Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung der Volkshochschule (VHS) Gerlingen konnten der Vorsitzende Reinhard Neil und der Leiter Markus Fink weiterhin eine positive Entwicklung vermelden. Ferner stellten sie den Mitgliedern das neue, modernere Erscheinungsbild der VHS ab 2025 vor.
Zur Mitgliederversammlung der VHS Gerlingen konnte der Vorsitzende Reinhard Neil neben den Mitgliedern, Vorstandsmitgliedern und Mitarbeitern der VHS auch den Ersten Beigeordneten Stefan Altenberger, die ehemaligen Vorsitzenden Dietrich Schönfelder und Dr. Hans-Gerd Holtkamp sowie Kreisrätin Irmgard Schopf und Vertreter des Gemeinderates begrüßen. Eingangs seiner Ausführungen hielt Neil fest, dass bei der Mitgliederversammlung im vergangenen Jahr beschlossen wurde, zukünftige Einladungen nicht mehr postalisch, sondern per E-Mail zu verschicken. Mitglieder, die keine E-Mail-Adresse haben, bekommen die Einladungen weiterhin postalisch. „Das Prozedere wollen wir auch zukünftig beibehalten.“ Die Einladung zur Mitgliederversammlung sei fristgerecht erfolgt. Schriftliche Anträge seien keine eingegangen.
Zur Mitgliedersituation berichtete Neil, dass die VHS im vergangenen Jahr durch den Tod von Birgit Calzolari-Mothes und Jürgen Kiemstedt und vier Kündigungen sechs Mitglieder verloren habe. Neue Mitglieder habe man im vergangenen Jahr nicht gewinnen können. Zum Jahresende 2023 hatte die VHS 149 Mitglieder.
Mit Blick auf das vergangene Jahr hielt Neil fest, dass nach den unruhigen und turbulenten Corona-Jahren 2020 und 2021 das vergangene Jahr ein Jahr der Stabilisierung gewesen sei. Zwar seien die Teilnehmerzahlen noch nicht auf dem Niveau von vor Corona, man könne aber sagen: „Inzwischen ist wieder alles im grünen Bereich.“ 2019 konnte die VHS 8.236 Teilnehmende verzeichnen, 2023 bereits wieder 7.774. „Das ist das Ergebnis solider und differenzierter Arbeit in allen Fachbereichen.“ Der Jahresabschluss 2023 sei damit besser ausgefallen als zunächst angenommen.
Zur wirtschaftlichen Situation hielt Neil weiter fest, dass die Teilnehmergebühren (40.642 Euro) aufgrund der deutlich höheren Anmeldezahlen gestiegen seien. Auch der Landeszuschuss sei höher ausgefallen als 2022 (rund 75.900 Euro). Allerdings seien sonstige Landeszuschüsse, wie die Förderung der Digitalisierung, im vergangenen Jahr weggefallen. Der städtische Zuschuss sei um weitere fünf Prozent gekürzt worden. Dieser betrage jetzt nur noch 60 Prozent der erstattungsfähigen Personalkosten (243.700 Euro). Der Kreiszuschuss sei dagegen stabil geblieben (10.900 Euro). Dank der gestiegenen Nachfrage und Belegungszahlen habe die VHS die Kürzungen auffangen können. „Was die Zukunft bringt, hängt von der Nachfragesituation und den Belegungszahlen ab.“
Den Gesamtausgaben von 786.000 Euro stünden Einnahmen von 794.000 Euro gegenüber. Durch den Jahresüberschuss von 8.000 Euro stieg die Rücklage auf 200.000 Euro. Dieses Geld werde dringend für Investitionen zum Unterhalt und Ersatz von Geräten, Anschaffungen von Lehr- und Lernmitteln, Erneuerung von Büromöbeln und zur Verbesserung der Verwaltungsinfrastruktur benötigt. Bereits im Vorfeld hatte Neil berichtet, dass ein Thema, das die Vorstandschaft im vergangenen Jahr beschäftigt hat, erforderliche Investitionen für neues Mobiliar, Rechner sowie Software für die Verwaltung und die Ausstattung der Unterrichtsräume mit neuen Smartbords, die den heutigen digitalen Anforderungen entsprechen, war.
