Die Erhaltung der Natur sowie der Lebensräume einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt ist das Anliegen vieler Menschen. Die Jäger erfüllen hierbei eine wichtige Aufgabe, die „mehr als nur Schießen bedeutet“, wie der Tairnbacher Jäger Bernd Benz in einem Vortrag bei der Kolpingsfamilie betonte. Die Jagd sei dann gesellschaftsfähig, wenn sie einerseits Traditionen bewahrt, andererseits sich der Moderne nicht verschließt. In diesem Sinne begann der Abend im Kolpingraum mit Klängen der Jagdhornbläser. Benz, der sich selbst als „Spätberufener in der Jagdgesellschaft“ bezeichnet, erzählte von seinen ersten Begegnungen mit der Jagd, seiner Ausbildung bis zum Jagdschein, dem „grünen Abitur“ und der Übernahme der Tairnbacher Jagd vor vielen Jahren.
„Liebe zur Natur und Ehrfurcht vor der Kreatur sind die Grundpfeiler jeder Jagd“, so der Jäger. Es sei höchste Zeit, mit den Bildern der Vergangenheit aufzuräumen, wo der alte, knorrige Jäger mit der Flinte über der Schulter seine Beute, begleitet vom Jagdhund, zum Jagdhaus trägt. Vorrangige Ziele der heutigen Jagd seien die Förderung der freilebenden Tierwelt durch Schutz und Erhaltung eines artenreichen und gesunden Tierbestands, Vermeidung von Wildschäden, Regulierung überhöhter Wildbestände, Jungwildkontrolle, Kadaverentsorgung, aktiver Naturschutz. Fehle der Eingriff in den Naturhaushalt, so münde dies langfristig in eine Überpopulation des Wildbestands, was zu hohen Verbissschäden in den Wäldern durch das Rehwild führe. Eine Überpopulation führe aber auch zu Schäden in der Landwirtschaft. Wildschweine, die in ganzen Rotten auftauchen, durchwühlten die Felder, um an Nahrung zu gelangen. Deshalb, so Benz, sei die Jagd auch „angewandter Naturschutz“. Kritisch sieht Benz als Jäger die Rückkehr des Wolfs in unsere Regionen, weil das Tier keine natürlichen Feinde besitzt und zur großen Gefahr für Schafe, Rinder und auch Waldtiere wird.
Der Jäger übernimmt auch weitere Aufgaben in seinem Jagdbezirk. Er sorgt für die Hege und Pflege des Reviers und schafft so einen optimalen Lebensraum für die Tiere – auch in Notzeiten. In einem vorbildlichen Revier werde das Wild auch genutzt als Fleischlieferant unter Beachtung hygienischer Standards, so erzählt Benz weiter. Wildfleisch zähle zum gesündesten Fleisch, was man bekommen kann – und das ohne lange Transportwege, ohne Massentierhaltung, Aufzucht durch Kraftfutter sowie Medikamente.
Bernd Benz mahnte auch eine „friedliche, verständnisvolle Nutzung der Natur von Jäger und Nichtjäger an – im gegenseitigen Respekt, unter Beachtung beider Interessen und im Interesse der Natur und des Wildes“. So gelte für beide Seiten: „Die Natur und das Wild brauchen ihre Ruhe“. Oft gebe es zwischen Jäger und Spaziergängern mit Hund Missverständnisse und Ärger. Hier sei gegenseitiges Verständnis notwendig. Der Hundebesitzer möchte beispielsweise die frische Luft nach einem arbeitsreichen Tag genießen und seinem Hund Auslauf bieten; der Jäger möchte sich selbst und dem Wild Ruhe schenken, und auch das Wild und seinen Lebensraum schützen. Deshalb die Bitte von Bernd Benz: „Bleibt auf den Wegen! Führt eure Hunde an der Leine!“ Im Miteinander von Jäger, Natur und Wild gebe es für ihn nur ein Motto: „Waidmannsheil ist mehr als ein Gruß, es ist eine Haltung!“ Wie der Abend begonnen hatte, so klang er auch aus: mit einem Abschiedschoral der Jagdhornbläser.