Die Ortsgruppe der Schutzgemeinschaft Filder e. V. wünscht allen ihren Freunden, Förderern und Mitgliedern ein friedvolles und gesundes Jahr 2025.
Lesen Sie im Folgenden unseren Jahresrückblick, der zeigt, dass es auch im neuen Jahr sehr viel hinsichtlich Klimaschutz und Nachhaltigkeit auf unserer schönen Filder zu tun gibt.
Gerne können Sie unsere Aktivitäten auf unserer Homepage www.schutzgemeinschaft-filder.de nachverfolgen.
Über neue Mitglieder, vor allem auch solche, die in unserem Verein aktiv werden wollen, freuen wir uns besonders. Nur das hilft uns, auch die nächsten 56 Jahre unseres Bestehens als wichtige Umweltschutzorganisation anzugehen. Wir sind stolz darauf, die älteste Initiative im lokalen Umweltbereich in Deutschland zu sein und sind als Umweltfachverband anerkannt!
Wolfschlugen, 2.1.2025
Ihr Team für Öffentlichkeitsarbeit
Gabi Visintin, Gerald Starke, Rolf Keck-Michaeli
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KW 51 - 18. Dezember 2024
Es waren rund 60 Interessierte, die sich in der Zehntscheuer zur Bodenveranstaltung der SG Filder zusammenfanden und zuerst den beiden Referenten zuhörten. Steffen Siegel verdeutlichte zu Beginn, wie nun seit fast 100 Jahren Großprojekte die äußerst fruchtbaren Filderäcker bedrohen und reduzieren: in den 1930er Jahren Flughafen- und Autobahnbau durch das Hitlerregime, 1960er Jahre Bedrohung durch Gerlachplan mit 3 Startbahnen, 1990: Startbahnverlängerung und A8-Erweiterung, ab 2000 Messeneubau sowie S21-Pläne und Bau auf den Fildern, 2007: Zweite Startbahnpläne (2008 verhindert!), jetzt Pfaffensteigtunnel-Plan. Prof. Willfried Nobel analysierte mit dem beispielhaften Blick auf die Veränderung der Landwirtschaftsfläche zwischen 2000 - 2020, wie sich dieser permanente Zubau letztendlich auf die Filderbauern auswirkte: Die Landwirtschaft hat in diesen vergangenen 20 Jahren überproportional viele Äcker an Siedlungen und Straßen verloren, rund 8 Prozent. Der Hotspot an Landwirtschaftsverlust liegt prozentual gesehen in Leinfelden-Echterdingen (130 ha). Filderstadt hat quantitativ am meisten Äcker verloren: 180 ha. Prof. Charles Munch zeigte auf, welche überragende Bedeutung die Äcker für die Lebensmittelversorgung haben und zugleich Wasser und CO₂ speichern sowie sehr hohe Biodiversität aufweisen. Eine wichtige Erkenntnis: Wird die Humusschicht einmal durch Straßen oder Gebäude belastet oder nur ab- und später wieder aufgetragen, verliert sie ihre ursprüngliche Fruchtbarkeit.
An unsere Referenten Prof. Jean Charles Munch und Prof. Willfried Nobel wurden in der Diskussion Ende November viele Fragen gestellt. Dabei ging eine Frage – genau wie in den Zeiten, als wir gegen den Flughafenausbau kämpften – darum, ob die Qualität des Gemüses durch die Großprojekte leiden würde. (Es gab sogar Flughafen- und Messebefürworter, die damals meinten, die Filder wären sowieso schon kaputt, da würden zusätzliche Belastungen nichts mehr ausmachen.) Prof. Munch erklärte, dass die erhobenen Daten aus den 1980er und 1990er Jahren keine negativen Ergebnisse für die Erzeugnisse der Filder zeigten. Bei der Frage nach „Mikroplastik im Boden“ konnte Munch leider keine Entwarnung geben: Wie im Meer sammelt sich auch in Böden in Deutschland Mikroplastik an. Zusammengefasst: „Mikroplastik ist auch in unseren Böden präsent, einmal durch die Bewirtschaftung, z. B. durch Einträge. So war es früher den Gartenbau-Betrieben sogar genehmigt, die Plastikreste der Folien in den Boden einzuarbeiten. Auch die Komposte aus Bioabfällen der Kommunen und der Lebensmittelindustrie bringen Plastik in den Boden ein. Ebenso die Ablagerungen aus der Atmosphäre wie Abrieb von Reifen oder windgetragene große und zerkleinerte Plastikstücke, die sich verteilen und natürlich auch durch das Wegwerfen von Plastik in der Natur, u. a. durch die zahlreichen Hundekotbeutel, nächtliche Müllhinterlassenschaften an Ruhebänken und vieles mehr. Im Boden wird Plastik zu Mikroplastik, der Zeitfaktor dafür ist gegeben. Die für die Bodenfruchtbarkeit und -stabilität wichtigen Bodentiere werden durch die Aufnahme von Mikroplastik genauso geschädigt wie Wassertiere im Meer.“
Die weitere Frage, ob es eigentlich noch genug Menschen gibt, die Landwirtschaft betreiben wollen, um den fruchtbaren Boden zu erhalten, beantwortete Prof. Munch mit viel Optimismus: Er kenne sehr viele junge Bäuerinnen und Bauern, die ihre Arbeit mit Begeisterung machen. Was sie allerdings behindere, sei manche EU-Regelung, die sich oft nicht daran orientiert, dass Landwirte den Unwägbarkeiten der Natur ausgeliefert sind, so die sinngemäße Äußerung von Munch dazu. Außer der „Gängelung durch die EU“ sieht der Bodenprofessor als ein sehr großes Risiko, dass Investoren die Äcker aufkaufen – in Deutschland und in der Welt.
