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Kirchenchor Kirrlach feiert 185-jähriges Bestehen / Doch die älteste Vereinigung in der Stadt könnte auch älter sein

Mehrere markante Besonderheiten hat der renommierte Kirchenchor Kirrlach aufzuweisen, der als älteste Vereinigung in der Stadt sein 185-jähriges Bestehen...
Foto: Archiv Kirchenchor

Mehrere markante Besonderheiten hat der renommierte Kirchenchor Kirrlach aufzuweisen, der als älteste Vereinigung in der Stadt sein 185-jähriges Bestehen feiert. Vermutlich ist er sogar etwas älter, vielleicht kommt er auf volle 200 Jahre. „Die ersten Jahrzehnte liegen im Dunkeln“, heißt es in der Chronik von 1980. Dort stützt sich der Autor ausschließlich auf mündliche Überlieferungen.

Laut den Aussagen der damals befragten älteren Männer und Frauen sollen vor 1840 etwa 20 Mädchen und junge Frauen (wohl unverheiratete) im Altarraum gesungen haben. Erst als zu dieser Gruppe auch singende Männer hinzustießen oder das weibliche Geschlecht gar verdrängten, soll ein „richtiger Kirchenchor“ zustande gekommen sein.

Doch der Rückblick beinhaltet eine Ungereimtheit: Erst ab 1906 öffneten sich die durchweg männlichen Kirchenchöre im Land für weibliche Stimmen. Es galt lange Zeit ein strenges vatikanisches Verbot von Frauen in Kirchenchören. Bildete Kirrlach eine Ausnahme? Dass sich ein Gründungsdatum aus einer Chorerweiterung ableitet, ist ungewöhnlich.

In Neudorf (1751) und Huttenheim (1754) sollen die ältesten Kirchenchöre in der Region bestehen. In Wiesental wird 1818 ein Sängerchor erwähnt. Überall durften nur Männerstimmen zum Einsatz kommen. In fast allen katholischen Pfarreien „verschönerten“, wie es oft hieß, sogenannte Singmädchen den Gesang, die gelegentlich zu zweit oder zu fünft an den Messen teilgenommen und mit dem Priester gesungen haben: etwa gregorianische Choräle oder lateinische Antiphone. Vielleicht wurden in den alten mündlichen Überlieferungen nach und nach aus den minderjährigen Chormädchen erwachsene Chorfrauen? Bezieht man die jungen Sängerinnen in die Vorgeschichte des Kirchenchors ein, so werden weit mehr als 185 Jahre erreicht. Oder es gab tatsächlich erst ab 1840 einen „richtigen“ Kirchenchor, als Männer die Singmädchen ablösten.

Ungewöhnlich ist auch, dass sich die sodann eingetretenen Männer unter „Männerabteilung“ formierten, die 1864 in den „Liederkranz“ überging. Anfangs bestand sogar eine gemeinsame Vorstandschaft. 1903 schlugen beide getrennte Wege ein.

Eine weitere Besonderheit für einen Kirchenchor: Zu den Dirigenten gehörte ein im Badischen Freiheitskampf verfolgter Revolutionär: Johann Himmelstein. Eine Ausnahmeerscheinung ist auch der jetzige Chorleiter Klaus Groß, der in Kirrlach eine Rekordzeit von 44 Dirigentenjahre verbucht. 108 Sängerinnen und Sänger wie 1980 können nicht mehr aufgeboten werden. Aber nach wie vor zählt der Chor zu den größten in der Region. Immer wieder bereichert der stets vielgelobte erfolgreiche Kirchenchor, der bei seinen Auftritten überzeugt, das kulturelle Leben.

Mit einem Festgottesdienst am Pfingstsonntag um 10 Uhr in der Pfarrkirche beweist der Jubilar sein beeindruckendes Leistungsvermögen. Mit dabei sind Solisten, ein Blechbläserensemble und die Toppianistin Katharina Berrio Quintero an der Orgel.

(W. Schmidhuber)

Foto: Steffen Hoffner
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