32 Grad im Juni, hitzefrei, auf dem versiegelten Schulhof kaum Schatten – das perfekte Wetter, um über Klimawandel zu reden. Obwohl die meisten Schülerinnen und Schüler der Karl-Schimper Gemeinschaftsschule in Schwetzingen bei dem sommerlichen Wetter daheimbleiben durften, finden sich zumindest die Fünft- und Sechstklässler im großen Schulgebäude zusammen. Noch tuscheln sie miteinander; als Louis Palmer auf der Bühne aber das Mikrofon in die Hand nimmt, wird jeder still.
Mit einem Kindheitstraum fing alles an: Palmer, ursprünglich aus der Schweiz, wollte eine Weltreise mit dem Auto machen. Früh mit Autoabgasen und deren Auswirkungen auf das Klima konfrontiert, entschloss er sich, keinen Beitrag zur Erderwärmung zu leisten. Wie klimafreundliches Reisen gehen könnte, beschäftigt ihn seither. Einfach sei das aber nicht: „Wenn du einen Traum hast, gehören Schwierigkeiten dazu“, erklärt er den aufmerksamen Schüler:innen.
Fahrradtour durch Afrika, mit dem Ultraleichtflugzeug über Nordamerika – über die Jahre hinweg schaffte Palmer es, auf unkonventionellen Wegen und Fortbewegungsmitteln immer mehr Länder dieser Welt zu sehen. Ständig in Abenteuer verstrickt und Gefahren ausgesetzt, entwickelt er drei Leitsätze, die ihn bis heute begleiten: „Never give up!“, „Ask for help!“ und „Be creative!“. Sein Ziel war aber immer ein solarbetriebenes Fahrzeug gewesen.
Mit diesen Leitsätzen baute er 2004 das „Solartaxi“, ein Fahrzeug mit Photovoltaikmodulen bedecktem Anhänger und startete damit eine 18-monatige Weltreise durch 38 Länder. Palmer zeigte, klimafreundliches Reisen ist möglich. Weltweit erhielt er durch die Menschen viel Aufmerksamkeit und Zuspruch. Schließlich verlieh man ihm 2011 den Umweltpreis „UNEP Champion of the Earth“ in der Kategorie „Inspiration and Action“. Diese Weltreise war der Startschuss für sein nächstes großes Projekt: „SolarButterfly“.
Der SolarButterfly, entwickelt und produziert von der Hochschule Luzern, ist ein innovatives Projekt, das größte solar betriebene Fahrzeug der Welt. Das „Tiny House“ auf Rädern produziert mit den Solarpanels auf dem Dach die Energie für den E-Motor des Zugfahrzeugs, um pro Tag bis zu 200 Kilometer emissionsfrei zurücklegen zu können. Das Ziel des Ganzen: Eine Weltumrundung, die im November im brasilianischen Belém bei der diesjährigen Weltklimakonferenz ihr Ende finden soll.
Und warum ein „Butterfly“? Der Schmetterling entwickle sich aus einer Raupe und sei damit ein Symbol für den Wandel. „Wir als Gesellschaft müssen uns genauso wandeln – weg von den fossilen Treibstoffen hin zu den erneuerbaren, sauberen Energien, die uns unabhängig machen“, heißt es in der Präsentation der Verantwortlichen. Außerdem sieht das Wohnmobil mit den Flügeln und dem Smiley-Face auch einfach ziemlich niedlich aus. Ungefährlich eben – wie Klimaschutz sein soll.
Louis Palmer sieht die Lage momentan kritisch. Die Verantwortung liege für ihn auf Bundesebene, eher sogar bei der Weltpolitik – hier nehme aber niemand seine Rolle ernst. Kommunen wie Schwetzingen und Einzelpersonen hätten so viele Möglichkeiten, seien aber oft durch politische Begebenheiten eingeschränkt. Dabei sei der Klimawandel eben ein Problem, das gesamtgesellschaftlich jeden betrifft. Bei über 30 Grad im Juni wird das besonders deutlich.
Und deswegen reist er um die Welt. Er möchte Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt über das sich immer weiter verschärfende Problem des Klimawandels aufklären. Er will den Menschen zeigen, dass wir durch unseren Konsum zwar Teil des Problems sind, aber keine Täter sein müssen. Seine Reise nach Bélem hätte sich gelohnt, wenn er dabei Millionen von Menschen überzeugen könne, selbst etwas zu tun.
An der Karl-Schimper-Schule wollte Palmer mit seinem SolarButterfly hauptsächlich aber eines erreichen: Die junge Generation inspirieren, sich für den Umweltschutz zu engagieren. Vielleicht können die Jungen die Versäumnisse der Alten ausbügeln. Und vielleicht müssen sie es tun.