
„Deutschland verursacht nur etwa 2 % der globalen CO₂-Emissionen.“ Häufig wird daraus gefolgert: „Wenn schon China oder Indien so viel ausstoßen, bringt Klimaschutz in Deutschland oder auf kommunaler Ebene in Ebersbach auch nichts.“ Doch das greift zu kurz.
Zum einen ist der CO₂-Ausstoß pro Kopf viel aussagekräftiger: 2023 lag er in Deutschland bei rund 7 Tonnen pro Person, in China bei etwa 9,4 t, in Indien bei etwa 2 t. Pro Kopf ist Chinas Ausstoß also nur etwa 30 % höher als der deutsche – und der Indiens liegt deutlich darunter. Zum Vergleich: Der globale Durchschnitt liegt bei etwa 4,5 bis 5 t pro Kopf und arme Länder (v. a. Afrika) haben einen Durchschnitt von weniger als einer Tonne.
Hinzu kommt: In China fließt ein erheblicher Teil der Emissionen in die Produktion von Waren für den Export – also etwa für Deutschland. Studien zeigen, dass zwischen 20 % und mehr der chinesischen Emissionen exportgebunden sind. Rechnerisch sinkt Chinas tatsächlicher Emissionsbeitrag für den eigenen Konsum deutlich, wenn dieser Anteil abgezogen wird. Gleichzeitig reduziert China seit Jahren seine Emissionen aktiv, unter anderem durch den massiven Ausbau erneuerbarer Energien und die Modernisierung der Industrie, wodurch der CO₂-Ausstoß pro produzierter Einheit kontinuierlich sinkt.
Deutschland mag insgesamt nur 2 % des weltweiten CO₂-Ausstoßes verursachen – das allerdings mit nur 1 % Anteil an der Weltbevölkerung –, aber wir gehören historisch zu den Hauptverursachern. Und pro Kopf liegen wir weit über dem globalen Durchschnitt. Zugleich verfügen wir über Kapital, Technik und Wissen, Klimaschutz zu entwickeln und zu zeigen, dass er funktioniert. Wenn wir – auch auf kommunaler Ebene wie in Ebersbach – Verantwortung übernehmen, setzen wir ein Beispiel und liefern Know-how, das weltweit übertragbar ist.
Ein weiterer Punkt: Klimawandel ist in Ebersbach keine abstrakte Sache. Wir spüren ihn durch extremen Wetterwechsel, heiße Sommer, sinkende Grundwasserstände und Starkregen. Klimaschutz ist also auch Selbstschutz. Maßnahmen wie Begrünung, Flächenentsiegelung oder Energieeffizienz erhöhen unsere Lebensqualität und Resilienz.
Zudem: Klimaschutz ist keine Alles-oder-Nichts-Frage. Wenn sich also jede der etwa 11.000 deutschen Städte und Gemeinden auf eine zu geringe Wirksamkeit von solchen Maßnahmen beruft, passiert nichts. Denn jeder Beitrag zählt – als Teil eines größeren Ganzen. Und wenn wir nicht damit anfangen, wer dann?
Fazit: Ja, Ebersbach allein rettet nicht das Weltklima. Aber das Argument "wir sind zu klein“ ist eine Sackgasse – und liefert anderen Ländern eine Ausrede, nichts zu tun. Klimaschutz auch hier vor Ort ist nützlich, notwendig und wirksam – nicht als isolierter Akt, sondern als Teil einer globalen Bewegung und eines verantwortlichen Umgangs mit unserer eigenen Zukunft.
(Quellen: CO₂-Daten pro Kopf – TheGlobalEconomy, Destatis; exportbedingte Emissionen – Studien zur Emissionsverlagerung)
Thorsten Just
Ortsverband von Bündnis 90 / Die Grünen