Mit ihren großen blassvioletten Blüten ist die Paulownie eine wahre Pracht. Schon der österreichische Kaiser Franz Joseph liebte den Blauglockenbaum und ließ ihn überall in seinem Reich anpflanzen.
Aber die Verbindungen zu den europäischen Adelshäusern reichen bis zu ihrer Entdeckung zurück: Der Arzt und Naturforscher Philipp Franz von Siebold, der eigentlich aus Würzburg stammte, gelangte in Diensten der niederländisch-indischen Armee nach Japan. Als einer der wenigen Europäer, die damals das weitgehend abgeschottete Land bereisen durften, erkundete er intensiv Kultur und Natur Japans und wurde zu einem bedeutenden Japanologen seiner Zeit. Er entdeckte den in Japan kultivierten Blauglockenbaum, der ursprünglich aus zentralen und westlichen Gebieten Chinas stammt und benannte ihn 1835 zu Ehren der damaligen niederländischen Kronprinzessin Anna Pavlownia. Sie war eine Tochter des russischen Zaren Paul I. und 1840-1849 an der Seite von Wilhelm II. Königin der Niederlande. Aus dieser Benennung erklärt sich der Name „Prinzessinnenbaum“.
Nicht genug der europäischen Adelung: die Paulownie war neben der Chrysantheme Wappenblume des japanischen Kaisers und auch in China dienten ihre Blüten als kaiserliches Symbol, daher ihr Name „Kaiserbaum“. Aber nun zurück zu Gegenwart und Zukunft: das Paulownienholz wurde unter dem Namen „Kiri“ traditionell in China und Japan wegen seines geringen Gewichtes geschätzt. Da es schwer entflammbar ist, dienten Schränke aus Kiriholz zur Aufbewahrung wertvoller Kleidung. Heute wird es bei der Fertigung von Surfboards, Tennisschlägern und Gitarren eingesetzt.
Große Hoffnungen setzt man aber in eine kommerzielle Nutzung als „Energiebaum“. Kiri-Bäume sind mit bis zu zwei Metern jährlichem Zuwachs extrem schnellwüchsig. Schon nach zwei bis sechs Jahren können die Bäume zur Energiegewinnung als Scheitholz oder Hackschnitzel geerntet werden, als Wertholz, z. B. zum Möbelbau, genügen 10-15 Jahre. Als großer Pluspunkt wird die große Toleranz der Bäume gegen Temperaturschwankungen und Trockenperioden angeführt, genau die durch den Klimawandel zu erwartenden Probleme. Weiterhin kann eine mit Paulownien bepflanzte Fläche von einem Hektar 35-40 Tonnen CO₂ binden. Gegen die Gefahr der invasiven Ausbreitung wurden bereits sterile Formen gezüchtet, die außerdem noch kälte- und hitzeresistenter sind als die Wildform, sie ertragen Temperaturen von -35 bis +55 °C. In den USA werden Paulownien seit 1800 angebaut. Es wird sich zeigen, inwieweit sich diese Hoffnungen in Europa erfüllen werden. Ein Pilotprojekt bei Lindau verlief immerhin schon erfolgreich, nach zehn Jahren haben die 14 m hohen Bäume schon 40 cm dicke Stämme. Auch ein Forschungsprojekt der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf beschäftigt sich mit der möglichen Nutzung von Paulownien als Energieholz. Vielleicht ist der Blauglockenbaum wirklich eine Baumart der Zukunft. (hs/red)
Ausführliche Beschreibung auf der Homepage des Verfassers:
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