Redaktion NUSSBAUM
76229 Karlsruhe

Jahrgangs-Wein-Präsentation im Staatsweingut

Menge ist gesunken, Qualität nicht „Kammar dringge“, sagt eine Frau. „Er hat höchste Qualität“, sagt ein Mann. Wer des Durlacherischen ein...
Die Gäste Wolfgang und Mirko freuen sich auch über die Farben der Turmbergweine.
Die Gäste Wolfgang und Mirko freuen sich auch über die Farben der Turmbergweine.Foto: rist

Menge ist gesunken, Qualität nicht

„Kammar dringge“, sagt eine Frau. „Er hat höchste Qualität“, sagt ein Mann. Wer des Durlacherischen ein bisschen mächtig ist, weiß, dass das etwa das Gleiche bedeutet, nämlich, im Zusammenhang mit der Situation: „Das Staatsweingut Karlsruhe-Durlach hat wieder einen wunderbaren Jahrgang in die Flasche gebracht.“

Zu probieren ist der Wein aus Durlach und Grötzingen aus dem Jahr 2023 zum ersten Mal bei der Jahrgangs-Wein-Präsentation. Dabei ist auch ein ganz neues Getränk: Zum ersten Mal gibt es nicht nur weißen Secco, sondern auch Secco rosé, hergestellt hauptsächlich aus Lemberger Trauben.

Handarbeit für guten Wein

„Leider hatten wir im letzten Jahr eine Einbuße von rund 20 Prozent“, bedauert Betriebsleiter, Winzer und Weintechniker Jürgen Kern. „In ganz Deutschland gab es 2023 einen hohen Pilzdruck, weil es das ganze Jahr, und besonders zu für den Wein ungünstigen Zeiten, feucht und warm war.“ Das habe vor allem den fünf Burgundersorten geschadet. Bei ihnen säßen die Beeren sehr dicht beieinander. Wenn sie bei Regen aufplatzen würden, würden sie leicht faulen. „Es ist dann viel Aufwand, die verfaulten Beeren per Hand zu entfernen“, erklärt er weiter.

Sorten aus dem Süden

Von der Qualität her jedoch sei der Burgunder sehr gut geworden. Es gebe eben nur weniger. „Auch unsere Drei-Sterne-SL-, also Selektions-Weine, machen sehr großen Spaß beim Trinken“, sagt Jürgen Kern. „Sie wachsen auf ganz besonders geeigneten Lagen. „Allerdings könne die Entwicklung durch die Klimaerwärmung auch die Premiumlagen beeinflussen. Lagen, die vor 30 Jahren, als die Rebstöcke gepflanzt wurden, Premium waren, seien nun vielleicht für ihre Rebsorte nicht mehr optimal. „Es werden Sorten verschwinden und neue hinzukommen“, sagt er weiter. „Wir schauen nach Spanien, Italien und Bordeaux. Dieses Klima ist bei uns angekommen.“ Es gelte für das Staatsweingut, was allgemein in der Landwirtschaft gelte: „Wir brauchen mehr Biodiversität“, sagt Jürgen Kern. „Wir brauchen blühende Pflanzen, Hecken, Bäume und Insekten.“

Muskat-Ottonel

Eine Sorte, die verschwinden könnte, sei die Scheurebe. Schon 2023 sei nur eine ganz kleine Menge geerntet worden. Mirko und Wolfgang, zwei Gäste, die gerne beim Vornamen bleiben, bedauern das. Sie sind zur Weinprobe gekommen, um die neuen Weine kennenzulernen. Sie haben gezielt und vergeblich nach der Scheurebe gesucht. „Wir wollen lokal einkaufen und das Weingut unterstützen“, erklärt Wolfgang. „Das ist auch ein Kulturgut“, fügt Mirko hinzu. Es gebe eine gute Kundenbindung. Sie seien von der Marketing-Leiterin persönlich begrüßt worden. Insgesamt gebe es sehr schöne, ganz besondere Events. Enttäuscht verlassen die beiden die Veranstaltung dennoch nicht. Erstens seien die Weine hochwertig und zweitens hätten sie den Muskat-Ottonel für sich entdeckt. Sie geben auch gleich eine Bestellliste ab: „Nach Durlach wird kostenlos geliefert“, freut sich Wolfgang.

Lemberger im Holzfass

Auch Gast Karl Friedrich Rittershofer lobt den Muskat-Ottonel. Es sei ein ganz hervorragender, feinherber Wein. Er ist, als „alter Durlacher“, extra aus Hessen angereist, da er gerne ab und zu Turmbergwein trinke. Außerdem sei das Weingut in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für kurze Zeit im Besitz seiner Familie gewesen. Gut gefalle ihm, ganz subjektiv, auch der Lemberger im Holzfass und der Spätburgunder. „Wein zu machen, ist ein harter Job“, sagt er. „Das hat auch etwas mit der Liebe zur Natur zu tun.“ Er freue sich jedenfalls, dass die L-Bank damals eingesprungen sei und den Bestand des Weinguts gesichert habe. (rist)

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