So drängte sich bald die Frage auf: Was wir alle tun können, um Boden zu schützen? Eine rege Diskussion folgte. Vor allem gab es viele Vorschläge, wie man die Bedeutung des Bodens stärker und besser vermitteln könnte. Der Hinweis von Prof. Nobel, dass die Flächennutzungspläne (FNP) der vergangenen Jahre in der Regel noch gar nicht umgesetzt seien, bestätigte im Übrigen auch die Forderung der SG Filder nach einem Stopp von neuen Flächennutzungsplänen. Nobel wies auch darauf hin, dass es in der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und ländlichen Raum (LEL) in Schwäbisch Gmünd (www.lel.landwirtschaft-bw.de) die Möglichkeit gibt, die betreffenden Karten herunterzuladen, um die Bodenwerte anzuschauen, bevor Kommunen die fruchtbaren Felder überplanen. Nobel betonte, dass es die Kommunen und Gemeinderäte in der Hand haben, den Boden zu schützen.
Außerdem wies ein Besucher der Veranstaltung auf die „Teebeutelaktion“ des Bundesumweltamts hin. Dort werden Privatpersonen oder Schülerinnen und Schüler aufgefordert, Teebeutel im Boden zu vergraben, um zu kleinen „Klimaforscher“ zu werden. (Denn je leichter der vergrabene Teebeutel nach einiger Zeit im Boden wird, umso aktiver waren die Mikroorganismen am Werk.) So kann man die Bedeutung der Biodiversität des Bodens verdeutlichen.
Ein junger Architekt forderte außerdem ein anderes Bauen mit besserem Material und vor allen Dingen den Wandel weg vom Bau von Einfamilienhäusern. Er warb auch für die Vermittlung eines anderen Images für den Boden. Die Frage kam auf, warum es eigentlich „leichter“ war, für das Volksbegehren für die Bienen um Unterschriften zu werben und Wesentliches zu erreichen als mit dem Volksantrag „Ländle leben lassen!“, der kläglich scheiterte, trotz 55.000 Unterschriften. Und das, obwohl die beiden Koalitionsparteien Grüne und CDU am Anfang ihrer Regierungszeit in Baden-Württemberg sagten, sie wollten das Ziel, nur noch 2,5 ha pro Tag an Boden zu verbrauchen, im Landesplanungsgesetz verankern. (Siehe dazu auch den Abschnitt im Vortrag von W. Nobel „Warum der Volksantrag scheiterte“.)
Ein Teilnehmer brachte es am Ende der Diskussion auf den Punkt: Boden wird eher als Dreck gesehen, er sei „nicht so sexy“, womit das Image des Bodens gemeint war. Das sollte sich dringend ändern, war die einhellige Meinung.
Siehe auch die beiden Vorträge der Referenten in pdf-Format sowie die exemplarische Untersuchung der Filderkommunen Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt, Neuhausen, Ostfildern, Denkendorf durch Prof. Willfried Nobel auf der Website der Schutzgemeinschaft Filder.
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KW 45 – 6. November 2024
Kommen Sie zur Bodenveranstaltung am 21. November in die Zehntscheuer nach Echterdingen
Auf unserer Veranstaltung sprechen Professor Dr. Charles Munch und Professor Dr. Willfried Nobel über die bedrohliche Situation, dass auf den Fildern immer mehr landwirtschaftlich genutzte Erde zu betoniert wird.
