Klavierstudio Worm-Sawosskaja

Junior-Pianisten in Schwetzingen: „Wunder der Klaviermusik“

Vier musikbegeisterte Schülerinnen und Schüler präsentierten bei einer Matinée im Palais Hirsch eine musikalische Reise zu Semännern und Gladiatoren.
Gioele (v.l.),Tatjana Worm-Sawosskaja, Anselm, Emilia und Florencia sind stolz auf den Auftritt in Schwetzingen.
Gioele (v.l.),Tatjana Worm-Sawosskaja, Anselm, Emilia und Florencia sind stolz auf den Auftritt in Schwetzingen.Foto: Worm-Sawosskaja

Die neunjährige Emilia, Florencia, Gioele und der siebenjährige Anselm überzeugten nach drei Tagen intensiver Vorbereitung im Meisterkurs von Konzertpianistin Tatjana Worm-Sawosskaja als wilde Reiter, lyrische Dichter, mutige Gladiatorenkämpfer, Seemänner und Hexen.

Die neunjährige Emilia eröffnete das Konzert, indem sie beim „Lied ohne Worte“ von Fritz Spindler einfühlsam die Tasten des grünen Flügels zum Singen brachte. Weil sie in ihrer Freizeit mit großer Freude Klavier spielt, hat sie sich im Schwetzinger Kinderferienprogramm den Meisterkurs bei Tatjana Worm-Sawosskaja gewählt.

Das Besondere an Meisterkursen ist, dass bereits eingeübte Musikstücke mit einer bühnenerfahrenen Konzertpianistin oder einem Konzertianisten verbessert, reflektiert, interpretiert und am Ende bühnenreif aufgeführt werden – das entspricht einer an Musikhochschulen üblichen Praxis. Auf diese Weise kann man ganz neue Impulse erhalten: Emilia wagte es an diesem Wochenende beispielsweise zum ersten Mal, ein Stück ganz auswendig vorzutragen, und sie schaffte das mutig, melodisch und sicher, überzeugend. Glücklich strahlend durfte sie am Ende wie die anderen ihre Urkunde entgegennehmen.

Traum vom Pianisten

Emilias zarten, nachdenklichen Tönen folgte Florencias Einzug der Gladiatoren, ein pathetischer Gang für tapfere und todesmutige Kämpfer von Julius Fučik, ein Stück, das auch als typischer Zirkusmarsch Freude verbreitet. Auch Florencia spielte das Werk nicht nur ohne Fehler, sondern fröhlich und ebenfalls zum ersten Mal frei und auswendig aus dem Kopf – eine auch für sie besondere Leistung und ganz neue Auftrittserfahrung.

Als „Gladiatorin“ verinnerlichte sie das Stück in drei Tagen so sehr, dass sie nach anstrengender Arbeit ein gereiftes Musikstück mit nach Hause nehmen konnte: Stolz und rhythmisch marschierten ihre Finger über die Tasten wie die antiken Helden Roms ins berühmte Kolosseum.

Gioele Infurna trat nicht nur äußerlich elegant auf, sondern spielte auch musikalisch entsprechend: Sein Hemd war hellblau wie der Himmel und das Meer, über das er seine Marinari von Schumann mit spritzigem, frischem Anschlag über die Tasten segeln ließ. Der Neunjährige liebt Chopin und träumt davon, einmal als Pianist in New York aufzutreten – eine große Motivation, um einen Meisterkurs zu besuchen.

Dort hat er gelernt, wie unterschiedlich man die Töne am Flügel anschlagen kann, um verschiedene Stimmungen zu nuancieren – oder wie es ist, virtuos mit überkreuzten Händen zu spielen. Auch als „wilder Reiter“ von Schumann hatte er sein galoppierendes Ross virtuos unter pianistischer Kontrolle und zügelte rhythmisch seinen Lauf.

Präsentation auf der Bühne

Anselm, erst sieben Jahre alt, schlug die Tasten dagegen mit den spitzen Fingerkuppen mit Staccato an, dass man Tschaikowskijs Hexe „Baba Yaga“ mit ihrem Besen fast tanzen und in den Himmel entschwinden sehen konnte. Auch bei der Etüde von Löschhorn erstaunten das schnelle Tempo und die spielerische Dramatik des jungen Klavierkünstlers. Und trotz schönstem, sommerlichem Juliwetter kam auch der Knecht Ruprecht von Robert Schumann zu einem Besuch vorbei.

Er schimpfte, beschwörte und lobte das Schwetzinger Publikum vom grünen Flügel im Palais Hirsch aus musikalisch, bis das Publikum für alle Kinder des Sommerferienprogramms laut applaudieren durfte. Als erfahrene Konzertpianistin war es Tatjana Worm-Sawosskaja wichtig, mit den Kindern nicht nur das musikalische Spiel zu verbessern, sondern ihnen auch vor Ort zu zeigen, wie man sich als Künstler auf einer klassischen Bühne präsentiert.

Gelobt wurde besonders die atmosphäische Auftrittserfahrung im feierlichen Rahmen des Palais Hirsch. Was für ein toller Start in die Sommerferien für die jungen Musiker! Dankbar zeigten sich alle Schüler und ihre Eltern für dieses außergewöhnliche Angebot und die sichtbaren Entwicklungsschritte der Kinder nach dieser kurzen, aber intensiven Zeit. Überrascht waren so manche Eltern, dass ihre Kinder nach den anspruchsvollen Kursstunden sogar noch Freude daran fanden, zuhause Tonleitern zu üben.

Im Nachgespräch wurde besonders deutlich, wie wichtig es ist, musikalische Kinder bei der Auswahl ihrer Stücke miteinzubeziehen und ihren musikalischen Vorlieben zu folgen, damit eine große Motivation zum Üben besteht. Ein Unterricht, der mehrfach in der Woche stattfindet, trägt sichtlich zu schnelleren Erfolgen und Fortschritten bei.

Meisterklasse

Auch in dieser Meisterklasse konnte jedes Kind individuell bereichernde Impulse erhalten und es bleibt zu hoffen, dass Schwetzingens Pianistin dieses Format auch im kommenden Sommerferienprogramm fortsetzen und wieder anbieten wird. Für manche der jungen Künstler wird der gemeinsame Weg mit Tatjana Worm-Sawosskaja weitergehen, leitet sie doch das Klavierstudio für begabte Kinder und Jugendliche in der Pápa-Straße und unterrichtet auch selbst.

So hofft der Reilinger Schüler Gioele begeistert, dass seine Lehrerin ihn auf dem zukünftigen Weg zum Pianisten begleiten wird. (red)

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Ausgabe 32/2024
von Redaktion Nussbaum
07.08.2024
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