Knut Maurer, geboren 1955 in Kaiserslautern, hat an der Musikhochschule Saarbrücken das Leistungsfach Klavier und die Hauptfächer Gesang und Kirchenorgel studiert. Den Lesern des Wochenjournals Durlach (WJ) verrät er ein bisschen was über seinen nächsten Auftritt im OrgelFabrikSalon. Das Projekt, wie er es nennt, das er mit Michael Heid präsentiert, heißt „Großstadtlyrik – Songs am Tresen“.
WJ: Wie hat sich ihr persönlicher Umgang mit Musik im Laufe der Jahre verändert?
Knut Maurer: Je älter ich werde, umso mehr steigen mein musikalisches Bewusstsein und der Ausdruck. Ich weiß jetzt viel besser, wo ich hingehöre. Im Alter hat man auch den Mut, nicht mehr alles zu machen und auch mal zu sagen „Das bin ich nicht“.
WJ: Was liegt diesem Bewusstsein zugrunde?
Maurer: Ich bin studierter klassischer Pianist und bin gewohnt, konzertant zu arbeiten. Außerdem bin ich ein 68er. Die Texte, die ich vortrage, sollen also eine Aussage haben, sozialkritisch sein. Das ist im Deutschen schwieriger, weil die Leute anders hinhören. Auf Deutsch muss man viel mehr der Stimmung entgegenkommen.
WJ: Wie komponieren Sie?
Maurer: Im Alltag ist es meine Aufgabe, Ausstellungen in Jockgrim zu organisieren. Da brummt mir der Schädel. Zum Komponieren jedoch brauche ich Muße und Ruhe. Ich kann das meist nur in den Ferien. Wenn ich ausspanne und im Garten sitze, komme ich auf Ideen und ich mache mir Notizen.
WJ: Schreiben Sie auch Texte?
Maurer: Ich bin ein großer Fan von Erich Kästner, Mascha Kaleko, Kurt Tucholsky und Hans Magnus Enzensberger. Mit denen möchte ich mich textlich nicht messen. Ich weiß genau, wo ich da stehe, ich bin ein kleines Licht, wenn ich etwa auf Kästner schaue. Deshalb habe ich nur sehr wenig Texte geschrieben.
WJ: Wie stellen Sie Ihr Programm zusammen?
Maurer: Das Programm umfasst zweimal fünfzig Minuten. Mein Konzept ist, mich im ersten Teil mit den Beziehungen zwischen Mann und Frau auseinanderzusetzen. Im zweiten Teil wird es dann politischer, so eine Art gesellschaftskritischer Rundumschlag. Gerade Enzensberger hält der Gesellschaft den Spiegel vor, und Tucholskys Song zur Bankenkrise ist ein Schlüsselsong, der heute noch auf Spekulanten zutrifft. Natürlich bekommt der Schluss der Veranstaltung dann noch einen positiven Dreh, ich kann die Leute nicht entlassen, indem ich nur draufschlage. Ich muss auch etwas vorschlagen. Im Programm ist mir die Trilogie vom gefallenen Mädchen, „An Ulla“, besonders wichtig, da gibt es zuerst einen Text von mir, dann einen von Enzensberger und dann noch eine Komposition von mir.
WJ: Aus welchem Grund treten Sie im Duo auf?
Maurer: Michael Heid spielt Mundharmonika, Akustische Gitarre und er rezitiert. Auch wenn ich selbst aus der Rock- und Blues-Ecke komme, wollte ich schon immer deutsche Lyrik mit Jazz singen. Ich habe in vielen Bands gespielt, doch deutsche Lyrik ist in einer Band schwierig. Balladen brauchen meist keinen Schlagzeuger. Da passt ein Duo sehr gut.
WJ: Was ist das Besondere am OrgelFabrikSalon?
Maurer: Ich liebe Industrieoptik, Altbauten und Hinterhöfe. Der OrgelFabrikSalon passt zu meinen Themen. Er ist klein und überschaubar, das ermöglicht es, mit dem Publikum in Kontakt zu sein und spontan zu reagieren. Beim „Fest“ geht das nicht, da blicke ich nur auf eine sich bewegende Kopfmenge.
WJ: Was erwartet die Zuhörer am 10. April?
Maurer: Die Veranstaltung ist eine freigeistige, ironisch-witzige, konzertante Angelegenheit. Ich biete das, bei dem die Leute mir als Pianisten gerne zuhören. (rist)
Knut Maurer mit Michael Heid: „Großstadtlyrik – Songs am Tresen“
Donnerstag, 10.04.2025, 19.30 Uhr
OrgelFabrikSalon, Amthausstr. 17-19, 76227 Karlsruhe-Durlach
Eintritt 12 Euro, ermäßigt 10 Euro