Erst sah es nicht gut aus für einen Ausbau mit Highspeed-Glasfaser-Internet in Hemsbach. Mit einer Teilnahmequote von lediglich 22 Prozent der Hemsbacher Haushalte war die Vorgabe von mindestens 35 Prozent klar verfehlt. Das mit dem Ausbauprojekt beauftragte Unternehmen Deutsche GigaNetz wäre bei dem zu geringen Interesse zum Zeitpunkt vor etwa einem Jahr nicht auf seine Kosten gekommen. GigaNetz sprach damals von 40 Mio. Euro Volumen für einen Vollausbau in Hemsbach und Laudenbach mit denen ein gemeinsamer Kooperationsvertrag besteht.
In Laudenbach, das die Quote erreicht hatte, läuft der Vollausbau seit Anfang April.
Danach gab es einen Lichtblick für Hemsbach. Im Herbst 2023 kündigte GigaNetz nach Verlängerung seiner Vorvermarktungskampagne an, zumindest Teilgebiete Hemsbachs, in denen die Nachfragequote einen wirtschaftlichen Ausbau ermöglicht, mit Glasfaser zu versorgen.
GigaNetz setzt in der Bauphase, deren Arbeiten im Ortsbild sichtbar im Juni begann, darauf, dass noch weitere Haushalte auf den Zug aufspringen und doch noch ein Vollausbau möglich wird. Bis dahin fehlten, nach Aussage von GigaNetz im November 2023 noch etwa 600 Vertragsabschlüsse für einen Glasfaserzugang.
Und jetzt, im August 2024? Bürgermeister Jürgen Kirchner hat zu einem Pressegespräch im Rathaus geladen und freut sich, dass GigaNetz für Hemsbach doch noch die Zusage für einen flächendeckenden Ausbau gegeben hat.
Martin Herkommer, er ist bei GigaNetz Leiter Strategische Geschäftsentwicklung, relativiert das Bild vom "erst jetzt entschiedenen" flächendeckenden Glasfaser in Hemsbach. " Der Vollausbau war immer Ziel von GigaNetz", sagt er. Noch im November 2023 hatte das Unternehmen angekündigt, den Ausbau auf ein wirtschaftlich vertretbares Gebiet, ca. 50 – 60 Prozent der Ortsfläche, zu beschränken.
Auf jeden Fall hat Vertragstiefbauer CME Deutschland GmbH auf den insgesamt 51 Netzkilometern seit Anfang Juni abschnittsweise schon 5.600 Meter Kabel unter die Erde gebracht. Drei Bautrupps und ein Aspahltiertrupp arbeiten sich vom Nordosten aus bereichsweise vor. In der Bahnhofstraße sind die Oberflächen schon wieder geschlossen, also für den Kerweumzug passierbar. Die Trupps sind in der sich anschließenden Warehamstraße und weiteren Straßen im Nordosten unterwegs, richten dort Tagesbaustellen ein und ziehen im Idealfall nach aufbaggern, Glasfaserleitung verlegen und wieder verschließen, noch am gleichen Tag weiter. Zwei Glasfaserhauptverteiler, die auf den Namen PoP hören (Point of Presence), sind im Ort gesetzt, warten auf Inbetriebnahme. Von dort werden die Haushalte über Nahbereichsverteiler im Ort angschlossen.
"560 Haushalte können wir aktuell schon erreichbar machen", schätzt Herkommer. Mindestens 3.100 Adresspunkte will er anschließen. "Solange der Bagger noch nicht am Haus vorbeigefahren ist, ist der Anschluss kostenlos möglich", ist seine Kurzformel für eine immer noch aktive Vorvermarktungsphase. Danach kostet ein Hausanschluss etwa 2.000 Euro. 45 Prozent der Haushalte will er nach eigenem Bekunden bis zum Ende der Arbeiten in Hemsbach, voraussichtlich Mitte 2025, von Glasfaser überzeugt haben. "In 10 Jahren", ist seine Voraussage, „gibt es Internetzugänge nur noch per Glasfaseranschluss.“
Die sichtbar rollenden Bagger sorgen seit acht Wochen offenbar für weitere Vertragsabschlüsse. "Etwa 50 wöchentlich", sagt Youssef Saadoui, bei GigaNetz für den lokalen Vertrieb und Marketing zuständig. GigaNetz macht Werbung für seine Glasfaseranschlüsse und will weiter Kunden im Haustürgeschäft überzeugen.
Die Deutsche GigaNetz bietet weiter jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr die Möglichkeit einer persönlichen Beratung im Hemsbacher Rathaus ohne Voranmeldung an. Und Bürgermeister Jürgen Kirchner erhält von GigaNetz Manager Herkommer die Zusage für eine erneute Bauinformationsveranstaltung im Herbst, in der die Hemsbacher gezielt Fragen zu Verlegung und dem eigenen Hausanschluss stellen können. (bn)