Dies und das

Jazzinitiative im „Grüner Baum"

Tommy Engelhart Quartett: Ein Abend mit Bossa-Nova Latin Jazz stand im Fokus des von der Jazzinitiativen organisierten Konzerts am ersten Dienstagabend...
Jam Session mit Gästen.
Jam Session mit Gästen.Foto: rw

Tommy Engelhart Quartett: Ein Abend mit Bossa-Nova

Latin Jazz stand im Fokus des von der Jazzinitiativen organisierten Konzerts am ersten Dienstagabend im Oktober im „Grünen Baum“. Gespielt wurden weltbekannte Stücke des legendären brasilianischen Komponisten Antônio Carlos Jobim, der als einer der Urväter des Bossa-Nova gilt, sowie amerikanischer Jazz-Standards mit eigenen Latin Flavor gewürzten Arrangements.

Den ersten, professionellen Teil bestritt das Tommy Engelhart Quartett. Tommy Engelhart ist ein bekannter Tenorsaxofonist aus der Region mit der Fähigkeit, höchst unterschiedliche Emotionen von Zartheit bis wilden Ausbrüchen mit seinem Instrument zu intonieren. Mit von der Partie waren Wolfgang van Göns am Keyboard, Hans Grieb am Bass und Perkussionist Thomas Hammer. Frontmann Tommy Engelhart führte durch das Programm.

Rhythmik spielt besondere Rolle

Er habe in den 1990er Jahren fast nur brasilianische Musik mit verschiedenen Bands und Orchestern gespielt, sagte Engelhart und freute sich, dass er einmal wieder einen Abend mit dieser Musik gestalten konnte. Auch Perkussionist Thomas Hammer gestand seine Vorliebe für mittel- und südamerikanische Musik. Rhythmik spielt in dieser Spielart des modernen Jazz eine herausragende Rolle, dementsprechend bestand sein Equipment – ganz im Sinne dieses Genres - aus mehreren Percussion-Instrumente wie einer kleinen Trommel, „Snare“ genannt, einer noch kleineren Trommel, einem sogenannten „Tamborim“, einer Cowbell, die mit ihrem hohen Ton oftmals den Takt vorgibt, zwei Becken und ein paar weiteren kleinen Instrumenten; dabei saß er auf einer Cajón, die er mittels eines Basstrommel-Pedals bediente.

Sensibel

Schon bei den ersten Stücken war man geneigt, sich dem smoothen, rhythmischen Sound der brasilianischen Musik hinzugeben. Vielleicht kannte man nicht alle Titel der Songs wie das fröhliche „A Felicidade“ oder das sehnsuchtsvoll-verträumte „Chega De Saudade“, das traurig-reuevolle „How insensitive“ oder das verliebte „Desafinado“ und das ermutigende „wave“; sind alles Kompositionen von Jobim, und an die Melodien kann man sich oft recht schnell erinnern. Sensibel und manchmal fast minimalistisch gestaltete das Quartett die Improvisationen und Soli, worunter die Virtuosität der einzelnen Künstler keinesfalls zurücksteckte. Ungewöhnlich, stilistisch variantenreich waren die längeren solistischen Passagen von Hans Grieb am Kontrabass, ganz leichtfüßig und doch gespickt mit komplexen Akkordfolgen kamen Begleitung und Soli des Pianisten Wolfgang van Göns daher.

Überraschung bei der Jam Session

Nachdem die Band etwa eine Stunde gespielt hatte, wurde es Zeit für den traditionell zweiten Teil des Abends, der Jam Session. Drei weitere Musizierende hatten sich angemeldet, ein Überraschungsgast kam später noch hinzu: Rick Hutton, schon fast eine Legende in der regionalen Jazz-Szene, hatte sein Flügelhorn mitgebracht, Nathalia Gall bildete mit ihrer Querflöte einen charmanten Kontrast zu Engelharts Tenorsaxofon, Linn Reinhard spielte e-Gitarre und überraschenderweise war der Mannheimer Pianist Urs Willaredt vorbeigekommen und ersetzte zeitweise van Göns. Nach dem Jazz-Standard „There will never be another you“ spielte die neue Besetzung die RnB-Liebesballade „Just the two of us“ von Bill Withers, wobei sich Manfred Kern als Sänger hervortat. Dann aber widmete sich die Band wieder dem Latin Jazz und interpretierte „My little suede shoes“ von Charlie Parker als waschechten Calypso.

„In a sentimental mood“

Sicherlich ein Höhepunkt des Abends war die Duke Ellington-Komposition „In a sentimental mood“, wobei Flötistin Gall und Tenorsaxofonist Engelhart die Melodie wie ein harmonisches Zwiegespräch spielten und umspielten, dass sie die Zuhörenden in eine ganz eigene Welt von gegenseitigem Verständnis entführten. Als dann die anderen Instrumente wieder zu spielen begannen, war dies wie ein Erwachen aus einem schönen Traum. – Die Session endete mit dem amerikanischen Jazzstück „All of me“ von Gerald Marks – natürlich in einer Latin-Version, die Musizierenden „jammten“ freimütig und gut gelaunt und Gastsänger Kern ergänzte fröhlich den Text durch Scat-Gesang. (rw)

Jazzer Rick Hutton am Fluegelhorn.
Jazzer Rick Hutton am Fluegelhorn.Foto: rw
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