„Über 200 Jahre prägt nun die Geschichte der Badischen Landeskirche auch die Geschichte der ehemaligen Residenzstadt Karlsruhe“, so kündigt Simone Maria Dietz ihre Veranstaltung an. „Viele Menschen kamen hierher, engagierten sich auf den verschiedensten Ebenen und hinterließen dabei ihre Ideen und Eindrücke. Andere wiederum lebten hier und wurden bewusst oder unbewusst Teil der Geschehnisse.“
Wer mehr darüber erfahren will, kann das bei einem Spaziergang mit der Referentin über den Karlsruher Hauptfriedhof. Angeboten wird die Exkursion von „junge alte“ im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung.
Simone Maria Dietz lebt in Grötzingen. Sie hat Kunstgeschichte, Baugeschichte und Geschichte in Karlsruhe und Wien studiert und ist als freiberufliche Kunsthistorikerin und als Leiterin des „KunstFilters – Kunst mit Genuss“ tätig. Sie ist Mitarbeiterin des InfoCenters, der Beratungs- und Informationsstelle am Hauptfriedhof. Organisiert wird das InfoCenter vomVerein zur Pflege der Friedhofs- und Bestattungskultur in Karlsruhe. Dieser Interessengemeinschaft gehörendie Stadt Karlsruhe, Karlsruher Steinmetzbetriebe, Holzbildhauer, Friedhofsgärtnereien, Bestattungsinstitute und die Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner an.
Der Karlsruher Hauptfriedhof an der heutigen Haid-und-Neu-Straße wurde 1873 von Josef Durm geplant. Bereits damals entstanden der Innenhof „Campo Santo“ und die Große Kapelle. 1901 konnte im neu errichteten Krematorium die erste Feuerbestattung stattfinden. Dieses Krematorium wird heute als Kleine Kapelle bezeichnet. Der Friedhof wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und insgesamt mehrmals erweitert. Inzwischen bietet der Karlsruher Hauptfriedhof vielerlei Möglichkeiten, bestattet zu werden und Trauerarbeit zu leisten. Es gibt anonyme Gräber, verschiedene Urnengräber, Kriegsgräber, gärtnerisch gepflegte Bereiche, Reihengräber, Wahlgräber, Baumbestattungen, Rasengräber, einen symbolischen Trauerweg, den „Lebensgarten“ und vieles mehr.
Viele Karlsruher Persönlichkeiten sind hier bestattet, darunter Gottlieb August Knittel, Hans Thoma, Eduard Uibel, Liselotte Füß, Eugen Engelsberger und Klaus Arnold. Gottlieb August Knittel (1768–1820) war der erste Pfarrer der Stadtkirche Karlsruhe, Kirchenrat, Stadtdekan und Hofprediger. Ihm sind ein Grabstein und eine Gedenktafel gewidmet. Hans Thoma (1839–1924) war Maler, Professor an der Großherzoglichen Akademie der Bildenden Künste, Direktor der Großherzoglichen Gemäldegalerie und Ehrenbürger. Ein langes, auffälliges Grabmal hat Politiker und Kirchenpräsident Eduard Uibel (1846–1925), der eng mit dem katholischen Rebell Heinrich Hansjakob befreundet war.
Liselotte Füß (1919-2004) war eine der frühen Theologinnen in Baden. Der Kunstmaler Klaus Arnold (1928–2009) hatte als Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe gearbeitet. Er hatte unter anderem Sakralkunstwerke geschaffen. Eugen Engelsberger (1930–2019) war Professor für Evangelische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Seine Arbeitsschwerpunkte waren der interreligiöse und interkulturelle Dialog. Zu welchen Gräbern Simone Maria Dietz führen wird, steht bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Das hänge auch von der Größe der Gruppe und von den Fragen der Teilnehmenden ab, sagt sie. (rist)
Simone Maria Dietz: „Karlsruher Persönlichkeiten“, Führung im Rahmen von „junge alte“ über den Karlsruher Hauptfriedhof, Haid-und-Neu-Straße 33, 76131 Karlsruhe, Donnerstag, 23. Oktober, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung unter www.eeb-karlsruhe.de/junge-alte-3/.