Klima und Umwelt

Klimaentwicklung in Malsch seit 1975: 5 Fragen & Antworten

Der Klimawandel ist schon lange kein Geheimnis mehr. Wie genau hat sich die Temperatur aber in Malsch entwickelt, was macht die Gemeinde dagegen?
Thermometer in der Sonne (Symbolbild)
Der Klimawandel ist schon lange kein Geheimnis mehr. Wie genau hat sich die Temperatur aber in Malsch entwickelt, was macht die Gemeinde dagegen?Foto: Xurzon/iStock/Getty Images Plus

Die Jahresmitteltemperatur, also die durchschnittliche Temperatur aller Tage in einem Jahr, ist in den letzten 50 Jahren stark angestiegen. In Malsch hatte man 1975 noch eine Durchschnittstemperatur von 9,7 Grad Celsius gemessen, 2025 misst man jetzt schon – und das bevor der August richtig angefangen hat – 11,2 Grad Celsius. Das geht aus dem Klimaatlas der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg hervor.

Wie hat sich das Klima vor Ort entwickelt?

1975 war damals schon ein warmes Jahr, in den 80ern hielt sich die Temperatur in Malsch dann bei ungefähr 9,5 Grad Celsius. Selbst das ist aber schon zu viel: Ein Mittelwert von 8 bis 8,5 Grad Celsius gilt in Baden-Württemberg als umweltschonend.

Bis 1990 waren die durchschnittlichen Temperaturen oft wechselhaft, mal überdurchschnittlich, mal unterdurchschnittlich – seit 1990 steigt die Lufttemperatur den Daten zufolge aber rasant an. 1990 maß man schon mehr als 10 Grad Celsius, 2000 dann 11 Grad Celsius, seitdem wird es Jahr für Jahr heißer. Die höchste Durchschnittstemperatur wurde in Malsch 2023 gemessen: 12,1 Grad Celsius.

Auch die Anzahl der heißen Tage (über 30 Grad Celsius) sind angestiegen: Im 21. Jahrhundert hat es nahezu jedes Jahr über 20 solche Tage oder sogar noch mehr gegeben, während es früher selten mehr als 10 pro Jahr gab. Die Anzahl der Frosttage hat sich damit einhergehend fast halbiert: Im Referenzeitraum 1961-1990 waren es im Schnitt 72 pro Jahr, 2024 nur noch 37.

Diagramm, das die Temperaturentwicklung in Malsch darstellt.
Gut erkennbar auf dem Diagramm: Die Temperaturen befinden sich schon lange weit über einem umweltschonendem Niveau (8,5 Grad Celsius, schwarz markiert) - und es wird immer wärmer.Foto: eigene Darstellung (Datenquelle: Klimaatlas/Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg)

Wie hat es sich auf Landesebene entwickelt?

In Malsch sind die Temperaturen 2025 durchschnittlich 1,3 Grad heißer als in ganz Baden-Württemberg, zu dem auch die kühleren Hochgebiete des Schwarzwalds gehören. Doch auch auf Landesebene gemessen ist die durchschnittliche Lufttemperatur seit 1975 um 1,5 Grad Celsius gestiegen, von 8,4 auf 9,9 Grad Celsius.

Die Stadt Waghäusel im Landkreis Karlsruhe wies mit 13,1 Grad Celsius im Jahr 2023 die höchste jemals gemessene Jahresmitteltemperatur auf. Die tiefe Rheinebene, in der sich auch Malsch befindet, ist eine der wärmsten Regionen Deutschlands: Hochgebiete wie der Schwarzwald oder die Vogesen schirmen die Region ab, weniger kühlere Luftmassen geraten ins Tal. In hohen Gebieten wie dem Schwarzwald oder der Schwäbischen Alb ist es demnach tendenziell kühler.

Ein Diagramm des Deutschen Wetterdiensts, welches der Redaktion vorliegt, macht den Hitzetrend besonders deutlich: Seit 1990 misst man fast nur noch überdurchschnittliche Temperaturanomalien in Baden-Württemberg. Der Anstieg ist offensichtlich exponentiell.

Wie könnte es in Zukunft aussehen?

Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg bietet auch einen Zukunftsatlas an. Hier kann man zwar nicht die potenzielle Klimaentwicklung einzelner Gemeinden nachverfolgen, immerhin aber die der einzelnen Landkreise. Der Klimaatlas Zukunft basiert auf wissenschaftlichen Prognosen.

Die Landesanstalt rechnet im Landkreis Karlsruhe mit einem weiteren Temperaturanstieg um 1,3 Grad Celsius bis 2050. Bis 2100 könnte die Durchschnittstemperatur sogar um 3,4 Grad Celsius ansteigen – vorausgesetzt Klimaschutzmaßnahmen wirken nicht oder werden gar nicht erst in Kraft gesetzt.

Was sind mögliche Konsequenzen?

Eine Jahresmitteltemperatur von 10 Grad Celsius (1,5 Grad über vorindustriellem Niveau) ist schon umweltbelastend. Ein Anstieg auf prognostiziert 13,6 Grad Celsius im Jahr 2100 wäre deutlich jenseits der Belastungsgrenzen vieler Ökosysteme: Wälder könnten großflächig absterben, Grundwasservorräte knapp werden; die Landwirtschaft würde unter Druck geraten, das Artensterben sich beschleunigen.

Gibt es Maßnahmen der Gemeinde?

Die Gemeinde Malsch hat einen Energieplan konzipiert, der sich seit 2022 in der Umsetzung befindet. Ziel ist es, energieeffizienter zu werden – und damit klimafreundlicher.

Der Landkreis Karlsruhe hat schon 2010 beschlossen, CO₂-frei zu werden. Mit der Klimaschutzstrategie „zeozweifrei 2035“ nimmt man sich vor, bis 2035 den gesamten Energiebedarf ohne Kohlenstoffdioxid-Emissionen zu decken. Erreichen möchte man das mit dem Ausbau von Photovoltaik und einer Modernisierung der Wärmeversorgung.

Malsch fördert klimafreundliche Nahwärmeversorgung durch die sogenannten Energiequartiere. Am Bühnsee entstand beispielsweise ein modernes Nahwärmenetz, das öffentliche und private Gebäude über Wärmepumpe, Holzhackschnitzel-Heizzentrale und Blockheizkraftwerk nahezu CO₂-neutral mit Energie versorgt.

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exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUMJustin Schick
30.07.2025
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