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KW 39 - 23. September 2024
Die Schutzgemeinschaft Filder e. V. schreibt in einer Presseerklärung Ende September 24: Wir sind empört über die weiter fortschreitenden Planungen zum bahnbetrieblich völlig unsinnigen Pfaffensteigtunnel. Sie hat deshalb, mit rechtsanwaltlicher Unterstützung* Anfang September 2024 Einspruch gegen das Planfeststellungsverfahren Pfaffensteigtunnel eingelegt. „Wir fordern eine öffentliche Anhörung!“, fordert der Vorstand der SG Filder. Die Behauptungen der DB AG und des Bundes als Kostenträger des Pfaffensteigtunnels zu den angeblichen Vorteilen dieser Tunnel-Lösung sind aus den folgenden Gründen falsch und größtenteils aus der Luft gegriffen:
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KW 39 - 25. September 2024
Nachdem der Anwalt der Deutschen Umwelthilfe drängte, hat jetzt das Verwaltungsgericht in Stuttgart bei der Gegenseite (also bei der Deutschen Bahn) angefragt, wann die „Abbindung“ der Gäubahn vom Hauptbahnhof erfolgen soll. Laut Eisenbahnbundesamt liegt dieser Termin nun auf dem 22. April 2026. Um was geht es? Die Deutsche Bahn will die Gäubahn, die die Region bis nach Singen etc. erschließt, nicht mehr in den Bahnhof einlaufen, sondern nur noch bis Vaihingen fahren lassen, um die Inbetriebnahme der neuen S-Bahnstrecke zu ermöglichen. Die neue S-Bahn soll dann ab 2026 zwischen Nord- und Hauptbahnhof ans bestehende Netz angeschlossen werden.
Gegen die Abkoppelung der Gäubahn wehren sich die Anrainer an der Strecke Richtung Schweiz. Und auch die Deutsche Umwelthilfe will mit ihrer Klage gegen das Eisenbahnbundesamt verhindern, dass die Gäubahnstrecke unterbrochen wird. Die Unterbrechung, also die Abhängung des Südwestens von der Landeshauptstadt – so sehen es auf jeden Fall die Anrainergemeinden – soll so lange dauern, bis der Pfaffensteigtunnel gebaut ist. Gegen den Pfaffensteigtunnel hat die SG Filder rechtzeitig Anfang September 24 Widerspruch eingelegt, genauso unterstützt die SGF die DUH bei ihrer Klage.
Die Schutzgemeinschaft plädiert weiterhin dafür, die einfache und benutzungsfreundliche Lösung „Gäubahn auf der Panoramastrecke nach Stuttgart (zu) erhalten“, anstatt den langen, sehr teuren Tunnel zwischen Flughafen und Böblingen (Pfaffensteig) zu bauen, der erneut Filder-Land bei den Einstiegsportalen (Plieningen!) kosten wird.
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KW 33 - 14. August 2024
Vor fast genau 2 Jahren, am 10. Juli, haben die Filderbauern und die Schutzgemeinschaft Filder zusammen gegen die Planung des Pfaffensteigtunnels auf den Plieninger Feldern demonstriert. Denn der fast 12 km lange Bahntunnel, der jetzt den Flughafen mit dem Gäubahnanschluss bei Böblingen verbinden soll, beansprucht wieder landwirtschaftlichen Boden, wenn auch der größte Teil unterirdisch verläuft.
Nachdem seit der Startbahnverlängerung und dem A8-Ausbau in den 1990er Jahren sowie für den Frachtflughafen und S21 rund 490 Hektar Filderboden vernichtet wurde, sind jetzt wieder knapp 30 ha Fildererde bedroht. Gegen die Planungen kann jetzt Einspruch erhoben werden. Unter dieser Adresse pfaffensteigtunnel@eba.bund.de können Einwendungen abgegeben werden.
Wie der Stuttgarter Zeitungsjournalist Christian Milankovic schreibt, soll der Tunnel die verzwickte Schienensituation lösen, weil ICs durch LE auf S-Bahnschienen noch nie sinnvoll waren. Doch auch der Tunnel ist absolut nicht sinnvoll: Er kostet mindestens 2 Mrd. Euro, erzeugt 600.000 Tonnen CO₂ bei der Herstellung und der direkte Zulauf der Gäubahnen aus Zürich über Singen und Böblingen zum Stuttgarter Bahnhof würde für 15 Jahre vollständig abgehängt!
Wirklich sinnvoll ist, die Gäubahn weiter auf der Panoramastrecke zwischen Vaihingen und Nordbahnhof in den oberirdischen Stuttgarter Bahnhof zu führen. Dafür streitet gerade die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und bittet um Spenden (www.duh.de/presse/pressemitteilungen/ unter dem Titel: Deutsche-umwelthilfe-geht-gerichtlich-gegen-die-geplante-kappung-der-gaeubahn-und-damit-weiter-Teile- von Baden-Württemberg, der Schweiz und Italien vom Bahnnetz vor.)
