Auf den letzten Drücker ist es dem Fußball-Landesligisten SV 98 Schwetzingen gelungen, durch einen 2:0-Sieg über die SpVgg Ilvesheim und einen 4:1-Erfolg gegen die SG Heidelberg-Kirchheim II über die Relegation auch in der kommenden Saison in der Landesliga vertreten zu sein.
Dass es am Ende noch einmal so eng werden würde, hatte eigentlich niemand so richtig auf dem Schirm, denn das Feld schien gut bestellt und mit Trainer Patrick Heinzelmann wurde ein Trainer verpflichtet, mit dem man längerfristig arbeiten wollte. Auch die Neuzugänge versprachen von den Namen her, dass die Verantwortlichen einen Kader zusammengestellt haben, der konkurrenzfähig ist. Dass es am Ende aber anders kam, dazu befragte die Schwetzinger Woche den dienstältesten Spieler und Kapitän der Schwetzinger Mannschaft, Malek Örum, wie es zu der Schieflage für den SV 98 kommen konnte.
SW: Wann wurde Ihnen klar, dass hier etwas schiefläuft?
Malek Örum: Wir waren im Winter in der unglücklichen Lage, dass wir einige Spieler verloren haben, und auch verletzungsbedingt, kurzfristig nicht kompensieren konnten. Das ging nicht spurlos an uns vorbei.
SW: Was ist schiefgelaufen?
Örum: Mehrere Faktoren haben eine Rolle gespielt. Personelle Engpässe, fehlende Konstanz im Kader und ein allgemeiner Leistungsabfall, der darauf zurückzuführen ist, dass wir nicht mehr auf unseren Plätzen trainieren konnten, sondern während des Umbaus im Schwetzinger Stadion auf zwei externe Plätze ausweichen mussten. Dadurch fehlten uns auch einige Trainingseinheiten.
SW: Wie erklären Sie sich, die lange Niederlagenserie, die vom 24. November des letzten Jahres bis zum letzten Spiel in der Saison angehalten hat?
Örum: Einzelne unglückliche Spiele, bei denen wir mit dem Gegner auf Augenhöher agierten und teilweise auch dominierten, haben wir am Ende unglücklich verloren. Das zerrt natürlich am Selbstvertrauen der Mannschaft und schlägt sich in den Ergebnissen nieder.
SW: Ist Trainer Patrick Heinzelmann nicht mehr an die Mannschaft herangekommen?
Örum: Im Nachhinein ist es immer einfach zu sagen, ob der Trainer dies oder jenes besser hätte machen können. Aber solche Situationen sind vielschichtig. Es wäre zu einfach, dass nur am Trainer festzumachen. Manchmal greifen Mechanismen im Team nicht mehr wie geplant, unabhängig von der Trainerarbeit.
SW: Die Wintereinkäufe haben auch nicht gepasst oder?
Örum: Neuzugänge im Winter zu verpflichten sind nie einfach, da die meisten Spieler die Runde zu Ende bringen wollen. Nichtsdestotrotz hätte man die Situation der Abgänge nicht unterschätzen dürfen und sich im Winter konkurrenzfähiger aufstellen müssen.
SW: Ist mit Willi Schöneck, der die Mannschaft nach der Freistellung von Trainer Patrick Heinzelmann und den Sportlichen Leiter Thomas Münch am 24. Spieltag als Trainer übernommen hat mehr Zug in die Mannschaft gekommen?
Örum: Willi ist ein erfahrener Trainer, der schon einige Mannschaften betreut und vieles mitgemacht hat. Eine solche Situation ist bestimmt nicht unbekannt für ihn. Hinzu kommt, dass Willi ein echter Schwetzinger ist und man hat gemerkt, dass ihm viel am Verein liegt. Das hat er uns auch spüren lassen. Und auch die Spieler haben immer mehr mitgezogen und besonders in den Relegationsspielen alles aus sich herausgeholt haben. Das fand ich großartig und kann nicht oft genug erwähnt werden.
SW: Glauben Sie, dass wenn der Klassenerhalt früher in trockenen Tüchern gewesen wäre, dass es nicht zu dem großen Aderlass an Spielern gekommen wäre?
Örum: Das glaube ich schon. Ein gesicherter Klassenerhalt hätte die Planungssicherheit erhöht und möglicherweise zu weniger Wechseln geführt. Dies hätte man aber auch dadurch erreicht, wenn man bereits im Februar aktiver an die Spieler herangetreten wären und gleich Nägel mit Köpfen in Sachen Weiterverpflichtung gemacht hätte. Das wurde meiner Meinung nach versäumt und stellt sich jetzt als großer Knackpunkt heraus.
SW: Jetzt ist es natürlich schwer, an neue Spieler heranzukommen, da der Markt schon ziemlich leergefegt ist, oder?
Örum: Das stimmt, aber ein Verein wie der SV 98 ist und bleibt weiterhin attraktiv für viele Spieler. Die Bedingungen in Schwetzingen sind gut, unter anderen die Sportanlage und jetzt auch mit dem neuen Kunstrasenplatz.
SW: Wie geht die Kaderplanung voran?
Örum: Unser neuer Sportlicher Leiter Volker Zimmermann ist mit Hochdruck an der Kaderplanung dran. Ich bin zuversichtlich, dass es ihm gelingt, einen ausgeglichenen und stabilen Kader auf die Beine zu stellen.
Die Fragen stellte Lothar Fischer.