MLP Academics Heidelberg
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MLP Academics

Kommentar: Playoffs, Baby!

Diese BBL-Hauptrunde geht im Last-Second-Stil zu Ende - und könnte in der Nachspielzeit für Basketball-Heidelberg weitere Überraschungen bereithalten.
Danke Fans
Denn sie wissen was sie tun: Die Profis der MLP Academics Heidelberg bedanken sich am Sonntag bei ihren unermüdlich anfeuernden Fans, die sie zum 84:75 nach Verlängerung gegen Frankfurt und direkt in die Playoffs gebrüllt haben.Foto: Foto: Lukas Adler

Von Joachim Klaehn

Mal Hand aufs Herz: Wer hat vor Beginn der 59. Spielzeit der easyCredit Basketball Bundesliga geglaubt, dass die MLP Academics Heidelberg nach einer Zittersaison 2023/2024 eine derartige Erfolgsstory schreiben?! Nun ist es amtlich: Die Jungs vom Neckar haben die Hauptrunde als Tabellenfünfter abgeschlossen und ziehen damit direkt ins Playoff-Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft ein. Ein Last-Second-Erfolg – im wahrsten Sinne des Wortes.

Genialer Schachzug ins Glück

Denn: Hätten sie am Sonntag das abschließende Heimspiel gegen Aufsteiger SKYLINERS Frankfurt verloren, dann wären die Play-Ins bereits am Dienstag auf dem Programm gestanden. Bis 15,6 Sekunden vor dem Ende sieht es danach aus. Dann geschieht Folgendes: Auszeit Academics, ein Masterplan – für Topscorer DJ Horne. 68:71 steht es, Heidelberg braucht einen Dreier für die Overtime. Ein Laufweg von Horne hinter dem Rücken der Defensive, Horne drückt freistehend hinter der Dreierlinie ab. Und trifft - swish - zum 71:71. Ein genialer Schachzug. Wie aus dem Basketball-Lehrbuch.

Der Rest ist bekannt: Die MLP Academics drehen erneut ein verloren geglaubtes Spiel. Nach 45 Minuten leuchtet ein 84:75 nach Verlängerung auf der digitalen Anzeigetafel auf. Statt Siebter sind die Kurpfälzer Korbjäger damit Fünfter – Playoffs, Baby!

Der SNP dome entpuppt sich einmal mehr als Tollhaus. Die Fans rasten völlig aus. Nie ist es lauter im Heidelberger Sporttempel vor den Toren der Stadt gewesen. Headcoach Danny Jansson weiß haargenau, bei wem er sich nach dem x-ten Hitchcock-Thriller zu bedanken hat: „Riesenrespekt an die Fans. Ich weiß nicht, ob wir es heute ohne sie noch gedreht hätten.“

Die sechste„Frau“, der sechste „Mann“

Es ist bemerkenswert, wie die Fankultur in Heidelberg peu à peu gewachsen ist. Früher übten sich die Treuen der Treuesten meist in akademischer Zurückhaltung. Klatschen war – augenzwinkernd - im Olympiastützpunkt Rhein-Neckar (abgesehen bei Meistertiteln und Pokaltriumphen) das Höchste an Gefühlsausbrüchen. 46 Jahre nach dem letzten Endrundeneinzug, wie es seinerzeit in der Bundesliga hieß, ist alles anders. Die Menschen im Dome sind völlig aus dem Häuschen, kreischen vor Verzweiflung oder Vergnügen, entwickeln dabei eine Energie, die den Protagonisten auf dem Parkett offensichtlich Flügel verleiht. Die sechste „Frau“, der sechste „Mann“ der Academics steht in der Kurve oder erhebt sich aus blauen Schalensitzen. Diese Fans jedweder Altersklasse sind leidensfähig – und vor allen Dingen bewundernswert und nimmermüde positiv.

Sie glauben an dieses Team, das im Finnen Danny Jansson einen exzellenten Cheftrainer besitzt und in Ryan Mikesell, DJ Horne, Michael Weathers, Bakary Dibba und Osun Osunniyi (leider derzeit verletzt) über hervorragende Importspieler verfügt. Ob Mikesell und Horne auch ab Sommer weiterhin das Academics-T-Shirt-Trikot tragen werden, ist völlig offen. Es sind inzwischen begehrte Profis, die anderswo wesentlich mehr Geld verdienen können.

Unbequeme NINERS

In der Gegenwart interessiert dies kaum. Im Viertelfinale ab 17. Mai warten die NINERS Chemnitz auf die Academics. Es ist ein komplizierter, unbequemer, Overtime-erfahrener Kontrahent. Die starken Sachsen sind letztjähriger BBL-Halbfinalist und stolzer Gewinner des FIBA Europe Cups. Für sie spricht der Heimvorteil, den sie als Vierter im Kräftemessen mit dem Fünften genießen. Nach dem Modus „Best of five“ geht es um den Halbfinaleinzug. Dort wartet auf Chemnitz oder Heidelberg der FC Bayern Basketball als Hauptrunden-Primus - oder eben der Gewinner der dritten Play-In-Begegnung am Donnerstag. Ach ja: Das Starensemble aus München gewinnt am Sonntag das Abschlussmatch gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg mit 73:72 – wenige Sekunden vor der finalen Sirene, durch einen Dreier von Niels Giffey. Es passt zu dieser turbulenten, an Spannung nicht zu überbietenden Hitchcock-Spielzeit!

Hype und Landung

Die sogar noch zu toppen ist? Alles, fast alles ist zumindest für die MLP Academics Heidelberg möglich. Warum? Weil das Team zusammenhält. Die Comeback-Mentalität, die Resilienz und die „Unberechenbarkeit“ dieser Basketball-Gruppe hervorstechende Merkmale sind. Die „Highdelberger“ sind ab sofort in der Underdog-Rolle. Alles, was jetzt noch kommen kann, ist die Vergoldung einer außergewöhnlichen, völlig verrückten Saison im vierten Jahr nach dem Aufstieg.

Die hohe Kunst dabei? Basketball-Heidelberg darf den entstandenen Hype unter den Körben dankbar und demütig mit in die Playoffs nehmen. Nichts Großes ist im Sport und anderswo ohne Begeisterung geschaffen worden.

Der schwierigste Punkt beim Höhenflug ist indes die Landung. Mit Herz und Hand geht vieles, vieles leichter.

Hinweis:

Playoff-Viertelfinale, 17. Mai, 1. Spiel (Samstag, 17 Uhr): NINERS Chemnitz - MLP Academics Heidelberg; 20. Mai, 2. Spiel (Dienstag, 20 Uhr): MLP Academics - NINERS; 25. Mai, 3. Spiel (Sonntag, 16.30 Uhr): NINERS - MLP Academics; 27. Mai, evtl. 4. Spiel (Dienstag, 18.30 Uhr): MLP Academics - NINERS; 29. Mai, evtl. 5. Spiel (Donnerstag, 15 Uhr): NINERS - MLP Academics.

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