Sandra Böhm ist sehr klar: „Wir müssen den Planeten schützen und die Rohstoffe gut nutzen, damit die Lebewesen gut leben können.“ Die studierte Produktdesignerin und Doktorandin am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) an der Fakultät für Architektur sprach bei „junge alte“ im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung über die „Materialwende im Bauwesen“. Die Veranstaltung fand im Gemeindezentrum Am Zwinger und online statt.
„Die Erde ist ein geschlossenes System“, zeigt sie eindrücklich anhand eines Fotos aus der Serie „Blue Marble“, englisch für Blaue Murmel. Das sind Fotos aus dem Weltall, die die Erde zeigen.
„Das Problem bei einem geschlossenen System ist“, so Sandra Böhm weiter, „dass man alles immer wieder nutzen können müsste.“ Die Menschen hätten jedoch seit der Industrialisierung ein lineares Wirtschaftssystem geschaffen, das verhindert, dass Stoffe wiederverwendet werden können. So verursache etwa der Erzabbau im Amazonasgebiet eine riesige Umweltzerstörung. „Rohstoffe werden eine Zeitlang verwendet und dann deponiert oder recycelt“, sagt sie, „die Ressourcen gehen verloren. Wir Menschen errichten mit unserer gebauten Umwelt ein Lager aus Materialien, die aus natürlichen Rohstoffen hergestellt wurden, und zwar in Form von Infrastruktur, Gebäuden und Gütern des täglichen Bedarfs.“
Sie definiert, Ressourcen seien natürliche Rohstoffvorkommen. „Rohstoffe sind unbehandelte Ausgangsmaterialien“, erklärt sie weiter, „primäre Rohstoffe sind abgebaut und unbearbeitet. Sekundäre Rohstoffe wurden durch Wiederverwertung gewonnen.“ Je die Hälfte des Primärrohstoffverbrauchs und des Gesamtenergieverbrauchs und je ein Drittel des Wasserverbrauchs und des Abfallaufkommens fielen auf das Bauwesen zurück. „Wir müssen also dafür sorgen, dass wir Materialien, Produkte und Konstruktionen nach einer Nutzungsphase in Bestandteile zerlegt in geschlossene Kreisläufe zurückführen können“, so Sandra Böhm weiter, „und zwar ohne Qualitäts- und Wertverlust und ohne die Gefährdung von Fauna und Flora.“
In der Bauindustrie bedeute das, dass das, was schon steht, also der Gebäudebestand, so viel wie möglich genutzt werden sollte. Aus diesem Gebäudebestand sollen, zweitens, so viel wie möglich Sekundärrohstoffe zur Verwendung zurückgewonnen werden. Dazu müssten auch die Verbindungen der einzelnen Teile so sein, dass eine Trennung möglich ist. Stecken, Einlegen und andere Techniken müssten Kleber, Mörtel und Silikon ersetzen. Dies sollte ergänzt werden mit Baustoffen, die sortenrein, wiederverwendbar und wiederverwertbar sind. Es bedürfe auch einer genauen Dokumentation, was verbaut wurde. „Baustoffe sollten in geschlossene Kreisläufe geführt werden“, fasst sie zusammen.
Dazu gehöre auch das „Urban Mining“, englisch für etwa „Abbau in der Stadt“, bei dem auch das zurückgewonnen werden solle, was ursprünglich nicht wiederverwertbar geplant war. „Neben diesen sekundären Baustoffen brauchen wir auch Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen“, führt sie weiter aus. Durch den Klimawandel stelle sich auch die Frage, wie Schadholz noch genutzt werden könne. Außerdem stünde nur eine begrenzte Landfläche für Anbau zur Verfügung, auf der auch Nahrungsmittel erzeugt werden müssten. Sandra Böhm nennt organische Baumaterialien: Holz, Seegras, Wasserhyazinthe, Schilf aus natürlichem Wachstum; Holz, Flachs, Hanf, Bambus aus Landflächen-Anbau; Pilze, Algen, Bakterien aus Labor-Anbau; Lignin, Getreidespelzen, Sägemehl aus Reststoffen von Industrie und Landwirtschaft. (rist)
junge alte
im Gemeindezentrum Am Zwinger 5, Durlach
Mittwoch, 27. November: Hilfe im Notfall. Der Rettungsdienst und die Versorgung älterer Menschen
Donnerstag, 28. November: Die Tuba - Instrument des Jahres 2024. Ein Vortrag mit Musik
Mittwoch, 4. Dezember: Buddhas Lehren: aktueller denn je? Eine Einführung in den Buddhismus
Donnerstag, 5. Dezember: Geothermie im Oberrheingraben
jeweils 10 bis 11:30 Uhr