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KW 30 - 24. Juli 2024
Zum Schluss der Europafußballmeisterschaft gab es sehr viele negative Kommentare zur Bahnsituation in Deutschland in der Weltpresse. Leider wurde die Deutsche Bahn in den vergangenen Jahrzehnten kaputtgespart. Dazu kommt auch, dass der Bahnknoten und die Bahn in der Region Stuttgart sowie ihre Fahrgäste durch das Projekt S21 sehr leiden müssen. Deshalb entwarfen die S21-Gegner in Stuttgart ihr Plakat und entschuldigen sich für das derzeitige Bahnchaos bei den Fußballfans auf humorvolle Art.
Jetzt soll das ganze Drama noch verschärft werden und der Pfaffensteigtunnel zwischen Plieningen und Böblingen unter den Fildern in 12 km Länge gebaut werden. Bis zum 10.9.24 können Einwendungen beim Regierungspräsidium abgegeben werden.
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KW 26 - 26. Juni 2024
Nach der Europawahl und der „politischen Quarantäne“ in vielen Amtsblättern können wir wieder von Aktivitäten der SG Filder berichten. Zum Beispiel sprach bei der Aktion der „Letzten Generation“ im Flughafen Stuttgart – die übrigens mit Ihren Forderungen wie „Kurzstrecken nur für Insekten“ etc. viel Beachtung in den Stuttgarter Medien fand – der SG Filder-Vorsitzende Steffen Siegel: „Ich wuchs in Möhringen am Rande der Filder auf. Damals war der Fasanenhof kein Ort, sondern ein alleinstehender Hof. Die erste große Heimsuchung dieser herrlichen, fruchtbaren, landwirtschaftlich geprägten Filderebene war 1934 (also vor 90 Jahren) der Bau der Autobahn quer über die Filder, dann 1937/38 ein kleiner Flughafen, zunächst von den Nazis nur militärisch genutzt. Und schließlich dies: Vor fast 60 Jahren, 1967, kam ein Planer namens Gerlach mit der Idee, die gesamte Filderebene durch einen interkontinentalen Großflughafen mit drei Startbahnen zu zerstören. Sogleich brach ein Sturm der Entrüstung los. Es gründete sich die „Schutzgemeinschaft“. Wir konnten diese Wahnsinnszerstörung verhindern, aber die Zerstörungswut nahm dennoch ihren Lauf: Riesenverlängerung der Startbahn, Autobahn 4-6-8-spurig, Großmesse, Flughafen-Frachtzentrum, der Plan für den Bau einer 2. Startbahn – diese Pläne konnten wir abwehren – dann Stuttgart 21, die Gemeinden blähten sich überall massiv auf usw.
Es ist der Luftverkehr, der besonders schädlich ist. Er unterscheidet sich fundamental von allen anderen Sektoren, weil er extrem destruktive Prozesse auslöst in der fragilen Schicht unserer Atmosphäre, die für unser Klima von entscheidender Bedeutung ist. Die Welt wird im Moment erkennbar zugrunde gerichtet und wir, die Menschheit, tut alles, um diese Entwicklung mit Hilfe des Klimakillers Flugzeug zu beschleunigen. Die Erde ist umgeben von einer Lufthülle, der Atmosphäre. Menschliches Leben ist in dieser Lufthülle ab ca. 6 km nicht mehr möglich. Flugzeuge fliegen höher – bis zu 10 km Höhe unter lebensfeindlichen Bedingungen. In diesen Schichten spielen sich die meisten Klima- und Wetterprozesse ab.
Diese Lufthülle um unsere Erde ist also ein ganz dünnes, nur wenige Kilometer dickes Häutchen, das uns gegen das unendliche, unwirtliche Weltall schützt und durch das unser Leben auf der Erde erst ermöglicht wurde. In dieses empfindliche Häutchen blasen wir tagtäglich unvorstellbare Mengen von Gasen und Teilchen, die nicht der natürlichen Zusammensetzung der Luft entsprechen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis das Gleichgewicht in der Atmosphäre, das sich über Jahrmillionen ausgebildet hat, nachhaltig gestört wird.
Besonders dramatisch wirken dort die Flugzeugabgase, die in etwa 8 bis 10 km Abstand ausgestoßen werden. Zwar produzieren Flugzeuge aktuell „nur“ knapp 3 % des CO2, aber die Abgase sind ein Cocktail aus CO2, Stickoxiden, Rußpartikeln und Wasserdampf (dieser erzeugt klimaschädliche Kondensstreifen), CO, HC, SO2, Feinstaub, Ultrafeinstaub usw. In großen Höhen, also bei extremem Unterdruck, tiefer Temperatur, starker UV-Strahlung etc. vervielfacht sich die Klimawirksamkeit dieser Abgase und diese Stoffe haben dort eine sehr lange Aufenthaltsdauer, schließlich gibt es nur einen geringen vertikalen Austausch. Es bildet sich allmählich eine Dreckschicht um den Globus.
