Nicht alle, die am Bahnhof ankommen, fahren auf der Schiene. Manche fliegen auch durch die Luft. Die Rede ist von den Mauerseglern, die seit vielen Jahren am Korntaler Bahnhof die Sommerzeit verbringen. Wer gerne Vögel beobachtet, sich also „Birder“ nennen darf, sieht dem Monat Mai stets mit Spannung entgegen: Kommen sie auch in diesem Jahr wieder? Und wenn ja, wann treffen sie ein, und wie viele sind es?
Der kleine Kult um den Mauersegler hat seinen Grund: Kein anderer Vogel hat so sehr das Recht, sich ein Geschöpf der Lüfte zu nennen, wie dieser. Denn Apus apus, wie er auf Lateinisch heißt, braucht eigentlich keinen Boden unter den Füßen. Sein Element ist die Luft, wo er isst, trinkt, schläft, liebt und, wir vermuten es mal, mitleidig auf uns Erdgebundene herabschaut. Nur die Aufzucht der Jungen – da macht der Mauersegler dann doch ein kleines Zugeständnis – geschieht auf festem Untergrund. Und diesen findet er zum Beispiel im Dachgebälk des Korntaler Bahnhofs.
Ein toller Vogel also, und wir freuen uns, dass rund zehn dieser Wunderwesen jedes Jahr nach Korntal kommen, um ein schnödes Schienenverkehrsgebäude zu ihrem Brutplatz und Lebensmittelpunkt zu machen. Eine Auszeichnung für unsere kleine Gemeinde! Doch die brennende Frage bleibt: Kommen sie? Und wenn ja, wann? Pünktlich zum ersten Mai, wie sich das gehört – oder erst spät im Juni wie im letzten Jahr? Der BUND hält Sie hierüber gerne auf dem Laufenden. Oder besser gesagt: auf dem Fliegenden.
Uli Lukas