Seit 14. September, bis Sonntag, 28. September, ist die KünstlerInitiative Schwetzingen e. V. (KIS) mit der Ausstellung „gARTen 8“ in der Neuen Orangerie zu Gast. Unter dem Titel „Mehr Licht!“ sind vielfältige Kunstwerke von vierzehn Kunstschaffenden zu sehen, die in dem lichtdurchfluteten Gebäude wirkungsvoll inszeniert werden. Kuriert wurde die Ausstellung von Bildhauerin Karin Schmiedebach und Fotograf Oliver Mezger. Inspiriert von der Ausstellung kreierte Altsaxofonist Claus Rosenfelder den musikalischen Rahmen durch freie Improvisationen.
Karin Posmyk, Künstlerin, KIS-Mitglied und selber Ausstellende, begrüßte die zahlreichen Gäste. Wenn sie den Durchgang des Schlosses durchschritten habe, erzählte die Schwetzingerin: „Vor mir öffnet sich ein gigantisch, weiter Raum voller Licht und Ruhe.“ Dann gab sie einen Überblick über die gezeigten Werke: Installationen, die Licht potenzieren, analoge, teilweise in Dunkelkammern entwickelte sowie digitale Fotografie, Objekte, „die im Moment des Aufeinandertreffens von spiegelnden und glatten Oberflächen“ magisch sind, Malereien, Drucke und Zeichnungen. Auf die Inhalte eingehend, sagte sie, dass Themen wie Angst und Ohnmacht von schwindendem Licht in unserer Gesellschaft handeln. „Kunst erweitert den Horizont und ist somit selber Licht,“ schloss sie. Auch Bürgermeisterin Lisa Schlüter war zur Vernissage gekommen. Sie lobte die Arbeit der Künstlergruppe, die große und in besonderen Projekten auch junge Menschen ansprach.
Eine konkrete Einführung zu ausgestellten Werken machte Kunsthistorikerin Dr. Kristina Hoge. Sie zitierte den Dichterfürst Wolfgang Goethe, dessen letzte Worte angeblich waren: „Mehr Licht!“. Ob er damit tatsächlich das physikalische Licht meinte oder im Geiste der Aufklärung mehr Erkenntnis und Wissen, sei dahingestellt. Für die Ausstellung seien beide Aspekte relevant, denn der Bedeutungsgehalt der Exponate schließe gesellschaftskritische Aspekte mit ein. Die Rednerin ging in der Folge auf die ausgestellten Werke aller Teilnehmenden ein und hob deren Auslegung des Ausstellungsthemas hervor.
Der Fotograf Tobias Eberhardt arbeitete im analogen Farblabor. Durch Mehrfachbelichtung eines Negativs, das einen Steinbruch zeigt, erzeugte er mit unterschiedlichen Filtern unterschiedliche Farbkombinationen. Die einzelnen monochrom selektierten Farbstreifen stellte er mit aus. Fotografie ist auch das künstlerische Handwerk von Oliver Mezger, der den Entwicklungsprozess der analogen Fotografie noch kennt. Durch Kameraeinstellungen und Bildbearbeitung fühlt er diesen Prozess bei der Staffelung der Lichtintensität in seinen Landschaftsbildern nach. Die Natur braucht Licht. Diesem Gedanken folgend, hat Fotograf Günther Wilhelm Bäume fotografiert, die sich dem Licht entgegen neigen. Das Streben nach Licht kann sich aber auch nachteilig auswirken, zum Beispiel durch starkes Algenwachstum. Das ästhetische Spiel mit Feuer und Rauch zeigt Traudel Hagmann mit ihren „Fumages“, ein experimentelles Verfahren, bei dem Bilder quasi mit Feuer gemalt werden.
Dass Licht auch Details verwischen, Gesichter verfremden kann, zeigen die gemalten Portraits von Karin Posmyk. Die Serie mit dem Titel „Kontinuum“ ist nach fotografischen Vorlagen entstanden. Dr. Hoge wies darauf hin: „Das meiste Licht tragen die Augen – der Blick in die Seele.“ Licht als ästhetische Grundlage für Farben zeigen die informellen Malereien von Jörg Künkel. Durch den mehrschichtigen Farbauftrag werden winzige Schatten sichtbar. Nahes Herangehen lohnt sich – trotz des großen Bildformats!
Licht als Gestaltungsmaterial ist auch wesentlich bei den schalenförmigen Objekten aus Terrakotta von Tom Feritsch, denn das Licht lässt die rauhe Struktur des Materials erkennen. Die Schalenfragmente zeigen den Kontrast zwischen Licht und Schatten besonders gut. Das Lichtspiel ist besonders augenfällig auf der Installation „Hold in the Line“ von Gastkünstlerin Ulrike Thiele: Ineinander gesteckte Rohe und Holzstäbe, mit Schnüren verspannt und mit Rundspiegeln versehen, ergeben ein immer neu zu entdeckendes, fast schon bewegtes schönes Gebilde.
Wie viel dramatischer muss die Veränderung vor sich gehen, wenn man sich die Rauminstallation „Mehr Licht“ von Nicola Falley am Triplex-Gebäude in der Universitätsbibliothek am Uniplatz Heidelberg vorstellt. Die Künstlerin hat ein Modell und mehrere Fotos der Installation mitgebracht. Lichtreflexe auf der glatten Oberfläche - können sie zu Gedankenblitzen führen?
Eine weitere Installation hat Tina Stolt aufgebaut; sie befasst sich mit dem „Schwindenden Licht“, ein Stimmungsgebilde aus Draht und Graze, das in ein Eisengerüst eingehängt ist. Sie hat dazu ein Gedicht von Andreas Gryphius aufgehängt mit dem Titel „Ebenbild unseres Lebens“ und stellt die Frage, was nützt aller Reichtum angesichts des Todes, und auf heute übertragen, wie können Ultrareiche sich aufschwingen, um die Geschicke anderer zu lenken. „Individuelle Freiheit stirbt in Schönheit bei schwindendem Licht.“ „Eyes Wide Shut – oder die dunkle Seite der Demokratie“ nennt Karn Weinmann-Abel ihre Installation mit zwei Schaufensterpuppen als Stellvertreterinnen unserer komplexen, globalisierten Welt. Eine trägt Kopfhörer, die andere eine Maske um die Augen. Wie sieht ihre Beziehung aus? Wie viel Demokratie ist noch möglich, wenn man sich verschließt?
Umweltschutz, Artenvielfalt, Ökologie thematisiert Felicitas Wiest-Prinzler in ihren mehrfarbigen Hochdruck-Unikaten. Einem ähnlichen Problem geht auch Elke Weickelt in ihren Malereien nach und fragt, wer die Menschen sind in ihrer Beziehung zu allen Anderen, mit denen sie Raum und Zeit teilen. Impressionistisch-abstrakte Farbspiele zeigen sich auf den Malereien von Max Martinez, einem Gastausteller. KIS-Mitglieder und Bekannte servierten Getränke und Snacks. (rw)