Ein weiteres Thema, das die Vorstandschaft in 2023 intensiv beschäftigt hat, war die Honorar- und Gebührensituation. Um qualifizierte Referenten halten beziehungsweise neue Kursleitende gewinnen zu können, wurde einer Honorarerhöhung zum zweiten Semester dieses Jahres zugestimmt. Die Erhöhung sei zudem angemessen, da es seit zwei Jahren keine Erhöhung mehr gab, erklärte Neil. „So kann die gute Qualität unserer Veranstaltungen gehalten werden.“ Gleichzeitig betonte der Vorsitzende, dass die Honorarerhöhung sich an den Honoraren der anderen VHS in der Region orientiere. Aufgrund der höheren Honorare und stark gestiegenen Sachkosten käme man aber nun – nachdem die Kursgebühren drei Jahre stabil waren – um eine Gebührenanpassung ab dem ersten Semester 2025 für alle Fachbereiche nicht mehr umhin.
Das zukünftige Erscheinungsbild der VHS, das VHS-Leiter Fink in seinem Bericht ausführlich vorstellte, sei ein weiteres Thema gewesen, dass die Vorstandschaft im vergangenen Jahr ausgiebig beschäftigt hat.
Abschließend bedankte sich der Vorsitzende bei der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat für die Unterstützung sowie bei den Mitarbeitenden und Dozenten für ihre hervorragende Arbeit – auch über die normale Arbeitszeit hinaus – zum Wohle der VHS.
Seinen Bericht beendete der Vorsitzende mit dem Fazit: „Es geht wieder aufwärts und es bleibt spannend, wie die Entwicklung der VHS unter sich ständig ändernden Bedingungen weiter verläuft.“
Volkshochschulleiter Markus Fink ging in seinem Bericht auf die Kernzahlen des vergangenen Jahres ein. Geplant waren für 2023 1.124 Kurse, drei weniger als im Vorjahr. 808 Kurse wurden durchgeführt (758 Kurse in 2022). „Das ist das, was wir leisten können.“ 7.741 Personen haben an den Kursen teilgenommen. Damit habe man die Zahlen von 2019 (10.957) noch nicht ganz erreicht. Die Tendenz gehe aber weiterhin nach oben.
Bei der Altersstruktur und Männerquote habe sich nichts verändert. Die Kurse der VHS würden immer noch vorwiegend vom weiblichen Geschlecht besucht. Die meisten Teilnehmenden kommen mit 60 Prozent aus Gerlingen, gefolgt von Stuttgart (19 Prozent) und den anderen Kommunen rund um Gerlingen. Die Teilnehmerzahl von außerhalb Gerlingens steige in den letzten Jahren kontinuierlich an, was er als positives Zeichen für die VHS sehe, hielt Fink fest.
Weiter berichtete der VHS-Leiter, dass die im vergangenen Jahr angefangenen redaktionellen Beiträge im Programmheft wohl gut ankommen würden und beibehalten werden sollen. Nicht unerwähnt ließ Fink in seinem Bericht die zwei Schwerpunktthemen des vergangenen Jahres „Sprachen bilden Brücken“ und „Der beste Ort“. Auch die Kooperationen mit dem Förderverein Pflege, dem „Bilderbuchkino“ der Stadtbibliothek, dem Deutsch-Treff für (ukrainische) Kinder, der gefördert wird von der Bürgerstiftung Gerlingen, nannte Fink in seinem Bericht. Zudem finde seit vergangenem Jahr einmal pro Semester ein Fremdsprachen-Kino statt. In dem Zusammenhang erklärte Fink, dass die Belegung der Deutschkurse durch Geflüchtete rückläufig sei.
Bei seinem Blick in die Zukunft stellte der VHS-Leiter dann ausführlich die von Neil bereits angekündigten Veränderungen beim öffentlichen Erscheinungsbild der VHS vor. Das Erscheinungsbild der VHS soll ab 2025 einheitlich mit einem moderneren Layout gestaltet werden. Das Logo ziere eine Art „Dachdesign“, dessen Farbe je nach Semester von rot (Frühjahr-Sommer) auf blau (Herbst-Winter) wechsle. „Die Schräge des Dachdesigns kann man auch als Weg nach oben und damit als Weg zur VHS, der sich lohnt, assoziieren“, erklärte der Volkshochschulleiter weiter. Die einzelnen Fachbereiche sind im neuen Design farblich gekennzeichnet. Die Farbe werde durchgängig im Innenteil weitergeführt und die farblichen Kästen haben ebenfalls das Dachdesign als Format.
