
Viele Menschen – auch in Ebersbach – wundern sich: Wenn wir laut Statistiken heute etwa 10 % mehr Regen pro Jahr haben als noch vor einigen Jahrzehnten – warum hören wir dann immer wieder von Wasserknappheit, sinkenden Grundwasserspiegeln und ausgetrockneten Bächen? Auch im Bundestag war das schon Thema (Debatte zum Thema Dürre), sogar mit dem Verweis auf just im Moment der Rede fallenden Regen. Das wirkt auf den ersten Blick widersprüchlich, ist aber eine logische Folge des Klimawandels.
Ein Blick nach Ebersbach zeigt: Ja, es gibt mehr Niederschlag im Jahresmittel. Aber die Verteilung hat sich massiv verändert. Statt gleichmäßigem Landregen, der langsam in die Böden einsickert, erleben wir häufiger Starkregen. Das Wasser rauscht dann über Felder, Straßen und Dächer ab, fließt schnell in die Fils und weiter ins Neckartal – für die Grundwasserneubildung bleibt dabei kaum Zeit.
Landwirte rund um Ebersbach berichten, dass Äcker nach Starkregen oft wie versiegelt wirken, weil trockene, verhärtete Böden das Wasser nicht aufnehmen können. Das Resultat: Oberflächenabfluss und Erosion statt Nachschub für das Grundwasser.
Höhere Temperaturen verstärken das Problem
Hinzu kommt, dass die Sommer in unserer Region spürbar wärmer geworden sind. Messungen des Deutschen Wetterdienstes belegen, dass die Durchschnittstemperaturen in Baden-Württemberg seit den 1970er-Jahren deutlich gestiegen sind. Wärmere Luft kann aber deutlich mehr Wasserdampf aufnehmen – pro Grad Celsius etwa 7 % mehr. Das bedeutet: Selbst wenn es gleich viel oder sogar etwas mehr regnet, verdunstet durch die Hitze auch mehr Wasser. Ein Teil des Niederschlags geht also verloren, bevor er überhaupt im Boden ankommt oder ins Grundwasser einsickern kann.
Für uns in Ebersbach hat das zwei Konsequenzen. Zum einen trocknen die Böden trotz Regen schneller aus, weil die Verdunstung zunimmt. Zum anderen brauchen Pflanzen mehr Wasser, was die Böden zusätzlich belastet.
Grundwasser unter Druck
Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) warnt schon länger: Der Grundwasserspiegel sinkt vielerorts, auch in unserer Region. Die Wasserwerke entlang der Fils haben in den letzten Jahren häufiger Meldungen über kritische Pegel veröffentlicht. Zwar besteht aktuell keine akute Gefahr für die Trinkwasserversorgung in Ebersbach, aber die langfristige Entwicklung ist besorgniserregend. Die Landeswasserversorgung Baden-Württemberg berichtet, dass Quellen und Brunnen in manchen Sommern nicht mehr die gewohnten Mengen liefern.
Mehr Regen ≠ mehr Wasser
Das Paradoxe bleibt: Auf den ersten Blick gibt es „mehr Regen“. Doch in der Realität heißt das nicht automatisch „mehr Wasser“. Entscheidend ist, wie der Regen fällt, wann er fällt und ob er in den Boden gelangen kann. Kurze Starkregen sind kein Ersatz für gleichmäßige Landregen, und heiße Sommer lassen viel Wasser direkt verdunsten.
Für Ebersbach heißt das: Wir müssen uns auf häufigere Trockenphasen einstellen – selbst wenn statistisch die Jahresniederschläge steigen. Kommunen und Landwirte müssen deshalb zunehmend nach Möglichkeiten suchen, Wasser besser im Boden zu halten, etwa durch andere Bewirtschaftungsmethoden, Regenwasserrückhaltung oder naturnahe Flächen, die das Einsickern begünstigen.
Thorsten Just
für den Ortsverband von Bündnis 90 / Die Grünen