Rechts vom Hauseingang führte eine normale Stubentür in den vorderen Teil des Hauses, der wie auf der Hardt allgemein üblich, als Wohn- und Schlafstube genutzt wurde. Die beiden Raumteile waren nur durch einen Vorhang getrennt und der Stubenteil war durch einen kleinen Kanonenofen beheizbar. Die Einrichtung der Stube, die ihr Licht durch je ein Fenster zur Straße und zum Hof erhielt, bestand aus einem Geschirrschrank, einem Kanapee, einer Kommode und einem Tisch mit sechs Stühlen. In der Schlafstube gab es einen Kleiderkasten, eine selbstgezimmerte Kommode, zwei Betten mit Nachtkästen und eine Wäschekiste. Eine Waschschüssel mit Wasserkrug auf der Kommode war die übliche Waschgelegenheit, die meisten Familienmitglieder wuschen sich aber (wenn überhaupt) am Wasserstein in der Küche.
Der Speicher war nicht ausgebaut, nur der Trockenboden für das Getreide war sorgfältig mit Dielen ausgelegt. Auf dem Speicher fanden sich alte Handwerksgeräte wie Spinnräder, Spulstücke, Flachshecheln, Werkzeuge, Keramiken, eiserne Pfannen und sogar der 1857 beim Bau des Hauses vorgeschriebene und bei der Obrigkeit zu präsentierende lederne Feuerlöscheimer.
Hinter der relativ schmalen Scheune mit Einfahrt und Bahn erstreckte sich längs zur Grundstücksgrenze ein zweistöckiger Schopf, in dem ebenerdig die Schweine-, Hasen- und Hühnerställe eingebaut waren. Das Obergeschoss diente zur Lagerung von Brenn- und Anfeuerholz sowie für Wellen zum Anheizen des Backofens. Daran angrenzend befand sich der Misthaufen und das Klohäuschen, das damals noch benutzt wurde, da es im Haus weder Toilette noch Bad gab. Der hintere Teil des Grundstücks mit zwei Obstbäumen wurde als Gemüsegarten benutzt.
Dass Luise und Max Westenfelder mich jahrelang immer wieder in Haus und Scheune stöbern ließen, bereitwillig alte Unterlagen und Fotos zur Verfügung stellten und vor allem vieles an Wissen und Überlieferungen weitergaben, war eine der wichtigsten Grundlagen für meine spätere Museumsarbeit. Das traurige Schicksal der Familie – die Eltern und zwei Geschwister waren relativ jung gestorben, der Bruder Albert im Krieg gefallen – und Max und Luise im Alter von schwerer Krankheit gezeichnet, spiegelt die ganze Trostlosigkeit vieler Kleinbauernhaushalte der Zeit um 1900. Max hatte nach zwei Kriegen und vielen Schicksalsschlägen jedes Vertrauen in die Politik verloren, Luise fand Trost in ihrem Glauben und las täglich in ihrer noch aus dem 18. Jahrhundert stammenden Familienbibel. Diesen beiden verdanke ich nicht nur Materielles in Form von Sammlungsobjekten für Heimatmuseum und Heimathaus und viele Informationen zur Dorfgeschichte, sondern auch einen tiefen Respekt vor der mühevollen Lebensleistung des Geschwisterpaares.
Wolfgang Knobloch