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Klimawandel ist vor Ort spürbar

„Hitze-Check“ offenbart Handlungsbedarf Europa ist der sich am schnellsten erwärmende Kontinent der Welt, und seine Städte heizen sich immer weiter...
Begrünte Flachdächer, wie hier am Henschelberg in Mosbach, sind eine einfache und kostengünstige Maßnahme, die großen Nutzen für das Stadtklima haben kann.
Begrünte Flachdächer, wie hier am Henschelberg in Mosbach, sind eine einfache und kostengünstige Maßnahme, die großen Nutzen für das Stadtklima haben kann.Foto: rb

„Hitze-Check“ offenbart Handlungsbedarf

Europa ist der sich am schnellsten erwärmende Kontinent der Welt, und seine Städte heizen sich immer weiter auf. Die kürzlich bekanntgewordenen Ergebnisse des „Hitze-Checks 2025“ der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigen, dass schon jetzt mehr zwölf Millionen Menschen in deutschen Städten von extremer Hitze betroffen sind. Um im Ranking erfasst zu sein, ist Mosbach mit nur rund 24.000 Einwohnern zu klein – doch wie hätte die Große Kreisstadt des Neckar-Odenwald-Kreises wohl abgeschnitten?

Versiegelte Flächen, fehlendes Stadtgrün und kaum Schatten machen urbane Gebiete im Sommer zu gefährlichen „Hitzeinseln“ oder gar „Betonwüsten“. Hier und da findet man solche Stellen, zumindest in Ansätzen, auch im Stadtgebiet von Mosbach.

Neckartal extrem

Am 12. Juni 2025 veröffentlichte die DUH ihren bereits zweiten „Hitze-Check“: In 190 Städten mit über 50.000 Einwohnern zeigt ein neuer „Hitzebetroffenheitsindex“, dass über zwölf Millionen Menschen in stark belasteten Stadtteilen leben. 31 Städte – darunter Mannheim, Ludwigshafen und Frankfurt – erhielten eine „Rote Karte“, teils mit über 80 % betroffener Bevölkerung.

Mosbach wurde als verhältnismäßig kleine Stadt zwar nicht untersucht, ist jedoch ebenfalls betroffen. Die Region um den Neckar gehört bundesweit zu den am stärksten erwärmten Gebieten Deutschlands. Besonders das Neckartal zwischen Mannheim und Mosbach ist durch Topografie und Bebauung prädestiniert für Hitzebelastung durch hohe Luftfeuchtigkeit – heute deutlich spürbarer als noch vor etwa 30 Jahren.

Versiegelung

Gerade in den Innenstadtbereichen, die „zugepflastert“ sind und wenig Grünbereiche oder Bäume und Pflanzen vorzuweisen haben, wird die Aufenthaltsqualität im Sommer stetig geringer. Asphalt, Beton und fehlender Schatten heizen stark auf, speichern Wärme und führen zu den sogenannten „Hitzeinseln“. Für ältere und gesundheitlich angeschlagene Menschen kann dies schnell gefährlich werden – in ländlich geprägten Räumen stellen Seniorinnen und Senioren zudem einen ungleich höheren Anteil an der Bevölkerungsstruktur dar.

Entwicklungen

Die Anzahl der Hitzetage hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht. Im Zeitraum von 1990 bis 1999 gab es hier jährlich ca. 15 bis 20 Hitzetage – mithin Temperaturen über 30 Grad Celsius. Zwischen 2015 und 2024 steigerten sich diese Werte auf 25 bis 30 Hitzetage, was den Klimawandel hier deutlich präsenter macht als anderswo in der Bundesrepublik. Das vergangene Jahr 2024 war ohnehin das bis dahin wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen.

Außerdem gehen zunehmende Hitzetage mit veränderten Regenmustern einher: Statt gleichmäßigem Landregen häufen sich kurze, heftige Niederschläge, die im Extremfall zu Sturzfluten führen – besonders problematisch ist dies dann, wenn viele Flächen an neuralgischen Stellen versiegelt sind, wo das Wasser nicht oder nur erschwert ablaufen kann.

Stadt Mosbach

„Das Thema Hitzeschutz ist bei der Stadtverwaltung präsent“, erklärte Julian Ruf von der Pressestelle der Stadt Mosbach auf Anfrage unserer Redaktion. Die Anpassungen an die Herausforderungen des Klimawandels betrachte man als eine „Daueraufgabe“. Aufgrund seiner geografischen Lage mit vielen Grünflächen, Flussläufen und einer niedrigen Bevölkerungsdichte sehe man sich jedoch im Vorteil gegenüber vielen größeren Städten. Man sei „überzeugt, dass Mosbach in einem möglichen Ranking besser abschneiden würde, als ein Großteil der Städte Baden-Württembergs“, so Ruf, der dafür die Lage an Gewässern und die Waldgebiete anführt. Ferner sei die Bevölkerungsdichte in Mosbach mit rund 400 Einwohnern pro Quadratkilometer geringer als selbst in Schwäbisch Gmünd, dem Wertungssieger im Landesvergleich.

Maßnahmen

Die Stadt begegnet den Risiken unter anderem mit Aufklärungsaktionen, wie etwa jüngst durch die Teilnahme am bundesweiten Hitzeaktionstag im Juni. Ebenso verspricht man sich Synergieeffekte von aktuellen baulichen Maßnahmen: Im Herbst sollen im Elzpark ein neuer Wasserspielplatz entstehen sowie der Flusslauf verbreitert und renaturiert werden. Auch der „intensiv gepflegte Stadtpark mit Bachlauf und See“ trage zur Hitzeminderung bei.

Bäume schützen

Der Naturschutzbund (NABU) sieht die Stadtnatur als unverzichtbare Grundlage zukunftsfähiger Städte und hat sich in seinem Grundsatzprogramm ausführlich dazu geäußert. Biotopwertsteigerungen, Erhalt von Altbäumen und historischem Grün, Beachtung des Flächenverbrauchs, Sozialstrukturen, Grünentwicklung, Umbau- statt Neubaukultur und die „Schwammstadt“ werden darin als zentrale Punkte herausgestellt.

Dass die Hitzebelastung zunimmt, sieht auch der Vorsitzende des NABU in Mosbach, Peter Baust. Er beklagt, dass Trinkbrunnen-Initiativen „versanden“, Stadtbäume verschwinden und Baumstandorte asphaltiert werden. Sein Credo lautet: „Wer künftig im Schatten sitzen will, muss heute Bäume pflanzen.“ Neben der Vorbildfunktion von Bund, Land und Kommunen könnten auch viele private Eigentümer von Gärten, Innenhöfen oder Firmengeländen ihre Flächen mit mehr Begrünung umgestalten, meint Baust.

Gesellschaftliche Aufgabe

Unabhängig davon zeigt die bundesweite Überprüfung durch die DUH eine multidimensionale Herausforderung auf. Betroffen ist letztlich die gesamte Lebens- und Arbeitswelt. Lösungsansätze dürften insofern nahezu zwingend im koordinierten Handeln unterschiedlicher Akteure auf verschiedenen Ebenen zu suchen sein. (rb/frh)

Erscheinung
Stadtanzeiger Mosbach
Ausgabe 26/2025
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
25.06.2025
Orte
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