Und deshalb gehen weltweit Forscher davon aus, dass Flugzeuge zwar aktuell nur für knapp 3 % des reinen CO2-Ausstoßes in die Atmosphäre verantwortlich sind, die Klimawirksamkeit der Flugzeuge aber wegen der gerade beschriebenen Ursachen (der Nicht-CO2-Emissionen) etwa 3- bis 5-mal größer ist, d. h. die Flugzeuge schädigen das Klima im Bereich von mehr als 9 Prozent!
Aber, was machen der Flughafen, die Fluggesellschaften und die meisten Politiker? Sie schwärmen von noch größeren Wachstumsraten, gerade auch beim Fliegen. Um dies zu puschen, gibt der Flughafen Stuttgart z. B. bei den Landegebühren denjenigen massive Rabatte, die neue Ziele anfliegen und deutlich mehr Passagiere herholen. Nach dem Coronaeinbruch denkt man wieder an Wachstumsraten wie eh und je, also mindestens 5 % pro Jahr. Nicht nur hier, sondern weltweit. Das ist ein Wahnsinn!
Der Flughafen brüstet sich damit, dass er doch beim Treibstoffverbrauch immer effektiver werde, um ca. 1,5 % pro Jahr, nur, bei gleichzeitig 5 % Wachstum wird man, absolut gesehen, immer mehr und mehr Schadstoffe ausstoßen.
Und der Flughafen protzt damit, dass er bis 2040 klimaneutral wird. Nur, er meint nicht das Fliegen, sondern den Bodenbetrieb. Die Bodenfahrzeuge sollen bis dahin voll elektrifiziert werden und die Gebäude saniert. Gut so. Nur, das ist ein Klacks gegenüber dem, was das Fliegen in der Atmosphäre für die Menschheit bedeutet. Es ist halt fürs Gewissen der Zerstörer gut.
Und, man will die schöne Panoramastrecke für die Gäubahn ab Vaihingen bis zum Hauptbahnhof aufgeben und von Böblingen bis zum Flughafen den längsten Eisenbahntunnel Deutschlands, den Pfaffensteigtunnel für über 2 Milliarden (2000 Millionen Euro!) bauen, nur um das Fliegen zu fördern. Auch verrückt!
Vor einigen Wochen sagte Bundesverkehrsminister Wissing in den SN (7.5.24): „In den kommenden 20 Jahren wird sich weltweit die Flugzeugflotte verdoppeln“. Damit wird der Lärm und die Klimaschädigung weiter deutlich zunehmen. Und dann immer weiter so, dann hieße dies in 40 Jahren wohl eine Vervierfachung. Erkenntnis: Unsere derzeitige Politik bedroht die Überlebensfähigkeit kommender Generationen.
Wissing und viele andere Politiker und Wissenschaftler glauben ernsthaft, wir bekommen alles mit viel Wachstum und raffinierter Technik in den Griff. Flugzeuge fliegen dann mit Wasserstoff oder nachhaltigem Luftfahrttreibstoff (SAF = Sustainable Aviation Fuel). Deren Herstellung würde aber wahnwitzige Energiemengen benötigen und ist natürlich nur sinnvoll, wenn man regenerative Energien verwendet. Wissing rechnet vor, dass allein für den Betrieb der aktuellen Lufthansaflotte mit diesen SAFs die gesamte regenerative Energie, die in Deutschland gewonnen werde, eingesetzt werden müsse.
Immerwährendes Wachstum und andere Antriebstechniken sind die Zauberbegriffe. Wir haben aber nur noch wenige Jahre Zeit, bis unser Klima kollabiert und die Überlebensfähigkeit unsere Kinder und Enkel drastisch sinkt.
Also bleibt nur noch eins: Reduzieren wir das Fliegen dramatisch!
Ein vor vielen Jahren verstorbener Schreinermeister aus Bernhausen, Mitglied der Schutzgemeinschaft Filder, formulierte das Problem einmal so:
„Der rasante Aufschwung beschert uns Zeugs, das die Welt kaputt macht und jetzt wollen sie noch mehr davon, um die Welt wieder heil zu machen, das kann nicht gut gehen.“ (Zitat von Ernst Arnold.)
