Von Vera Gergen
Oberriexingen. Schön ist sie geworden, die „neue“ Alte Kelter im Oberriexinger Kern, die am Sonntag mit einer Feierstunde für alle an der Renovierung Beteiligten eingeweiht wurde und anschließend die Bürgerschaft mit offenen Türen und einem bunten Rahmenprogramm empfing.
Wie Bürgermeister Ron Keller in seiner Begrüßungsrede ausführte, ist die Kelter „historisch gesehen eines, wenn nicht das bedeutendste Gebäude der Stadt Oberriexingen.“ Sie wurde nämlich 1695 als erstes öffentliches Gebäude nach dem großen Brand in Oberriexingen von der herzoglichen Kellerei in Vaihingen wieder aufgebaut. „Die Kelter ist daher nicht nur Symbol unserer langen Geschichte, sondern auch für die Widerstandskraft und den großen Gemeinschaftssinn in Ori“, sagte der neue Rathauschef weiter, der sich freute, nach erfolgreichem Abschluss der Arbeiten „die Ernte einfahren zu dürfen“. Mit der Sanierung könne die Kelter, die sich seit 1828 im Besitz der Stadt befindet und noch bis 2003 zum Mosten genutzt wurde, wieder zentraler Treffpunkt und Veranstaltungsort sein und dank vielfältiger Nutzungsmöglichkeiten den Stadtkern beleben.
„Die Kelter ist daher nicht nur Symbol unserer langen Geschichte, sondern auch für die Widerstandskraft und den großen Gemeinschaftssinn in Ori.“
(Bürgermeister Ron Keller)
Die letzte große Renovierung fand vor 38 Jahren statt. Daran und vor allem an die ersten Tage seiner Amtszeit 1971 erinnerte sich Altbürgermeister Willi Baur in seiner Rede noch zu gut: „Die Kelter war eine Ruine und ich stellte den Antrag zum Abriss. Dann kam das Denkmalamt.“ Dieses habe den Plänen Einhalt geboten und man habe in den folgenden Jahren eine erste Sanierung in Angriff nehmen müssen.
Wie Carolin König ergänzend im Vorfeld berichtete, sei dann 2010 die Beleuchtung erneuert und im Zuge der Rathaussanierung die Außenfassade gerichtet worden. Zudem sei zwei Jahre später eine Heizung eingebaut worden. Die wichtigsten Baumaßnahmen der aktuellen Renovierung beinhalten den Einbau einer Aufzugsanlage, eine neue Dachgaube als Verbindung zwischen Kelter und Rathaus, die Errichtung einer Treppe sowie eines neuen Bühnenpodests und Eingangsbereiches. Neben einem Gussasphalt- und Feinsteinzeug-Bodenbelag wurde eine neue Holzdecke eingebaut.
Ebenso wurden die WCs und die Elektrik modernisiert und eine Küche installiert. Schließlich soll die Kelter „zukünftig für öffentliche wie auch private Veranstaltungen und Ausstellungen sowie für Trauungen und Sitzungen der Stadtverwaltung genutzt werden“, so die stellvertretende Hauptamtsleiterin weiter. Dazu stehen nun im Erdgeschoss rund 320 Quadratmeter zur Verfügung. Das Untergeschoss auf Hauptstraßenniveau beherbergt ein Foyer, Garderoben und barrierefreie Toiletten. Das Dachgeschoss diene der internen Nutzung, wie Bauamtsleiter Volker Schwahn erklärte.
Die Planung und Betreuung erfolgten durch das Ludwigsburger Architektur- und Ingenieurbüro KMB zusammen mit der Stadt Oberriexingen und starteten bereits 2020. Die Baumaßnahmen, die dieses Jahr begannen, werden sich laut Bürgermeister Keller nach der Schlussabrechnung auf rund eine Million Euro belaufen, wobei etwa 35 Prozent über einen Zuschuss im Rahmen des Landessanierungsprogramms Städtebauliche Erneuerungsmaßnahme „II Stadtkern“ in Höhe von 332.958 Euro abgedeckt sind.
Wie Bauleiter Mathias Orth scherzhaft bemerkte, freue er sich sehr über die Einladung zur Einweihung, da Baumeister in früheren Zeiten durchaus auch manchmal gehängt worden seien. Als er die Kelter zum ersten Mal in Augenschein genommen habe, habe sie sich ihm als eine „Mischung aus Lost Place, Festlager und geheimer Galerie“ präsentiert. „Zentral gelegen hatten wir irgendwie den Eindruck, dass die Kelter wohl darauf gewartet hat, wachgeküsst zu werden“, so der Architekt weiter.
Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung der VKZ/V. Gergen