junge alte: Uwe Hauser spricht über Johann Peter Hebel

Karriere mit Kalendergeschichten „Der moralische Zeigefinger soll andere niedermachen. Der pädagogische Zeigefinger soll aufbauen“, sagt Uwe Hauser....
Juliane Aschoff von junge alte begrüßt den Referenten Uwe Hauser. In der Projektion ist Johann Peter Hebel zu sehen, der den Zeigefinger pädagogisch mahnend gen Himmel hält.
Juliane Aschoff von junge alte begrüßt den Referenten Uwe Hauser. In der Projektion ist Johann Peter Hebel zu sehen, der den Zeigefinger pädagogisch mahnend gen Himmel hält.Foto: rist

Karriere mit Kalendergeschichten

„Der moralische Zeigefinger soll andere niedermachen. Der pädagogische Zeigefinger soll aufbauen“, sagt Uwe Hauser. „Bei Johann Peter Hebel war es immer der pädagogische Zeigefinger.“

Uwe Hauser ist promovierter evangelischer Theologe, war Pfarrer in der Waldstadt und Schuldekan im Breisgau-Hochschwarzwald. Seit 2012 ist er Direktor des Religionspädagogischen Instituts der Evangelischen Landeskirche in Baden. Bei junge alte im Rahmen der evangelischen Erwachsenenbildung spricht er über „Johann Peter Hebel: Leben, Werk, Wirken“. Er zeigt ein Bild, auf dem Johann Peter Hebel mahnend mit dem Finger gen Himmel zeigt.

Alemannische Mundart

Johann Peter Hebel (1760 – 1826) war ein deutscher Schriftsteller, evangelischer Geistlicher und Lehrer. 1803 hat er den Band „Allemannische Gedichte“ herausgegeben. Er ist damit einer der Ersten, der alemannische Mundartliteratur veröffentlicht hat.

Biographisches

Uwe Hauser berichtet aus Johann Peter Hebels Leben. Der Vater stammt aus Zimmern im Hunsrück und gehört der reformierten evangelischen Kirche an. Er kommt nach Basel und trifft dort seine spätere, evangelisch-lutherische Frau. Die beiden heiraten 1759 in Hauingen über die Grenze. 1760 wird Johann Peter geboren, 1761 seine Schwester Susanna, die, ebenso wie der Vater, im selben Jahr stirbt. Die Mutter, nun eine junge Witwe, lebt ärmlich in einem kleinen Haus in Hausen bei Wiesental. Sie war bei reichen Leuten in Basel in Stellung. „Ich bin von armen, aber frommen Eltern geboren, habe die Hälfte[n] meiner ... Kindheit in einem einsamen Dorf … [und] ... in ... einer berühmten Stadt zugebracht. Da habe ich früh gelernt, arm sein und reich sein“, zitiert Uwe Hauser aus einer Predigt Hebels. Johan Peter bekommt die Chance, in einer kleinen Lateinschule Latein zu lernen. Als er 13 Jahre alt ist, stirbt seine Mutter und er kommt ans Gymnasium Illustre, der Lateinschule in Karlsruhe. Ein Schulmeister, der gut Geschichten erzählen konnte, prägt ihn nachhaltig. Geschichten weiterzugeben, sei damals eine wichtige Kommunikationsmöglichkeit gewesen, so Uwe Hauser.

In Karlsruhe

Später wurde Johann Peter Hebel Pfarrer und Lehrer, unter anderem in Lörrach. Dort entdeckte er seine Liebe zur Sprache und zum Alemannischen. „Über viele Gefühlsregungen kann man sich nur im Dialekt ausdrücken“, sagt Uwe Hauser.

Karriere

1788 wird er wieder nach Karlsruhe geschickt und macht, wie der Referent sagt, eine steile Karriere, bei der er sich jedoch selbst treu bleibt. Er fängt an, selbst Geschichten zu erzählen. Ab 1803 schreibt er die Kalendergeschichten für den Badischen Landkalender und dessen Nachfolger, den Rheinländischen Hausfreund.

Grundlage Lebenserfahrung

„Das Besondere an den Kalendergeschichten ist, dass sie in einer einfachen Sprache geschrieben sind, Themen aufgreifen, die die Leute mitnehmen, aktuell und nicht aktualisiert sind und eine große Tiefe haben“, sagt Uwe Hauser. „Sie sind aus seiner Lebenserfahrung heraus entstanden.“ Wenn man etwas von Johann Peter Hebel lernen könne, dann, so zu sprechen, dass die Menschen einen verstehen. Das sei das Beste, was man mit christlicher Rede tun könne. In Literatenkreisen gelte Johann Peter Hebels Geschichte „Unverhofftes Wiedersehen“ als „die schönste Geschichte der Welt.“ Goethe und Hebel seien sich in Karlsruhe begegnet. Goethe habe Hebel unbedingt kennenlernen wollen. Die Werke in alemannischer Mundart hielt er für nicht zu übersetzen: „Einen solchen Dichter muss man im Original lesen! Dann muss man halt diese Sprache lernen!“ 1826 stirbt Johann Peter Hebel auf einer Dienstfahrt in Schwetzingen. Sein Wunsch, im Alter nach Basel zurückzukehren, erfüllt sich nicht. (rist)

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von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
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