Deshalb fordern wir: Drastische Besteuerung und Entschwefelung des Kerosins, konsequentes Nachtflugverbot (mindestens von 22 bis 6 Uhr), Einstellung der Privatfliegerei, Einstellung staatlicher Subventionen, Umlegung aller Mehrkosten auf die Passagierflugkosten usw. Jedes Flugzeug, das nicht fliegt, ist gut! Planen und denken wir endlich enkelverträglich!“ (Steffen Siegel am 18.5.2024)
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KW 16 - 8. April 2024
Stellungnahme zum Lärmaktionsplan des Flughafens
Die SG Filder hat wie einige Kommunen und Vereine auch eine Stellungnahme zum Lärmaktionsplans des Flughafens von 2014 abgegeben. Dieser wurde nun auf der Grundlage der Lärmkartierung 2022 vom Flughafen Stuttgart mit einem „Entwurf Februar 2024“ überarbeitet. Hier der Wortlaut der Stellungnahme:
"Unsere Stellungnahme konzentriert sich auf die Überprüfung der Fortschreibung des Lärmaktionsplans von 2014, der auf der Grundlage der Lärmkartierung 2022 nun vom Flughafen Stuttgart mit einem „Entwurf Februar 2024“ überarbeitet wurde. Unser Thema, auf das wir Bezug nehmen, ist die „Überprüfung geplanter und umgesetzter lärmmindernder Maßnahmen Flughafen Stuttgart, ergänzender Informationen zu „TEDGO neu“ (so genanntes Flugroutenänderung bei Ostwind) sowie einem Fazit und der Formulierung unserer zentralen Forderungen.
Die Schutzgemeinschaft Filder fordert:
Umlegung aller ökologischen Kosten auf die Passagierflugkosten, um Billigflüge zu verhindern und Fliegen weniger attraktiv zu machen.
Weniger fliegen dient dem Klima und dem Lärmschutz"
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KW 13 - 19. März 2024
Gute Forderungen für Mensch und Klima
Derzeit können Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürger (aus den Gemeinden, die im Lärmausschuss des Flughafens sitzen) Stellung zum Lärmaktionsplan des Flughafens nehmen, der immer wieder aktualisiert werden muss. (Warum hier nicht alle vom Fluglärm betroffenen Kommunen Stellung nehmen dürfen, ist nach Ansicht der SG Filder nicht nachvollziehbar.) Zum Beispiel wird/wurde am 19.3. in Neuhausen im Gemeinderat über eine Stellungnahme abgestimmt. BM Hacker kritisiert, dass am Papier keine substantiellen neuen Lärmminderungsmaßnahmen eingeführt wurden und führt laut Stuttgarter Zeitung an, dass am Flughafen BER in Berlin eine neue Entgeltordnung eingeführt wurde, die die Gebühr nach dem Einzelschallereignis berechnet und nicht nach dem Flugzeugtyp. D. h., die Lautstärke ist dort das Kriterium für die Gebühr. Für BM Matrohs aus Deizisau ist die Entgeltordnung laut STZ „eine der Stellschrauben, … an der wir die Lärmbelastung für die Region reduzieren können.“ Er fordert sehr viel höhere Lande-Entgelte als bisher (seit April 2023 betragen sie 72,45 Euro, vorher waren es 60 Euro). Matrohs plädiert nach der Debatte um die neue Flugroute dafür, „gemeinsam darüber nachzudenken, wie der Fluglärm für alle reduziert werden kann.“ Er findet, dass späte Starts und Landungen verzichtbar sind. Das entspricht ganz der Forderung der SG Filder nach einer mindestens 8-stündigen Ruhezeit zwischen 22 und 6 Uhr am Flughafen. Auch die „Letzte Generation“ hat mit ihrer Mahnwache am vergangenen Samstag am Flughafen (150 Teilnehmer) auf pfiffige Art gute Forderungen fürs Klima gestellt: Auf ihren Plakaten standen Sätze wie „Fliegende Teppiche sind realistischer als klimaneutrale Flüge am STR“ und „Kurzstreckenflüge nur für Insekten“.
