(SZ) Wenn eine ganze Stadt feiert, dann darf es auch mal stürmisch beginnen. So geschehen am Jubiläumswochenende des 50. Klosterfests, das sich von Wetterkapriolen nicht beirren ließ. Im Gegenteil, das Traditionsfest zeigte sich widerstandsfähig, lebendig und bunter denn je. Schon am Samstagmittag klarte der Himmel auf, und selbst der abendliche Wolkenbruch tat der ausgelassenen Stimmung keinen Abbruch. „Danach wurde bis weit nach Mitternacht weitergefeiert“, berichtet Denise Wossmann von der Touristik Bad Herrenalb, die für das Jubiläumsjahr verantwortlich zeichnet – und das mit Bravour.
Ein Jubiläum, das nicht nur gefeiert, sondern von Ausstellern, Vereinen, Künstlern, Musikern und Hunderten von freiwilligen Helfern gelebt wurde, die die Bummelmeile vom Kurhaus über die Klosterstraße bis zum Sägwasenplatz in eine einzigartige Erlebniswelt verwandelten: 100 Stände voller Fantasie, Handwerk, Musik und Genuss. Das Klosterfest, ein Fest für Groß und Klein, für Neugierige und Genießer, für Gäste von nah und fern.
Und mittendrin ein besonderer Jubilar: Hermann Wildemann, rüstige 95 Jahre alt, feierte just an diesem Wochenende nicht nur seinen Geburtstag, sondern auch das beliebte Klosterfest. „Das ist ja nicht jedes Jahr so“, schmunzelt der Herrenalber und zeigt sich sichtlich erfreut über das bunte Treiben in seiner Heimatstadt.
Erstmals eröffnete Pfarrerin Mihaela Mađarić Beer das Fest mit einer Andacht. Tags darauf lud sie beim mittelalterlichen Gottesdienst in besonderer Gewandung zur festlichen Klosterandacht ein – ein symbolträchtiger Moment, denn das Kloster ist bis heute Ursprung und Herzstück dieses Festes. Wie passend, dass das mittelalterliche Dorf „Fabula Corvinus“ direkt daran anschloss: Ritterkämpfe, keltisches Kunsthandwerk, Metverkostung und Biwak-Romantik lockten zahlreiche Besucher – und viele der Aussteller reisten weit über 100 Kilometer an, um dabei zu sein.
Rund um das Kloster wartete das Jubiläumsfest mit weiteren Höhepunkten auf. Musikalische Besonderheiten in der Klosterkirche waren mit Makitaro Arima und Reiko Emura zu erleben. Der Flohmarkt von Jugendreferendarin Virginia Klumpp zog zahlreiche Schnäppchenjäger an, während beim Bücherstand der evangelischen Kirchengemeinde Felix Vogt aus Böblingen sichtlich erfreut mit acht ergatterten Kochbüchern im Arm den Heimweg antrat. Christiane Godglück führte kenntnisreich durch die Klostergeschichte, und im duftenden Kräutergarten zeigte sich Kräuterfan Maximilian Dreixler aus Freiolsheim begeistert von der Vielfalt der Heilpflanzen. Gleich daneben sorgte das Spielemobil bei Kindern ebenso wie bei jung gebliebenen Erwachsenen für leuchtende Augen.
Traditionell stark vertreten: die örtlichen Vereine. Der Männergesangverein „Liederkranz“ Gaistal servierte seine Seehechtfilets mit hausgemachtem Kartoffelsalat und Remoulade. „Fünf Zentner Kartoffeln haben wir verarbeitet“, erzählt Karl Nofer, der sich mit seinen Vereinskameraden den Küchendienst teilte. Auch der Schützenverein Bad Herrenalb, die Kletterwand der Skizunft und das Entenrennen der IG Freibad sorgten mit Aktionen für großen Zulauf. Die Trachtengruppe Bad Herrenalb bewirtete im Festzelt vor dem alten Schulhaus mit deftigem Hirschgulasch und würzigem Klosterbaguette. Gleich daneben sorgte der Musikverein Bad Herrenalb-Gaistal mit sichtbarer Spielfreude und einem vielseitigen Repertoire für den passenden musikalischen Rahmen.
Mit erstmals drei Musikmuscheln verwandelte sich die Stadt an verschiedenen Plätzen in eine klingende Bühne und sorgte für musikalische Vielfalt mit ganz eigenem Flair. Vor dem evangelischen Gemeindehaus lud Hans-Peter Weiss mit Schlagern zum fröhlichen Mitschunkeln ein. Auf dem Rathausplatz begeisterten die Albgau-Big Band aus Ettlingen mit sattem Big-Band-Sound, der Gesangverein Freundschaft Conweiler mit kraftvollen Stimmen und die Marinekameradschaft Ettlingen mit maritimen Klängen. Abends dann das musikalische Finale: Rockklassiker von „Hard Cover“ vor der Villa Lina, Schlagerlaune bei den „Schlagerjungs“ vor dem Gemeindehaus, tanzbarer Sound von „The Players“ vor der Klosterscheuer und Soul von Dani Suara auf dem Rathausplatz.
Der Sonntag brachte herbstliche Temperaturen, doch erneut strömten Besucher in die Kurstadt. Als würdiger Abschluss des Jubiläums beendete die ökumenische Abendandacht das Fest, nachdem zuvor die „Singenden Mönche“ vor dem Paradies ihren Auftritt hatten. Ein Moment der Ruhe und des Innehaltens – bevor das Klosterfest 2026 in sein nächstes halbes Jahrhundert startet.