Robuste Rebsorten sind im Kommen
Die Deutschen PIWI-Winzer sind Vorreiter im Anbau von pilzwiderstandsfähigen Reben. Diese und weitere Weinexperten gehören der Organisation PIWI Deutschland e. V. mit Sitz in Freiburg/Breisgau an und wollen durch den Anbau von neuen, robusten Rebsorten den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um bis zu 80 Prozent reduzieren. So soll der Weinbau nachhaltiger und klimaschonender werden.
Etliche Mitglieder, darunter Werner Kuhnle vom Weingut Kuhnle als Vertreter aus dem Remstal, hatten sich Mitte November in Bensheim an der Hessischen Bergstraße zur Jahresversammlung getroffen. In seiner Begrüßung betonte der Vorsitzende von PIWI-Deutschland Andreas Dilger aus Freiburg die Bedeutung von Mitgliedertreffen, bei denen das gegenseitige Kennenlernen und der Erfahrungsaustausch im Vordergrund stehe, denn der Einsatz der neuen Reben erfordere Mut und Durchhaltevermögen.
Die Bergsträßer Gebietsweinkönigin Katja Simon (Zwingenberg) erklärte in einem Grußwort an die versammelten Weinfachleute: „In Zeiten des Klimawandels, mit vermehrten Extremwetter-Ereignissen, erschwerten Bewirtschaftungsbedingungen und einem erhöhtem Pflanzenschutzbedarf ist der Anbau von PIWIs eine der vielversprechendsten Strategien, um Weinbau auch in Zukunft nachhaltig zu betreiben. Der Anteil an PIWIs ist in Deutschland noch sehr gering und es gibt definitiv großes Potenzial nach oben.“ Mit Sicherheit seien die vielfältigen Sorten nach Überzeugung der Weinkönigin ein großer Schritt in die richtige Richtung: „Es gibt ganz wunderbare Weine auf dem Markt, die zeigen, dass man mit ihnen nicht nur nachhaltigen Weinbau betreiben, sondern auch qualitativ hochwertige Erzeugnisse produzieren kann.“
Reinhard Antes (Rebveredlung Antes/Heppenheim) verdeutlichte in einem Vortrag die Rolle der Rebveredler als Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Praxis – zwischen Weinforschungs-Instituten und Winzern, Kellereien und Genossenschaften. Antes betreibt als Rebveredler auf rund 45 Hektar Fläche an der Bergstraße Weinbau – mit 450 Sorten und Klonen, darunter 75 PIWI-Sorten. Er exportiert in mehr als 40 Länder. Im Jahr 2024 lag der PIWI-Anteil an der Produktion bei 55 Prozent. „Nachhaltigkeit ist derzeit das überragende Thema im Weinbau. Ein ganz wichtiger Baustein dabei sind PIWIs“, betonte Antes.
Der Heilbronner Andreas Stutz aus dem Vorstand von PIWI-Deutschland präsentierte Zahlen zur Rebsorten-Entwicklung in Deutschland: „Der Trend zu weißen Sorten hält auch bei PIWI-Reben an. Weiße Rebsorten steigerten sich im Anbau innerhalb von zwei Jahren um 437 Hektar auf 1.488 Hektar. Mit Ausnahme vom Regent legen alle roten Rebsorten im Anbau zu.“ Regent sei bei den PIWI-Anbauflächen aber „immer noch absoluter Platzhirsch“ – prozentual starke Anstiege gebe es bei den Sorten Satin Noir, Levitage und Monarch. Bei PIWI-Weißweinen gebe es eine starke Zunahme bei Souvignier Gris, Sauvignac, Sauvitage, Calardis Blanc, Blütenmuskateller und Donauriesling. Dies sei beim Donauriesling überraschend, da diese Rebsorte mit Blick auf Peronospora (Falscher Mehltau) nicht sehr widerstandsfähig ist. Stutz erklärt sich das so: „Da zeigt sich wieder einmal, wie wichtig ein treffender Name für eine neue Rebsorte ist.“