Schweiz 2024, 117 Minuten
Deutsche Originalfassung | FSK: ab 16
Regie & Buch: Ramon Zürcher
Kamera: Alex Hasskerl
Schnitt: Ramon Zürcher
Musik: Balz Bachmann
Produktion: Silvan Zürcher (Zürcher Film), SRG
DarstellerInnen: Maren Eggert, Britta Hammelstein, Luise Heyer
Festivals & Preise:
Schweizer Filmpreis 2025: Bestes Drehbuch, Bester Ton
Mit diesem Film vollendet der junge Schweizer Regisseur Ramon Zürcher seine „Tiertrilogie“, welche er bereits 2014 mit Das merkwürdige Kätzchen begann. Und natürlich kreucht und fleucht es auch in diesem Film wieder, dass es eine wahre Freude ist. Man kann sie kaum aufzählen, all die Tiere, welche diesen Film bevölkern. Hunde und Katzen – selbstverständlich. Dazu der titelgebende Spatz, Hühner, Fische, Raupen und Schmetterlinge, eine Ratte und vieles, vieles mehr.
Firmierte der Bruder Silvan bei den ersten beiden Filmen der beiden noch als Co-Regisseur, zeichnet er nun allein für die Produktion zuständig, während Ramon die Regie allein übernimmt. Und wie schon in den beiden ersten Filmen steht auch diesmal wieder ein Geschwisterpaar und ihre Fehde im Zentrum des Films. Diesmal sind es die beiden Schwestern Karen und Liv. Während die ältere Karen mit ihrem Mann und Kindern das elterliche Familienhaus übernommen hat und bewohnt, ist ihre jüngere Schwester ins Ausland geflohen – vor einem dunklen Geheimnis in der Kindheit beider – wie schon bald offensichtlich wird. Um den runden Geburtstag von Karens Mann zu feiern, kommt sie nun zurück – ebenfalls mit Gatten und Teenager-Kindern. Alles ist ganz wunderbar entspannt, alle freundlich, aufgeräumt, links-liberal und beruflich erfolgreich. Man wohnt gediegen-rustikal und naturnah. Weltgewandt spricht man Hochdeutsch statt Schweizer Mundart. Auch wenn der Film in Rapperswil gedreht wurde, es könnte genauso gut der Aargau oder der Hegau sein. Das Gift, welches das Familienidyll schließlich in ein Schlachtfeld verwandelt, fließt langsam ein, ist aber von absolut ätzender Qualität. Kleine bösartige Bemerkungen, halblaut im Vorübergehen gemurmelt, so dass man sich erst einmal fragt, ob man da wirklich richtig gehört hat. Doch dies ist erst der Anfang.
Zweifelsohne ist Der Spatz im Kamin der krönende Abschluss dieser Trilogie und Ramon Zürchers bislang bester Film. Zwei Schweizer Brüder, die sich als nicht mehr zu unterschätzende Kraft im europäischen Autorenfilm etabliert haben.
(Richard Hehn)
Dieser Film wird am 20.08.2025 ebenfalls im guckloch Kino in Villingen gezeigt.