistinnen, die klangschön, nuancenreich und farbig spielen. Das begeistert mich viel mehr, als die rein technische und virtuose Seite des Klavierspiels.

Wildbader Anzeiger: Ich danke Ihnen beiden für die Interviews. (as/red)

Kommende Veranstaltungen im Königlichen Kurtheater:

Samstag, 7. September, 19 Uhr Margarita Gritskova - Liederabend - „Donizetti nach Rossini“

Freitag, 13. September, 19 Uhr Jens Schlichting - Klavier/Stummfilm - „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“

Sonntag, 15. September, 16 Uhr Die Palastperlen - Salonorchester - „Frauen, Krokodile, Fantasien …“

Karten bei der Touristik 07081/10280, reservix kurtheater. com und an der Abendkasse im Theater.




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Ausgabe 34/2024

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