
Das zweitälteste - wohl 1899/1900 - ebenfalls bei dem Hof-Fotografen Carl Ruf in Karlsruhe aufgenommene Kinderbild zeigt den am 19. Dezember 1897 geborenen Gustav Ludwig Stern, den ältesten Sohn des Bäckermeisters Gustav Stern, der in Eggenstein als Saalebeck oder Seilerbeck bekannt war. Gustav Ludwig wurde schon nach dem Notabitur 1916 zum Militär eingezogen und erlitt an der Ostfront während der russischen Winter-Offensive 1917 eine schwere Verwundung. Bei Kriegsende 1918 war er bereits Leutnant und stellvertretender Kompanie-Chef. Das Familienfoto aus der Zeit des Ersten Weltkriegs war eine der typischen Aufnahmen jener Zeit, die bei den ungewissen Schicksalen der Soldaten, die aus dem Heimaturlaub wieder an die Front zurückkehrten, einen hohen Erinnerungswert besaßen. Es zeigt den am 12.02.1915 geborenen Karl Ludwig Hötzel mit seinen Eltern Karl Friedrich Hötzel (OSB 2005) und Wilhelmine geb. Endle. Zwei weitere Söhne, Helmut, geboren 1919, und Albert, geboren 1923, kamen aus dem Zweiten Weltkrieg nicht zurück.
Eine am 03.11.1915 abgestempelte Feldpost-Karte zeigt eine musizierende, fröhliche Dreier-Gruppe von Mädchen, die allerdings mit den typischen Attributen für Knaben-Fotos - Trommel und Trompete - abgebildet sind. Das Foto, das scheinbar auf eine Emanzipation hinweist, suggeriert aber einen Mangel an Knaben, eine Vorahnung zum weiteren Verlauf des Krieges, in dem immer mehr Frauen die Tätigkeiten der an der Front stehenden oder gefallenen Männer und Söhne übernehmen mussten. Die an Fräulein Hedwig Zwecker adressierte Feldpostkarte ist mit dem Stempel des Badischen Gebirgskanonen-Bataillon Nr. 2, 2. Zug versehen, eine Einheit, der auch der 1917 gefallene Eggensteiner Karl Knobloch angehörte.
Ein weiteres Zeitzeugnis zeigt die am 13.07.1917 abgestempelte Postkarte, auf der ein kleines Mädchen mit zwei Blumensträußchen in den Händen abgebildet ist und die den Titel Ohne Bezugschein trägt. Die kriegsbedingte Notlage führte dazu, dass praktisch Lebensmittel und Produkte aller Art nur noch auf Bezugschein zu bekommen waren – mit einer Ausnahme! Wie der Text der Karte verrät, ist Nachwuchs ohne Bezugschein erhältlich – ein Hinweis, der sich allenfalls mit einem hilflosen Galgenhumor erklären lässt.
Wolfgang Knobloch
