Beim jüngsten „Stadtgespräch“ im Mehrgenerationenhaus Linde zeigte Gabriele Armbruster, Ortsvorsteherin von Kirchheim-Jesingen und Projektleiterin des Beteiligungsprojekts „Unser Jesingen – Unsere Entscheidung für mehr Teilhabe und Begegnung“, wie ein Stadtteil mit kreativen Ideen und viel Engagement gegen Einsamkeit vorgehen kann. Die zahlreichen Gäste erlebten einen eindrucksvollen Einblick in zwei Jahren intensiver Quartiersarbeit, die zusammen mit dem Quartiersmanagement der Stadt, Kristine Eberle, und vielen ehrenamtlichen Mithelferinnen und Mithelfer geleistet wurde.
Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt durch die Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd. Studierende brachten im Rahmen der Bachelor- und Masterarbeiten zusätzliche fachliche Perspektiven in die Auswertung und Weiterentwicklung ein.
Zu Beginn des mit Landesmitteln geförderten Projekts wurde breit ins Quartier hineingehört. Multiplikatoren, Eltern, Seniorinnen/Senioren und Menschen mit Migrationsgeschichte wurden befragt. Insgesamt acht „Einsamkeitsdetektive“ suchten das Gespräch im Alltag. Eine Fotoaktion brachte zahlreiche persönliche Einsendungen voller Wünsche, Sorgen und Ideen. Das Ergebnis war eindeutig: Der Kirchheimer Stadtteil Jesingen braucht mehr Begegnung, mehr Begleitung und bessere Kommunikation.
Daraus sind konkrete Angebote entstanden wie der barrierefreie Jesinger Treff, das Lindach-Café als wöchentlicher Begegnungsort, die Plauderzeit und Spielenachmittage, ein Begleitdienst für Menschen, die nicht allein kommen möchten oder können, sowie kreative Aktionen – das Angebot eines Weihnachtskinos, das Sammeln von Legosteinen und die gemeinsame Erstellung einer Rampe als barrierefreier Zugang zu einer örtlichen Bäckerei sowie ein gemeinsames Fastenbrechen seien hier besonders genannt. Auch digital wurde das Miteinander durch eine WhatsApp-Gruppe und die geplante Web-App „Jesinger Netz“ gestärkt.
Viele hätten nicht erwartet, wie offen einsame Menschen auf neue Angebote reagieren. Ebenso überraschend: Mit kleinen Mitteln und ehrenamtlicher Kraft kann viel erreicht werden. Herausfordernd blieb dagegen die Ansprache mancher „Einheimischer“ sowie der Aufbau engerer Kontakte zu Pflegeeinrichtungen.
Begegnung kann nur gelingen, wenn Menschen beteiligt werden. Viele Angebote bleiben, so Gabrieles Armbrusters Schlusswort, daher auch nach Projektende erhalten – getragen von Vereinen, Ehrenamtlichen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Und das Beteiligungsprojekt soll als „Blaupause“ dienen für andere Quartiere der Stadt sowie für andere Gemeinden des Landkreises.
Zum Abschluss entspann sich eine engagierte Diskussion: Welche Ansätze lassen sich übertragen? Wie gelingt Teilhabe in anderen Stadtteilen? Die Teilnehmenden entwickelten zahlreiche Ideen – und bestätigten damit den Grundgedanken des Abends: Begegnung beginnt mit einem Gespräch.
Anstelle einer klassischen schriftlichen Abschlussdokumentation wurden die Inhalte des Beteiligungsprojektes mit kreativen, handgezeichneten Visualisierungen festgehalten, die Texte und Bilder kombinieren. Diese Plakate machen die Ergebnisse lebendig und leicht verständlich.