Von der Antarktis über Berlin nach Tuttlingen
„Gelassenheit ist ein Vorteil, wenn man in der Zentralen Notaufnahme arbeitet“, lächelt Dr. Barbara Bahr, Leiterin der ZNA und ärztliche Direktorin des Klinikums Landkreis Tuttlingen (KLT). Ihre neue Stellvertreterin bringt diesen Vorteil und ganz viel ärztliche Erfahrung mit: Dr. Birgit Steckelberg, eine routinierte Chirurgin und Notfallmedizinerin. Sie wechselte nun von Berlin nach Tuttlingen.
In der Hauptstadt war die Medizinerin, die aus Hannover stammt, mehrere Jahre als Fachärztin in der interdisziplinären Notaufnahme der renommierten Charité beschäftigt. In der Hauptstadt hatte sie nach vielen Berufsjahren als Fachärztin für Chirurgie in ihrer niedersächsischen Heimat die Zusatz-Weiterbildung Klinische Akut- und Notfallmedizin absolviert, die Mediziner benötigen, um in einer Notaufnahme verantwortlich zu arbeiten. Und damit einen lang gehegten Wunsch verwirklicht: „In der Notfallambulanz bin ich am nächsten am Patienten. Ich will ihn ganzheitlich sehen und beurteilen können und keine Spezialistin sein, die sich nur auf ein kleines Fachgebiet konzentriert“, erklärt die Mutter von vier erwachsenen Kindern, von denen der älteste Sohn ebenfalls den Arztberuf ergriffen hat.
Von Berlin nach Tuttlingen zu wechseln ist nicht die größte Veränderung in ihrem Leben. Birgit Steckelbergs Biografie zeigt, dass sie schon immer gerne Neuland betreten hat. Als der Nachwuchs aus dem Gröbsten raus war, heuerte die Chirurgin vor einigen Jahren beim Alfred-Wegner-Institut in Bremerhaven an, einer Einrichtung, die Klima-, Polar- und Meeresforschung betreibt und reiste mit einer Forschergruppe in die Antarktis. Dort unterhält das Wegener-Institut trotz beschwerlicher Bedingungen eine Forschungsstation, in der ganzjährig Wissenschaftler leben und arbeiten: die Neumayer-Station III. Dieser Stützpunkt auf dem Ekström-Schelfeis im atlantischen Sektor der Antarktis gilt als wichtigste Basis der deutschen Antarktisforschung.
Das war natürlich kein Job wie jeder andere. Denn südlich des Polarkreises ist es wochenlang dunkel oder dämmrig. Dort ist man im antarktischen Winter neun Monate komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Den Teams, die dort überwintern, gehört immer ein Facharzt für Chirurgie an – falls ein Unfall passiert. Birgit Steckelberg war allerdings nicht nur für die Gesundheit zuständig, als Teamleiterin oblag es ihr auch, die Forscher und Techniker zu motivieren und sie zusammen zu halten. „Ich habe da außerdem noch ganz viel dazugelernt“, meint sie schmunzelnd, „etwa, wie man einen Pistenbulli fährt oder einen Fahrstuhl wartet.“
Diese Skills muss sie am KLT nicht einsetzen. Als Leitende Oberärztin in der ZNA ist sie Dr. Bahrs Stellvertreterin und wird das Team leiten, wenn die Chefärztin nicht da ist. Sie freut sich über die betriebsame Hektik am neuen Arbeitsplatz, denn nicht nur in der Millionenstadt Berlin, sondern auch im vergleichsweise beschaulichen Tuttlingen, sei in der Notaufnahme „immer etwas los“. Genau genommen hat Dr. Steckelbergs Weg hierher über die Antarktis geführt – das lebenswerte schwäbische Städtchen kannte sie nämlich auch von Besuchen bei einem Antarktis-Teamkollegen, der hier in der Nähe wohnt.