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Johann Georg Marggrander – ein Eggensteiner Bürger und Soldat im Großherzoglich-Badischen Jäger-Bataillon (Teil I)

Johann Georg Marggrander (OSB Egg 3059), geboren am 29. Dezember 1830, ist als Person und mit seiner Familie für die Geschichte und Sozialgeschichte unserer...

Johann Georg Marggrander (OSB Egg 3059), geboren am 29. Dezember 1830, ist als Person und mit seiner Familie für die Geschichte und Sozialgeschichte unserer Gemeinde von ganz besonderem Interesse. Der gelernte Bäcker heiratete am 20. Mai 1858 in Friedrichstal Christina Sutz, deren Mutter Juliana geb. Westenfelder (1792–1864; OSB Egg 5155) allerdings aus Eggenstein stammte. Das Paar hatte zwei Töchter: Christina (1862–1905) und Ernestine (1864–1865). Christina heiratete am 25. März 1886 den Eggensteiner Landwirt Daniel Westenfelder (1860–1917; OSB Egg 5525). Von den vier Kindern des Paares verstarb Christine, geb. 1887, bereits 1921, Daniels Max, geb. 1889, verstarb 1966, der 1893 geborene Sohn Albert starb 1915 im Lazarett in Düsseldorf an seiner Verwundung im Ersten Weltkrieg. Karl, das jüngste Kind, verstarb 1902 mit vier Monaten. Die jüngste Tochter Luise (1896–1981; OSB Egg 4812), genannt Daniels Luis, und ihr Bruder Max waren in den 1960er Jahren für mich zwei der wichtigsten Informanten zur Alltagsgeschichte unseres Dorfes im 19. Jahrhundert. Luise war von 1921 bis 1931 mit Georg Heinrich Spickert (OSB Egg 4812) verheiratet, der aber wohl auswanderte.

Aus dem Besitz von Luise, der Enkelin von Johann Georg Marggrander, haben sich ein Konvolut von Unterlagen, Militärpapiere, der Bauplan seines Hauses in der Werderstraße und sogar sein von einem Militärkameraden gezeichnetes Portrait in der Uniform des Badischen Jäger-Bataillons erhalten. Aus diesen Unterlagen geht hervor, dass Johann Georg Marggrander von 1855 bis 1857 als Freiwilliger und Einsteher im Badischen Jäger-Bataillon in Karlsruhe diente. Der Begriff Einsteher weist auf eine vor 1870/71 allgemein übliche, aber auch danach noch in Einzelfällen geübte Möglichkeit hin, für andere wehrpflichtige Personen gegen entsprechendes Entgelt den Wehrdienst anzutreten. Da zu dieser Zeit nicht alle tauglichen Männer eines Geburtsjahrgangs für den Militärdienst benötigt wurden, fand ein Losverfahren für die Wehrpflichtigen statt. Eine zwar unsoziale, aber häufig genutzte Regelung ermöglichte es, besser gestellten – meist wohlhabenderen – Personen, die nicht freigelost waren, gegen einen bestimmten Geldbetrag einen Ersatzmann, also einen Einsteher, zu suchen, der für sie dann den mehrjährigen Militärdienst ableistete. Es gab dafür sogar ein Vermittlungsbüro in Karlsruhe, das die erforderlichen Kontakte herstellte und vor allem die Verträge gegen eine Provision abschloss. Für viele mittellose junge Männer war dies aber oft eine Chance, mit dem so erworbenen Grundkapital – falls sie es nicht verschleuderten – sich nach dem Ende ihrer Dienstzeit eine Existenz als Landwirt oder Handwerker aufzubauen.

Wolfgang Knobloch

Erscheinung
Amtsblatt der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen
NUSSBAUM+
Ausgabe 40/2025
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