Abschließend dankte Fink dem gesamten Vorstand für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, den Dozierenden für ihr Engagement sowie dem gesamten Team der VHS. „Jeder aus dem Team unterstützt mit vollem Herzen die VHS.“
Es folgte der Bericht der Rechnungsprüfung. Manuel Reichert hielt fest, dass es bei der Prüfung keine Beanstandungen gegeben habe. „Wir können die Entlastung von Vorstand und Geschäftsleitung empfehlen.“
In der anschließenden Aussprache zu den Berichten wollte ein Mitglied wissen, was gegen die rückläufige Mitgliederzahl unternommen werde. Fink erwiderte, dass im vergangenen Jahr das Thema nicht oberste Priorität gehabt habe. Und Neil ergänzte, dass das Thema den Vorstand beschäftige. Es gebe aber bis jetzt kein konkretes Konzept. Ein weiteres Thema sei auch die Gewinnung von jüngeren Mitgliedern, hielt Neil in dem Zusammenhang fest.
Auf die Frage, wie hoch die in den Berichten erwähnte Gebührenerhöhung ausfallen werde, erklärte der VHS-Leiter, dass nach seiner Analyse eine Erhöhung um sieben Prozent nötig werde. „Wir sind aber im Vergleich zu anderen VHSs noch in einem sehr günstigen Bereich. Ich halte die Erhöhung für vertretbar.“
Ein weiteres Mitglied wollte wissen, ob es eine Erklärung für den Rückgang bei den Deutschkursen für Geflüchtete gebe. Fink verneinte dies. Es habe Gespräche mit der Stadt und dem Sozialdienst gegeben. Versuche, die Menschen zu akquirieren, hätten bisher wenig gefruchtet. Die Kurse seien auch kostenfrei. Letztlich liege aber die endgültige Entscheidung, einen Deutschkurs zu besuchen, bei jedem persönlich. Es gebe sicherlich viele Aspekte. Die Traumatisierung der Menschen nannte Fink als nur ein Beispiel.
Im Rahmen der Aussprachen erklärte der frühere Vorsitzende Holtkamp zum Thema Zuschüsse der Stadtverwaltung, dass die Stadt verfassungsrechtlich einen Bildungsauftrag gegenüber ihren bildungswilligen Einwohnern habe. „Das ist Aufgabe der kommunalen Versorgung.“ Ihm fehle die wohlwollende Bekundung vonseiten der Stadträte gegenüber der VHS. „Ich würde es begrüßen, wenn ein Stadtrat in der Mitgliederversammlung mal bekunden würde, mit welcher Empathie und Kostendisziplin die VHS die Bildungsaufgabe erfüllt.“
Im Anschluss an die Aussprachen erfolgte die Entlastung von Vorstand und Geschäftsleitung, die von Dr. Hans-Gerd Holtkamp beantragt und von der Versammlung bei Enthaltung der Betroffenen einstimmig gewährt wurde.
Als Letztes stand auf der Tagesordnung die Ehrung von langjährigen Kursleitenden. Seit 20 Jahren geben Erica Fattorusso, Cersten Horn, Dr. Hartmut Jericke und Michael Siegle Kurse an der VHS. Seit 2002 dabei sind Martina Ehmann, Gerlinde Schlagenhaufer, seit 2001 Ingrid Salefsky-Alvarez und Volker Schad, seit 1995 Isabell Bunge und seit 1993 Michael Schnurr. Marta Elsäßer ist seit 1988 als Kursleiterin tätig und das Ehepaar Dorothee und Burkhard Trojan seit 1987. Sage und schreibe 38 Jahre unterrichtet Karin Conrad bereits an der VHS. Allen dankten Neil und Fink für ihr langjähriges Engagement zum Wohle der VHS mit einem Präsent. Unisono gaben die Kursleitenden den Dank an das gesamte VHS-Team zurück. Die Hilfsbereitschaft, das wohlwollende Klima im Haus der VHS und das gute Miteinander würden ein Erhebliches dazu beitragen, dass alle gerne bei der VHS aktiv seien. Mit einer abwechslungs- und ideenreichen Zeitreise mit Bezug auf den jeweils zu Ehrenden hatte der VHS-Leiter diese den Mitgliedern vorgestellt.
Nach Abschluss des offiziellen Teils waren alle Anwesenden bei einem kleinen Stehempfang eingeladen, sich auszutauschen. Ein Angebot, das von allen gerne angenommen wurde. Text/Fotos: Tommasi