Der Karlsruher Marktplatz sollte am vergangenen Samstag wieder Schauplatz für eine Großdemonstration sein. Zahlreiche Bürger strömten auf den Platz, um gegen den AfD-Wahlkampf zu protestieren.
Die Alternative für Deutschland war bereits zum zweiten Mal Grund für eine Großdemonstration: Im vergangenen Jahr ging es um ein Geheimtreffen in Potsdam zum Thema Remigration, dieses Mal die Verteilung von „Abschiebetickets“ welche online verschickt oder in den Briefkästen landeten.
Schon vor 13 Uhr, dem offiziellen Beginn der „Demo gegen die AfD“ füllte sich der Platz vor dem Rathaus mehr und mehr. Bis jedoch Jutta Gemeinhardt (Netzwerk Schule gegen Rassismus) ihre Begrüßungsrede halten konnte, sollten noch einige Minuten vergehen. Es gab Probleme mit der Beschallungstechnik.
„Wir freuen uns sehr, dass ihr so zahlreich gekommen seid, ich bin überwältigt,“ meinte Gemeinhardt und fuhr fort: „Abschiebeticket, das klingt wie Freikarte nach Jerusalem. Das gab es doch schon mal in Deutschland im Dritten Reich. Wir wollen hier die Bundestagswahl in den Fokus richten, aber keine Plattform für Wahlkampf sein.“
Als Nächstes sprach Ahmad Hawarnah, der aus Syrien stammt und seit 2015 in Deutschland ist. „Ich bin positiv sprachlos. Es ist eine schöne Aussicht, so viele Menschen hier zu sehen“, meint Hawarnah, der im vergangenen Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt. Hawarnah meinte weiter: Meine Mutter stammt aus Syrien, mein Vater aus Palästina, aufgewachsen bin ich in Dubai. Hawarnah übte auch Kritik an der Bundesregierung, als er von „Sozialtourismus“ und „Turbo-Einbürgerung“ sprach. Die Abschiebetickets machen mir Angst.“
Verschiedene Frauen und Männer mit Migrationshintergrund, unter anderem aus Ecuador, Marokko, Jordanien, erzählten über ihren Weg nach Deutschland. „Ich bin in Marokko geboren, kam nach Deutschland und machte eine Ausbildung zur Krankenschwester. Ich engagiere mich auch für Palästina. Während meiner Arbeit in Frankfurt bin ich vielen Vorurteilen begegnet. Islam bedeutet für mich Frieden. Ich mache mir Sorgen über die rassistischen Tendenzen hier.“
Ein Mann aus Kurdistan meinte: „Seit zehn Jahren lebe ich in Deutschland und habe hier Fußballspielen gelernt. Ich habe einen deutschen Pass und finde, Karlsruhe ist weltoffen. Die AfD ist gegen alle Menschen, die sich für Demokratie einsetzen.“
Danach traten noch einige Redner ans Mikro, unter anderem auch Helene Khuen-Belasi vom Integrationsausschuss der Stadt Karlsruhe.
Zahlreiche Transparente, Fahnen und Banner trugen Aufschriften wie „Ekel-AfD“ oder „Karlsruhe bleibt bunt“. Auf dem Transparent von Amnesty International stand „Kein Platz für Rassismus“. Nach Polizeiangaben kamen etwa 3.500 Personen zur Demo. Während der Demo gab es keine Zwischenfälle. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Band „bunt und laut“ (ras)