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KW 11 - 13. März 2025
Mit der Übergabe der Unterschriften „Ländle leben lassen“ vor zwei Wochen durch den LNV und seine Mitgliedsverbände wird der Landtag aufgefordert, künftig unbebaute Flächen in Baden-Württemberg besser zu schützen. Die zentralen Forderungen des Volksantrags beinhalten die Einführung verbindlicher gesetzlicher Obergrenzen für den Flächenverbrauch sowie die Förderung verpflichtender Maßnahmen zur städtebaulichen Innenentwicklung. Unterstützt durch gut 53.000 Unterschriften wahlberechtigter Bürgerinnen und Bürger Baden-Württembergs hat der Volksantrag das erforderliche Quorum (40.000 Unterschriften) mit Bravour erreicht. Martin Bachhofer, Landesgeschäftsführer des BUND Baden-Württemberg, erklärt die Bedeutung des Volksantrags: „Der Landtag ist nun verpflichtet, sich mit unseren Flächenschutz-Forderungen auseinanderzusetzen. Wir fordern unter anderem eine verbindliche Obergrenze für den Flächenverbrauch, einen klaren Pfad zur sogenannten „Netto-Null“ und dass Kommunen auf Innenentwicklung setzen müssen, statt immer weiter auf der grünen Wiese zu bauen … Der Landtag steht in der Verantwortung, den Anliegen der Bürgerinnen und Bürger die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.“
Der Flächenverbrauch der letzten Jahrzehnte in Baden-Württemberg war enorm: Allein die letzten zwei Generationen haben so viel neue Siedlungsfläche in Anspruch genommen wie 80 Generationen zuvor. Ein Ende ist nicht in Sicht. Pro Tag werden aktuell im Schnitt weitere 4,6 Hektar Fläche bebaut und zu einem erheblichen Teil versiegelt (Statistisches Landesamt, Stand: 2023). Den Flächendruck bekommen auch Landwirtinnen und Landwirte zu spüren.
Dabei ist der Boden die Existenzgrundlage für unsere landwirtschaftlichen Familienbetriebe. Bernhard Bolkart, Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) ergänzt: „Jeder Hektar, der uns durch Flächenfraß verloren geht, führt dazu, dass wir weniger Lebensmittel im eigenen Land produzieren können. Dabei ist gerade das in Zeiten unsicherer Handelsbeziehungen wichtig.“
Die immer intensivere Landnutzung bedroht auch die heimische Natur „Der Flächenverbrauch ist neben dem Klimawandel und dem Artenrückgang das dritte große Umweltproblem in unserem Land“, warnt Gerhard Bronner, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes (LNV). „Nach jahrzehntelangem Ausprobieren 'sanfter' Maßnahmen wissen wir: Sie haben zwar eine Reduktion gebracht, reichen aber nicht aus! Wir brauchen verbindliche gesetzliche Obergrenzen. Die Konkurrenz zwischen den Kommunen begünstigt sonst die Verschwender.“ Im Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2021 sind solche Obergrenzen eigentlich vorgesehen. Umgesetzt wurden sie bislang nicht. „Unsere Landesregierung muss sich sehr viel mehr anstrengen, um das Ziel der Netto-Null bis 2035 zu erreichen. Hierfür sind ambitionierte Konzepte gefragt, die sich im neuen Landesentwicklungsplan wiederfinden müssen“, so NABU-Landesvorsitzender Johannes Enssle. BUND-Landesgeschäftsführer Martin Bachhofer ergänzt: „Bisher sehen wir da leider wenig Fortschritt. Im Gegenteil: Neue Konzepte wie die Ansiedlungsstrategie ignorieren den Flächenschutz völlig. Auch das im Dezember veröffentlichte Eckpunktepapier zum neuen Landesentwicklungsplan ist enttäuschend. Umso wichtiger ist unser Volksantrag, der die Landesregierung jetzt hoffentlich zum Handeln zwingt.“
Hintergrund: Der Volksantrag „Ländle leben lassen“ ist eine gemeinsame Initiative von über 20 Naturschutz- und Landwirtschaftsverbänden in Baden-Württemberg. Das Bündnis setzt sich vehement gegen den anhaltenden Flächenfraß im Land ein und fordert von der Landesregierung wirksame Maßnahmen, um den fortschreitenden Verlust von wertvollen Lebensräumen, landwirtschaftlichen Flächen und Naturarealen einzudämmen.
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KW 9 - 20.Februar 2024
Der Lärmschutzbeauftragte für den Flughafen Stuttgart, Stefan Köhler, zählte laut Stuttgarter Zeitung (StZ) im Jahr 2022 insgesamt 1515 Nachtflugbewegungen. „Flüge der Nachtluftpost machten mit 986 Flügen (65 Prozent) ‚wie in jedem Jahr‘ den Hauptanteil aller Nachtflüge aus“, gibt die StZ wieder. In Stuttgart geht es pro Monat um 80 bis 100 Flüge.
