Am 30. Januar fand die erste Sitzung des neu zusammengesetzten Jugendgemeinderats (JGR) im Saal des Alten Rathauses in Wiesloch statt. Einen Tag zuvor wurden sechs neue Jugendgemeinderäte gewählt, die nun gemeinsam mit den bestehenden Mitgliedern die Zukunft Wieslochs aktiv mitgestalten wollen. Die Motivation der Jugendlichen, ihre geplanten Projekte sowie aktuelle Herausforderungen standen im Mittelpunkt der Sitzung.
Die Beweggründe für das Engagement im JGR sind vielfältig. Maike Wildhagen sieht großes Potenzial für die Wieslocher Jugend und freut sich darüber, dass es ein offizielles Gremium gibt, um beispielsweise den Ausbau von Sportplätzen voranzutreiben. Viele der jungen Engagierten wurden durch Familie, Bekannte oder Lehrkräfte dazu ermutigt, sich politisch einzubringen. So wurden Wadim, aber auch Jaaron und Ayse-Melek durch ihren Lehrer an der Berta-Benz-Realschule inspiriert, der eng mit dem Rathaus Wiesloch zusammenarbeitet, der letztlich auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht hat.
Die Wahl des JGR erfolgt im Dreijahresrhythmus: Alle anderthalb Jahre kommen sechs neue Mitglieder hinzu, sodass das Gremium stets aus zwölf Jugendlichen besteht. Dies gewährleistet eine kontinuierliche Arbeit und vermeidet eine vollständige Neubesetzung. Die Wahl wird online durchgeführt, wodurch alle jungen Wieslocher SchülerInnen die Möglichkeit haben, mit ihrer Stimme über die Zusammensetzung zu entscheiden.
Da sich der neue JGR erst formiert, werden konkrete Projekte in den kommenden Wochen erarbeitet. Erste Ideen wurden jedoch bereits diskutiert, darunter die aktive Teilnahme am Weindorf und am Wein- und Markt-Fest, möglicherweise mit der Einbindung einer Schulband. Ein Wahl-Imbiss, der in der Vergangenheit organisiert wurde und viel Anklang fand, wurde aufgrund des vorgezogenen Bundestagswahltermins verworfen. Besondere Anliegen der Jugendlichen sind insbesondere Veranstaltungen im Bereich Sport sowie Klima- und Umweltschutz. Auch die mangelnde Beleuchtung auf der Straße zum Schwimmbad ist ein wiederkehrendes Thema, da die Heimfahrt am Abend als unsicher empfunden wird. Einige Mitglieder des JGR engagieren sich zudem bei Fridays for Future und setzen sich verstärkt mit politischen Themen auseinander.
Der Jugendgemeinderat Wiesloch steht im regelmäßigen Austausch mit anderen Jugendgemeinderäten in Baden-Württemberg. Ein Dachverband sowie gemeinsame Veranstaltungen ermöglichen eine überregionale Vernetzung. Nach der Wiedereinführung des JGR Wiesloch wurde insbesondere der Kontakt zu Walldorf intensiviert. Treffen mit anderen Gremien fanden in der Vergangenheit unter anderem sogar in Straßburg statt, und auch Hockenheim war zuletzt ein enger Austauschpartner. Neben persönlichen Treffen erfolgt viel Kommunikation über soziale Medien wie WhatsApp und Instagram.
Handlungsbedarf gibt es laut JGR in Wiesloch in verschiedenen Bereichen. Die dringend notwendige Sanierung des Ottheinrich-Gymnasiums wurde erneut verschoben, was für Unmut sorgt. Ebenso wurde die grelle Beleuchtung der Stadtgalerie und des Fitnessstudios als störend empfunden. Ein weiteres Problem liegt in der unzureichenden Kommunikation zwischen den Schulen, besonders nach dem Fehl-Amokalarm, der die Notwendigkeit einer besseren Abstimmung zwischen den Bildungseinrichtungen verdeutlichte. Positiv hervorgehoben wurden hingegen die guten Fahrradstraßen, die eine sichere Fortbewegung ermöglichen.
Ein weiteres wichtiges Thema war die Initiative „Sicherer Hafen“. Wiesloch ist bereits seit vier Jahren Teil dieser Seebrücke-Initiative, wodurch die Stadt über die regulären Zuweisungen hinaus Geflüchtete aufnimmt und sich aktiv um deren Betreuung und Integration kümmert. Der JGR begrüßte diese Initiative der Stadt ausdrücklich.
Mit Blick auf die Bundestagswahl am Sonntag, 23. Februar, herrscht unter den Jugendlichen eine gewisse Unsicherheit. Es gibt die Sorge, dass politische Entwicklungen die Vielfalt in Deutschland einschränken und das internationale Ansehen negativ beeinflussen könnten. Besonders Migrationspolitik und der zunehmende Rechtsextremismus bereiten vielen jungen Menschen Sorgen. Kritisiert wurde zudem, dass das Wahlalter nicht auf 16 Jahre gesenkt wurde, wodurch einige JGR-Mitglieder, die gerne mitentschieden hätten, nicht wählen dürfen.
Die erste Sitzung des neuen JGR war voller bedeutender Diskussionen. Für einige Mitglieder war es die erste Sitzung in diesem Rahmen, doch die Begeisterung und das Engagement für die Anliegen der Wieslocher Jugend waren deutlich zu spüren. Der JGR wird sich auch in den kommenden Monaten intensiv für die Interessen der jungen Generation einsetzen. (sk)