Laut Stefan Köhler sind die Postmaschinen, die zwischen 24 und 1 Uhr verkehren, der Hauptgrund für Beschwerden. Das ändert sich jetzt hoffentlich, weil sich das Postrecht ändert. Abgestimmt darüber wird im Bundestag am 23. Februar. Danach wird der Nachtluftpostflug zwischen Stuttgart und Berlin zum 1. April eingestellt. „Der Verzicht auf den klimaschädlichen Brieftransport ab April“ (StZ) wird möglich, weil die Post dann nicht mehr 80 % der Briefe am nächsten Tag anliefern muss. Die StZ weiter: „Der Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel geht davon aus, dass sich eine Mehrheit für die Modernisierung des Postgesetzes findet. Da die Briefmengen immer stärker zurückgingen und die Kosten des Briefnetzes auf immer weniger Briefe verteilt werden müssten, drohen nach seinen Worten „deutliche Portoerhöhungen“. Um das Porto auch künftig unter dem europäischen Durchschnitt halten zu können, wolle die Post nun die maximal zulässigen Brieflaufzeiten etwas verlängern.“
Dass nun keine Postmaschinen mehr fliegen werden, ist eine sehr gute Nachricht für die SGF und die Bevölkerung! Diese Post-Flüge bestanden – nachdem die Schutzgemeinschaft gleich in den Anfängen ihres Widerstands (1970) ein Nachtflugverbot zwischen 23.30 und 6 Uhr durchgesetzt hatte – jahrzehntelang als Ausnahmeregelung. Für weitere Nachtruhe kämpfen, sollten wir trotzdem: Denn acht Stunden Ruhe in der Nacht - also zwischen 22 und 6 Uhr kein Flug am Nachthimmel - ist der Gesundheit noch zuträglicher.
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KW 6 - 5. Februar 2024
Die Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF), bei der die Schutzgemeinschaft Filder Mitglied ist, unterstützte den Vorschlag der Bundesregierung zur Einführung einer nationalen Kerosinsteuer im vergangenen Dezember 2023. Dazu hatte Carl Ahlgrimm, Präsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, erklärt: „Die Einführung einer nationalen Kerosinsteuer ist ein erster wichtiger Schritt zum Abbau klimaschädlicher Subventionen im Verkehrssektor. Die Mineralölsteuerbefreiung des besonders klimaschädlichen Luftverkehrs trägt zu einer Wettbewerbsverzerrung gegenüber Bahn und Bussen bei. Eine solche Kerosinsteuer schafft damit auch finanzielle Anreize zur Verlagerung von Inlandsflügen auf umweltfreundlichere Verkehrsträger. Die Kerosinsteuer muss dafür perspektivisch jedoch auf das gleiche Niveau wie die Mineralölsteuer auf Benzin und Diesel angehoben werden. Grundsätzlich sollten alle Steuervergünstigungen für den Luftverkehr möglichst auf europäischer Ebene abgeschafft werden. Doch das Veto-Recht einzelner EU-Staaten verhindert zurzeit noch eine europaweite Lösung. Es ist daher konsequent, zunächst den inländischen Flugverkehr mit einer Kerosinsteuer zu belegen. Als ergänzenden Schritt muss die Bundesregierung endlich das Gesetz zur Luftverkehrssteuer ändern, damit die Einnahmen aus dem EU-Emissionshandel für den Luftverkehr nicht mehr bei 1,75 Mrd. Euro gedeckelt werden und der Emissionshandel somit seine volle Wirkung entfalten kann. Darüber hinaus sollte die im Koalitionsvertrag beschlossene Überprüfung der Luftverkehrsabgabe endlich angegangen werden und insbesondere Kurzstrecken mit deutlich höheren Abgaben belegt werden. Alle diese Maßnahmen unterstützen auch die BVF-Kampagne „Minus 20 % bis 2030“, wonach die Zahl der planbaren Starts und Landungen an den deutschen Verkehrsflughäfen bis 2030 um 20 Prozent reduziert werden sollte.“
Leider hat sich die Flug-Lobby durchgesetzt und der Vorschlag der nationalen Kerosinsteuer wurde wieder verworfen, was wir ja inzwischen alle wissen.
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KW 2 - 5. Januar 2024
Überraschend ist Martin Schäfer vom Michaelshof in Echterdingen verstorben. Die Schutzgemeinschaft Filder denkt mit Hochachtung an den engagierten Bauern, der mit uns konsequent für den Erhalt der Landwirtschaft auf den Fildern kämpfte. Martin stritt mit uns gegen das weitere Zubetonieren des wertvollen Ackerlands durch Straßen, Gewerbe- und weitere Siedlungsgebiete sowie die stetige Expansion des Flughafens. Martin Schäfer gehörte zu den sechs Landwirten, die sich mit der Schutzgemeinschaft Filder Anfang der 2000-Jahre gegen die Pläne einer neuen Messe wehrten und gegen ihren Bau auf dem fruchtbaren Lössboden klagten. In Martin fanden wir einen bedachtsamen Mitstreiter, der unser Tun mit Rat und Tat begleitete. Wir verneigen uns vor dem Menschen, der sich mit ganzem Herzen und großer Tatkraft für die Filder, für die Familie, die Menschen, Tiere und Natur einsetzte. Danke Martin!